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Generation Pop Dschihad: Interview mit Al-Qaida-Experte Yassin Musharbash

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Was unterscheidet die Al-Quaida heute von der Al-Quaida vor fünf Jahren? Vor dem 11. September war Al-Quaida eine straff geführte Organisation, in der es sogar regelrechte Arbeitsverträge gab. Terroristen erhielten direkt von Osama Bin Laden Aufträge und auch Geld. Diese Kaderorganisation ist zerstört. Jetzt ist Al-Quaida ein intelligent arbeitendes Netzwerk, das vor allem über das Internet miteinander verbunden ist. Dort können sich die Sympathisanten auf schwarzen Brettern erkundigen, wie sie zum „Heiligen Krieger“ werden, und religiöse Debatten führen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Yassin Musharbash Al-Quaida hat auch viele neue Anhänger gefunden, die Sie als „Generation Pop Dschihad“ bezeichnen. Was ist das? Die Schar der Sympathisanten von Al-Quaida ist sehr unterschiedlich. Bei der Generation Pop Dschihad handelt es sich um eine spezielle Gruppe junger Menschen, die Osama Bin Laden nicht so sehr als Kriegsherrn bewundern, sondern als Popstar. Sie sind Bin Laden-Fans, weil er für sie eine starke arabische Welt symbolisiert, die Macht hat und überall Angst verbreitet. Auf Bildern, die sie im Internet veröffentlichen, montieren sie Bin Laden wie einen Filmstar auf Plakaten. Woher kommt diese Ablehnung des Westens gerade in der jungen Generation? In fast allen arabischen Ländern haben die Regierungen komplett darin versagt, Ar-beitsplätze für junge Menschen zur Verfügung zu stellen. Diese Menschen sind häufig sehr gut ausgebildet – haben aber keine richtige Einstiegschance im Leben. Das macht sie anfällig für jene, die allen Zorn auf ihre angeblich zu sehr prowestlichen Regierungen und den Westen an sich lenken. Müssen wir vor der Generation Pop Dschihad Angst haben? Das ist schwer zu beurteilen. Einerseits sind diese Bin Laden-Fans auf jeden Fall weniger gefährlich als jene, die sich enger an die Ideologie von Al-Quaida gebunden fühlen. Einige würden eine Greencard in die USA einem Ticket in den Dschihad wohl vorziehen. Dennoch könnten einzelne zu Terroristen werden – auch die Attentäter von London hätte vorab niemand als gefährlich eingestuft. Wie wird sich die Gefahr durch Al-Quaida-Terror allgemein für den Westen in den kommenden Jahren entwickeln? Einen Anschlag wie den vom 11. September 2001 wird es voraussichtlich nicht mehr geben: Von einer so komplexen und teuren Aufgabe ist das heutige Netzwerk überfordert. Doch der Terror geht weiter – und auch viele Anschläge geringeren Ausma-ßes können fürchterlich sein. Im schlimmsten Fall könnte es in Europa in zwanzig Jahren dasselbe erdrückende Lebensgefühl wie heute in Israel geben: Die Men-schen sitzen dann zum Beispiel in einem Café in Köln und wissen, irgendwann in diesem Jahr wird sicher noch eine Bombe hochgehen. Die Anschläge von New York jähren sich in diesem September zum fünften Mal. jetzt.de fragt deshalb: Wo warst du, als du vom 11. September erfahren hast?

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