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Harvey Mansfield kennt die perfekte Männlichkeit
Für Mansfield sind Männer heutzutage Weicheier, ein Abklatsch von dem, was sie einmal waren. Tendieren eher Richtung Frau. Und Frauen, die interessieren ihn nicht, denn die sind nicht ernst zu nehmen. Weil die Emanzipation Männern so übel mitgespielt hat, krankt unsere Welt, unsere Gesellschaft, einfach alles. Würden sich Männer auf ihre natürlichen Eigenschaften zurückbesinnen, wären wir alle gerettet. Mansfields Definition ist simpel: „Mannhaftigkeit ist das Gegenteil von männlicher Schwäche. Es bedeutet Zuversicht in Risikosituationen, Autorität, Durchsetzungsvermögen, Aggression, Entschlossenheit und Ehrgeiz.“ Richtige Männer sind für ihn Arnold Schwarzenegger und Dick Cheney. Richtige Frauen übrigens solche wie Margaret Thatcher, weil er „von jemandem erzählt bekommen hat, der sie einmal besuchte, dass sie sich gegenüber ihrem Ehemann sehr weiblich verhält.“ Klasse Rechercheleistung, Herr Mansfield. Davon abgesehen galt Maggie wohl noch nie als besonders weiblich.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Der Mann von heute braucht mehr Mut zum Risiko, ist er doch der Einzige, der das Risiko tragen kann. Frauen sind dafür nicht geschaffen. Frauen sind überhaupt für die großen Dinge der Menschheit nicht geschaffen. Nicht umsonst kommt das Wort „mankind“ von „man“, sonst hieße es ja „womankind“. Alle wichtigen Personen der Vergangenheit waren Männer. Große Frauen eher die Ausnahme der Regel. Achja, außerdem sind 98 Prozent der Portiers in New York Männer – wegen des Mutes zum Risiko. Wackelige These? Irgendwie schon.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Mansfields Parolen schallen seit der Veröffentlichung seines Buches quer durch die Vereinigten Staaten und sorgen für Aufruhr. Das dünne Büchlein hat die fast müde gewordenen Feministinnen wieder aufgeweckt. Der Professor wird um zahlreiche Interviews gebeten, deren Inhalte offene Münder zurück lassen. Der New York Times Reporterin Deborah Solomon erklärt er, dass ein echter Mann männlich wird, wenn er zum Jagen geht und er sich selbst vor allem dadurch als besonders maskulin empfindet, weil er zuhause fürs Möbelrücken zuständig ist. Das kann seine zierliche Frau nicht und deswegen macht es ihn unersetzlich. Die feministische Schriftstellerin Naomi Wolf entlockte Harvey Mansfield ein anderes interessantes Zitat. Als er erklärte, dass Frauen keine ernst zu nehmende Autorität besitzen, fragte sie ihn, ob er aufrichtig glaube, dass man einen Penis braucht, um jene zu erlangen. Er bejahte eifrig. Robin Lakoff, Linguistikprofessorin aus Berkely, nennt Mansfields Buch einen „verzweifelten Aufschrei. Sie sehen hier einen Mann, der seine männlichen Privilegien dahinschwinden sieht seit die Gesellschaft gleichgestellter wurde. Er will die Uhr zurückdrehen.“ Dass Mansfield mit seinen Thesen bei Frauen auf Ablehnung stößt, war zu erwarten. Die Reaktion der amerikanischen Männer fiel aber kaum besser aus. So fragte ein männlicher Autor der New York Times, wann der 73-jährige Mansfield wohl zum letzten Mal sein Institut verlassen hat, wäre doch in den letzten Jahrzehnten einiges passiert, was nur ein absolut Blinder übersehen kann. Eigentlich ist so viel passiert, dass man(n) kaum mitkommen kann. Erst wird erwartet, dass Männer sensibler werden, sich mehr auf ihre Frauen und die Umwelt einstellen und öfter mal den Müll rausbringen, jetzt ist der männliche Beitrag zur Gesellschaft mit Möbelrücken abgetan? Das Mann-Sein ist permanent auf dem Prüfstein. Soziologen und Psychologen werden nicht müde, neue Maßstäbe aufzusetzen, an denen sich ein Mann zu messen hat. Vor ein paar Jahren schon schlug der amerikanische Männerforscher Herb Goldberg in die Rückbesinnungs-Kerbe, indem er diese sieben maskulinen Imperative formulierte: 1. Je weniger Schlaf ich benötige, 2. je mehr Schmerzen ich ertragen kann, 3. je mehr Alkohol ich vertrage, 4. je weniger ich mich darum kümmere, was ich esse, 5. je weniger ich jemanden um Hilfe bitte und von jemandem abhängig bin, 6. je mehr ich meine Gefühle kontrolliere und unterdrücke, 7. je weniger ich auf meinen Körper achte, - desto männlicher bin ich. Mit diesen beiden Vertretern der Ohrensesselgeneration werden solche Parolen hoffentlich bald aussterben. Sowohl Frauen als auch Männer profitieren von dem, was in der feministischen Bewegung der 60er und 70er geleistet wurde. Einem Mann im Jahre 2006 als einzige Funktion für die Gesellschaft das Möbelrücken zuzuschreiben, ist demütigend und degradierender, als eine Frau in die Küche zu schicken. Bilder: amazon.com & gov.harvard.edu