Flash Atkins Musikvideo zu seinem Song "The Sweetshop" parodiert den Stress, der mit der Vermarktung des eigenen Genius im Internet einhergeht
mercedes-lauenstein
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Wenn einem als kreativer Mensch vor lauter Überforderung einfach keine Idee mehr einfallen will, hat es sich schon oft als die ideale Lösung erwiesen, genau diese Überforderung zum Thema zu machen. So in etwa müssen der Musiker Flash Atkins und die Seismik-Macher sich das gedacht haben, als sie ein Konzept für Atkins Musikvideo zum Song „The Sweetshop" entwarfen. Sie drehten einen Videoclip über das Hochladen eines Videoclips.
Die Story spiegelt die Wirklichkeit: Als gegenwärtiger Musiker ist Flash Atkins darauf angewiesen, seine vielfältigen sozialen Netzwerke stets mit neuem Futter zu versorgen. Nur, wenn er überall und zu jedem Zeitpunkt Präsenz zeigt, besteht Hoffnung auf dauerhaften Erfolg. Während er einen Videoclip bei YouTube hochlädt, befasst er sich mit tausenden anderen digitalen Tätigkeiten: Sein Mailprogramm hüpft, mehrere Chatfenster ploppen auf, alles blinkt und blitzt und nervt. Hektisch versucht Flash allen Kanälen gerecht zu werden. Es öffnen sich immer mehr Tabs und schließlich schafft er es nicht mehr, dem ewig lockenden Labyrinth der Prokrastination zu entfliehen. Verwirrt folgt er Werbebannern zu dubiosen Medikamentenwebsites und bleibt an Teaservideos von strippenden Frauen kleben.
http://www.youtube.com/watch?v=Tlr22x-qqAs
So überzogen der Clip sein mag erinnert er den Betrachter doch an sein ganz persönliches Internet-Dilemma: Was von außen oft locker und lässig dahergetippt wirkt, ist in Wahrheit ziemlich zermürbend.
Dass das Seismik-Video schließlich über jene Social Media Kanäle des Internets promoted wird, die es ja eigentlich parodiert, verleiht seiner traurigen Moral eine doppelte Tragik: Wir haben uns offenbar von der Social-Media Maschinerie des Internets versklaven lassen. Ein Entrinnen gibt es nicht mehr. Zumindest nicht für all jene, die auf ein wenig Aufmerksamkeit hoffen.