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Gema in gerecht

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Die derzeit von großen Teilen der sogenannten „Netzgemeinde“ eingeforderte Revolution des Urheberrechts wird von der Gegenseite gerne kleingeredet. Die Forderungen seien entweder planlos oder führten geradewegs in eine Gratiskultur, in der die Urheber letztendlich auf der Strecke blieben. Auch die Gema, eines der Hassobjekte der Verfechter des freien Internets, erfülle trotz ihrer augenscheinlichen Makel eine weiterhin wichtige Rolle.  

Ja, so ihre Verteidiger, sie mag ein bürokratisches Monstrum sein, und ja, erfolgreiche Chart-Künstler werden unverhältnismäßig bevorzugt. Aber wovon soll der entrechtete Urheber in einer Welt des unkontrollierten, kostenlosen Zugangs zu seinen Werken leben? Steht er ohne eine Instanz wie die Gema nicht völlig alleine da?



Meik Michalke, Diplom-Psychologe an der Uni Düsseldorf und Creative-Commons-Aktivist der ersten Stunde, hat nun einen neuen Lösungsansatz in den Ring geworfen, in dem derzeit hitzig über das Urheberrecht gestritten wird. Eine Art gerechtere Gema ist seine Vision, genannt C3S (Cultural Commons Collective Society). Seit zwei Jahren haben er und seine Mitstreiter an der Idee dieser neuen Verwertungsgesellschaft gearbeitet, von der sowohl Künstler als auch Nutzer profitieren sollen.

Grundsätzlich hat Michalke nichts gegen Verwertungsgesellschaften wie die Gema. Sie seien sinnvoll und sollten nicht abgeschafft werden, mit dem neuen Konzept möchte er aber die bisher bestehenden „strukturellen Problempunkte“ lösen. So sieht er das Hauptproblem der „alten Musikkultur“ in der undemokratischen Entscheidungsfindung innerhalb der Gema.

Die Gema gibt sich zwar nach außen gerne basisdemokratisch, faktisch gesehen sind aber nur Urheber mit Gema-Einnahmen von mindestens 30.000 Euro in fünf Jahren stimmberechtigt. Solche Einnahmen werden größtenteils von erfolgreichen Mainstream-Künstlern und Verlagen verbucht, der Großteil der Gema-Künstler hat also kein Entscheidungsrecht. Aus dieser einseitigen Interessenvertretung ergeben sich die weiteren Probleme, die die Gema in den letzten Jahren immer wieder in die Kritik gebracht haben, wie zum Beispiel der undurchschaubare Verwertungsschlüssel, nach dem die Einnahmen verteilt werden. „Diejenigen, die etwas zu sagen haben, haben kein großes Interesse an Veränderungen im Gema-System,  solange es für ihre Interessen gut funktioniert“, meint Michalke, der mit seinem C3S-Konzept ein Entscheidungsverfahren vorsieht, das alle Mitglieder gleichstellt.  

Außerdem soll es registrierten Künstlern der C3S gestattet sein, ihre Werke auch unter freien Creative-Commons-Lizenzen zur Verfügung zu stellen. Gema-Künstler sind bisher verpflichtet, ihr Werk ausschließlich unter konventionellen Lizenzen zu veröffentlichen. Damit ist eine freie Weitergabe oder -verwendung der Musik, selbst wenn sie vom Künstler erwünscht ist, von vornherein verboten. Ein C3S-Mitglied soll selbst entscheiden, unter welcher Lizenz er sein Werk stellen möchte. So könnte er zum Beispiel einen Song unter absolutem Copyright-Schutz veröffentlichen, während er einen anderen zur freien Verfügung, zum Beispiel für Remixe anderer Künstler, unter Creative-Commons-Lizenz ins Netz stellt.

Das C3S-Konzept wäre rein theoretisch sofort realisierbar - ein großer Pluspunkt gegenüber anderen Alternativmodellen. Für die Einführung der Kulturwertmark, die der Chaos-Computer-Club vergangenes Jahr vorstellte, wären nationale und internationale Gesetzesänderungen vonnöten. Das C3S-Konzept könnte schon Ende des Jahres vom Deutschen Patent- und Markenamt abgesegnet werden.

Langfristig könnte C3S laut Michalke schließlich in einer freien Musikkultur inklusive Kulturwertmark als einzelnes Segment zur Verteilung der Einnahmen fungieren. Bisher fehle es aber noch an Kapital,  allein 30.000 Euro Gründungseinlage, von den Kosten für die technische Infrastruktur gar nicht zu sprechen.  

Namhafte Künstler hat Michalkes aber schon für seine Idee gewonnen. In den nächsten Wochen sollen erste Namen fallen.

Text: quentin-lichtblau - Bild: Luxuz / photocase.com

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