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Großes Interesse am Freiwilligendienst der Regierung

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Die Website weltwaerts bündelt seit September die Stellenangebote von sogenannten Entsendeorganisationen. Das sind Vereine oder Verbünde, die schon seit längerem Hilfsprojekte im Ausland betreuen oder finanzieren und schon öfter Helfer in Entwicklungsländer geschickt haben. Wenn sich diese Entsendeorganisationen bei weltwaerts akkreditieren und dort Stellen in ihren Hilfsprojekten anbieten, bekommen sie seit September Geld: die Bundesregierung zahlt pro Freiwilligem und Aufenthaltsmonat bis zu 580 Euro. Der Zuschuss hilft den Teilnehmern zum Beispiel bei der Finanzierung der Anreise oder zusätzlicher Versicherungen und die Bundesregierung freut sich, weil mehr Deutsche Auslandserfahrung sammeln. Nach dem Willen der Entwicklungsministerin sollen schon im nächsten Jahr bis zu 3.000 Leute mit dem neuen Programm ins Ausland geschickt werden.

Hartmut Euler vom Arbeitskreis Lernen und Helfen in Übersee e.V. ist derzeit noch skeptisch, ob es schon im ersten Jahr so viele Teilnehmer werden. Nach seinem Wissen sind viele Entsendeorganisationen mit ihren Einsatzplätzen noch nicht anerkannt. „Die sind das Nadelöhr", sagt Euler. Dabei sei das Interesse an solchen Auslandsaufenthalten sehr groß, sagt Euler. „Entscheidend ist aber die Frage: Gibt es genügend lokale Partner, bei denen man einen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst anbieten kann?" Beim Deutschen Entwicklungsdienst (DED) in Bonn ist man gerade dabei, die Entsendeorganisationen mit ihren Einsatzplätzen unter einen Hut zu bekommen. Nach Angaben von Günter Könsgen, dem stellvertretenden Geschäftsführer des DED könnten es bis zu 200 Organisationen werden, die mit ihren Stellen in Hilfsprojekten unter das Dach von weltwaerts kommen. Innerhalb der nächsten drei Jahre, so Könsgen, sollen bis zu 10.000 Freiwillige mit weltwaerts ins Ausland gehen. Zehn Prozent der Stellen will der DED dabei selbst bereit stellen. „Wir wollen im nächsten Jahr 250 bis 300 Entsendungen in 23 Pilotländer übernehmen“, so Könsgen, der sich über mangelndes Interesse an dem neuen Freiwilligendienst nicht beklagen kann. „Bisher haben wir noch keine Werbung gemacht“, sagt Könsgen. „Aber auch ohne Werbung haben wir bereits 350 Bewerbungen. Das wird durch unsere Werbemaßnahmen noch mehr werden. Im Januar treffen wir eine erste Auswahl, um dann eine Pilotgruppe von 40 Leuten zu entsenden.“ Auch bei anderen Entsendern klingelt ständig das Telefon. Der Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen e.V. (VNB) hat seit dem Start von weltwaerts bereits 15 Stellen für junge Freiwillige geschaffen. „Die hatten wir vorher noch nicht", so Bettina Bolduan, die im Verein für den Freiwilligendienst zuständig ist und von einem kleinen Ansturm auf die Plätze berichtet. „Es haben sich ganz viele gemeldet – wir hatten zwischen 10 und 20 Anfragen in der Woche." Der VNB bietet Hilfsprojekte in Ghana, Brasilien, Südafrika, Senegal, Indien und Tansania an. „Wir haben Projekte im Umweltbereich, wir arbeiten in Kinderheimen und in Schulen. Anfang des kommenden Jahres geht die erste Teilnehmerin in ein Recycling-Projekt nach Brasilien", sagt Bolduan. „Das Interesse ist wahnsinnig" sagt auch Marlies Löffel aus dem Vorstand der Together-Hilfe für Uganda e.V. in Kassel. Der Verein ist bei weltwaerts bereits als Entsendeorganisation anerkannt. „Wir konnten uns am Anfang nicht mehr helfen vor Anrufen, das ging den ganzen Tag", erinnert sich Löffel. Vor allem Abiturienten nahmen den Hörer in die Hand und riefen an. „Aber Abiturienten können sich bei uns gar nicht bewerben. Wir suchen derzeit zwei Leute, die mindestens schon ein paar Semester studiert haben und ein Wasserprojekt und ein Berufsschulprojekt betreuen können." Löffel freut sich nun zwar über das Interesse der Schüler („Wir hatten im September 50 Anrufe in drei Tagen"), wünscht sich aber auch, dass sich die potentiellen Entwicklungshelfer besser informieren. „Viele haben nicht mal auf unsere Homepage geschaut", erinnert sich Löffel. Günter Könsgen vom DED kann diese Erfahrung nur bejahen. „Bei den Interessenten handelt es sich überwiegend um Abiturienten“, so Könsgen. Dabei sollen bewusst auch andere Gruppen angesprochen werden. „Wir wollen nicht nur junge Akademiker reinbringen; wir wollen auch junge Menschen mit abgeschlossener Berufsausbildung. Das ist uns ein besonderes Anliegen. Wie weit das auch gelingt? Mal sehen. Die meisten Leute stecken im Beruf und es ist schwer, an sie ranzukommen. Sie können sich auch nicht so leicht von ihrem Job lösen und tun sich oft schwer, nach dem Aufenthalt wieder einen Job zu finden.“ Vom nächsten Jahr an soll es auf www.weltwaerts.de eine Stellenbörse geben, in der alle Projekte einsehbar sind. Bislang sind dort nur die Websites der Entsendeorganisationen versammelt.

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