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Hochglanzsex

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Im Zeitungsregal steht seit August ein neues Erotikmagazin für Frauen. Allerdings nicht zwischen „Praline“ und „Playgirl“, sondern in einer Reihe mit „Dummy“, „Sleek“ und all den anderen Lifestyle-Magazinen: „Alley Cat“, gemacht von drei Studentinnen aus Düsseldorf, bringt stilvolle Erotik und inhaltlichen Anspruch zusammen.

„100 Seiten Lust“ „Alley Cat“ funktioniert wie ein Lifestyle-Magazin mit monothematischen Ausgaben. Doch das Thema ist immer: Sex. Auf 100 Seiten Hochglanzpapier finden sich zwar auch Spielzeuge, Tipps für Dirty Talk und erotische Fotostrecken. Vor allem will „Alley Cat“ aber durch interessante Portraits und gute Reportagen überzeugen. In der im Juli veröffentlichten ersten Ausgabe gelingt das für eine junge Redaktion schon ganz gut: Das Portrait über die erfolgreichste Designerin von Luxus-Liebesspielzeug, Shiri Zenn, und auch die Reportagen über den Besuch auf einer Dildo-Party, das Window-Shopping im Amsterdamer Rotlichtviertel und die Arbeit bei einer Sexhotline sind nicht nur für Frauen lesenswert.

Die "Alley Cats" Jana Vetter, Ina Küper und Marlene Burba. Chefredakteurin und Herausgeberin Ina Küper war bis vor kurzem noch Studentin an der Düsseldorfer AMD Akademie für Mode & Design. Die Idee zu „Alley Cat“ kam der 24-Jährigen während der Vorbereitungen auf das Examen. Sie ist zuständig für die Vermarktung, das Artwork und den redaktionellen Inhalt. Unterstützt wird sie dabei von den zwei Mitstudentinnen Marlene Burba und Jana Vetter. jetzt.de: „Alley Cat“ heißt wörtlich übersetzt „streunende Katze“, sinngemäß bedeutet es vor allem aber Flittchen. Wieso gerade dieser Name? Ina Küpper: Ich wollte einen Namen, der frivol, aber trotzdem elegant klingt. Obwohl eine streunende Katze sich nimmt, was sie will – auch in sexueller Hinsicht –, steht dieses Tier für Anmut und Stilgefühl. „Alley Cat“ beschreibt also alles, was das Magazin ausmacht: Eine Alley Cat ist für mich eine sexuell befreite und anbetungswürdige Frau. Nach dem Studium machen die meisten Journalismusstudenten Praktika, mit Glück vielleicht ein Volontariat. Ein eigenes Magazin zu veröffentlichen, trauen sich Jungjournalisten eher selten. Sehr mutig… Den Anstoß, das eigentliche Uniprojekt „Alley Cat“ tatsächlich umzusetzen, haben mir meine Dozenten gegeben. Sie haben mir verdeutlicht, dass es nicht unrealistisch ist, ein eigenes Magazin auf den Markt zu bringen. Wieso ich mich am Ende aber wirklich getraut habe, frage ich mich manchmal selbst. Eigentlich bin ich ein Angsthase. Was unterscheidet „Alley Cat“ von Pornoheften wie „Playgirl“? Einerseits die optische Aufmachung. Während Magazine wie „Playgirl“ auf dem Cover immer einen halbnackten Mann zeigen, wird das Thema bei uns etwas subtiler visualisiert. Andererseits ist der Inhalt natürlich ein ganz anderer – „Alley Cat“ bietet keine pornografischen Fotostrecken, sondern vor allem textlichen Inhalt. Im Magazin findet die Leserin viele nackte Frauen – aber nur wenige Männer. Schauen sich Frauen lieber nackte Frauen an als nackte Männer? Mindestens genauso gern. Viele männerliebende Frauen haben lesbische Tendenzen. Auch wenn man diese homosexuellen Fantasien nie in die Tat umsetzt, spielen sie eine wichtige Rolle für die eigene Sexualität. Nackte Frauen sind einfach ästhetisch und natürlich schaut man sie sich auch gerne an, um den eigenen Körper mit einem fremden zu vergleichen. Wie sind die Reaktionen auf das Magazin? Die Leserinnen sind ausnahmslos begeistert. Ich bekomme täglich Mails von Frauen, die sich über unsere Verkaufsstellen informieren oder einfach nur Lob loswerden wollen. In den letzten Wochen ist sehr deutlich geworden, dass der Zielgruppe, also den Frauen von 25 bis 40 Jahren, ein solches Medium gefehlt hat. Viele Leserinnen sagen, dass sie „Alley Cat“ sehr genießen und sich durch uns verstanden und in ihrer Sexualität unterstützt fühlen. Welche Rolle spielt Erotik in deinem Leben? Eine große! Aber ich denke, darin unterscheide ich mich nicht von anderen Frauen. Sexualität und Körperlichkeit sind wie Essen, Trinken und Schlafen ein Grundbedürfnis. Darin liegt die Daseinsberechtigung von „Alley Cat“. Ich bin keine übersexualisierte Nymphe – nur eine Frau mit menschlichen Bedürfnissen. Ich passe in meine eigene Zielgruppe und die interessiert sich für die eigene Lust und die verschiedenen Möglichkeiten, alle Sinne zu verführen. Und dein Freund, was sagt der zu „Alley Cat“? Wir leben zusammen unter einem Dach und er hat die Entstehungsgeschichte von „Alley Cat“ von Anfang an miterlebt. Er ist derjenige, der mich ermutigt, weiterzumachen, wenn meine Kräfte mal wieder nachlassen. Rückblickend würde ich sagen, dass es das Magazin ohne seinen Zuspruch nicht geben würde. Siehst du die Zukunft von „Alley Cat“ bei einem großen Verlag? Ich werde weiterhin versuchen, die Zeitschrift in Eigenregie zu publizieren. Die Selbstständigkeit garantiert mir totale kreative Freiheit und das Recht, „Alley Cat“ so umzusetzen, wie es mein Konzept vorsieht. Trotzdem schließe ich die Zusammenarbeit mit Investoren und Verlagshäusern nicht grundsätzlich aus – allein schon wegen der Kosten. Für die erste Ausgabe von „Alley Cat“ ist mein Erspartes draufgegangen, 15.000 Euro. Mein Traum war mir das aber wert. „Alley Cat“ gibt’s für 4,50 Euro am Kiosk und in ausgewählten Sexshops. Ausgabe Nr. 2 erscheint am 3. September.

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