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Gute Uni, schlechte Uni: dein Studenten-Leben als Seifenoper
"Am Schmerzenmösle" heißt die neue Seifenoper, die am Bodensee vor Studenten live zur Aufführung kommt. "Der skurrile Name ist echt", sagt Theaterleiterin Tessa Theodorakopoulos, 60, und lacht. "Es gibt in Konstanz eine Straße, die so heißt und in der auch ein gleichnamiges Studenten-Wohnheim steht". Auf der Bühne werden Realität und Fiktion miteinander verknüpft: Seit letzter Woche gibt es jeden Dienstagabend eine 20-minütige Aufführung im Uni-Theater Konstanz. Die beiden Start-Aufführungen vor und nach den Weihnachtsferien waren derart gut besucht, dass die Stühle hinten und vorne nicht reichten. Jeweils über 70 Zuschauer wollten die studentische Seifenoper sehen.
"Am Schmerzenmösle" wird hingebungsvoll gelitten. "Die Theatersoap-Idee ist eigentlich schon 15 Jahre alt", sagt Theodorakopoulos. "Ich wollte sehen, ob Wiederholungsformate wie eine Daily Soap auch im Theater funktionieren können und ob Zuschauer bereit sind, dafür jede Woche wiederzukommen." Einziges Problem: Bislang fehlte der Regisseurin die passende Geschichte. Dieser hat sich jetzt Stephan Greitemeier, 29, angenommen. Er ist selbst Absolvent der Konstanzer Uni und hat dort Medien- und Literaturwissenschaft studiert. Er entwickelte das Format und die Charaktere und siedelte die Themen nah an den studentischen Alltag: In den jeweiligen Folgen geht es um die Elite-Uni-Diskussion und um Studiengebühren genauso wie um sexuelle Orientierungen oder die Affären zwischen Studentinnen und Professoren. "Es war uns wichtig, nicht nur seifige Tragik, sondern auch einen Uni-Bezug herzustellen, um damit auch ein Politikum liefern zu können", sagt die Theaterleiterin. Soll heißen: Wenn die Studenten nach den Aufführungen den Inhalt diskutieren, ist es den Machern nur Recht. In England und Amerika ist es an Universitäten oft Tradition, mittags kleine kabarettistische, universitäre Geschichten zum Besten zu geben. Da viele Studenten in Konstanz aber auch zur Mittagszeit Veranstaltungen haben, finden die Soap-Vorstellungen um 18.15 Uhr statt, zum "studentischen Feierabend" also und damit auch zur besten Soap-Zeit. Einziger Unterschied zur TV-Serie: Die Konstanzer Studenten wollen nur einmal in der Woche auftreten. Viermal die Woche proben sie für die 20 Minuten - und besuchen freilich nebenher ihre Seminare und Vorlesungen. Ganz zu schweigen von dem im Vergleich ernsthaften Theaterstück, das im kommenden Semester wieder einstudiert und im Herbst aufgeführt werden soll.
Tragik, Seife, Uni.
Das Interesse beim Publikum ist angeblich groß. Deshalb sollen die Zuschauer nun auch mit eingebunden werden: Die Studenten können Themenvorschläge schicken, die eventuell in spätere Episoden eingebaut werden. "Zusätzlich wollen wir auch Studenten die Möglichkeit geben, die Soap selber zu inszenieren. Das ist bei 20 Minuten gut umsetzbar. Und wenn alles weiterhin gut klappt, könnten auch andere bekannte Personen aus Konstanz in Gastrollen auftreten, zum Beispiel der städtische Theater-Intendant", erklärt Theadorakopoulos.
Generell ist der Ausgang des Projektes aber noch offen. Erstmal wird abgewartet, wie lange bei Publikum und Schauspielern die Lust auf "Seifiges" noch anhält. Vielleicht schlägt der von TV-Soaps bekannte Suchtfaktor ja auch noch beim Theaterformat zu – ausreichend Stoff für die unendliche Soap-Geschichte ist auf jeden Fall vorhanden, denn Autor Stephan Greitemeier hat bereits 20 weitere Charaktere entworfen.
[i]Bis zum Semester-Ende sind zunächst noch drei weitere Episoden geplant. Die nächste Vorstellung findet am kommenden Dienstag, 22. Januar 2008, um 18.15 Uhr statt.[/i]
Text: johannes-graupner - Fotos: Universität Konstanz