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Gedenk-Song aus Oberbayern
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Zehn Minuten brachten Alex Diehl, 27, fast drei Millionen Video-Aufrufe. Am vergangenen Freitag sah der Singer-Songwriter aus Waging am See im oberbayerischen Landkreis Traunstein das Freundschaftsspiel der Fußballnationalmannschaften Frankreich gegen Deutschland im Fernsehen. Der Sport wurde an dem Abend zur Nebensache, als in der ersten Halbzeit Explosionen zu hören waren und fast zeitgleich an sieben Orten in Paris bei Anschlägen und Schießereien Hunderte Menschen getötet und verletzt wurden.
Die ganze Nacht lang verfolgte Alex Diehl Liveblogs auf Nachrichtenwebseiten und schrieb – in zehn Minuten, wie er dem BR sagt – ein Lied, in dem er seine Gefühle verarbeitete. Er filmte sich mit seiner Handykamera im Wohnzimmer, singend und gitarrespielend. Am Samstagabend stellte er den dreieinhalb Minuten langen Song "Nur ein Lied" schließlich auf seine Facebook-Seite und schrieb dazu: "Ich habe ‚Ein kleines Lied’ geschrieben... (...) Mir blieb der Atem weg, als ich den Knall hörte."
"All das was sich bei mir über Wochen und Monate angestaut hat, habe ich aufgeschrieben", sagte Diehl dem BR. Mit seinem Lied fasst er in Worte, was viele nach den Anschlägen in Paris empfinden. Im Refrain heißt es: "Und ich hab keine Lust nur zuzusehen, wie das alles hier in Flammen aufgeht. Ich hab zu viel Angst, um still zu sein, es ist nur ein Lied, doch ich sing’s nicht allein." Damit trifft er einen Nerv, speziell in den sozialen Medien, in denen viele User mit Trikolore-Profilbildern und Eiffelturm-Peace-Zeichen Solidarität mit den Opfern der Anschläge und ihren Angehörigen ausdrücken. Auf Facebook wurde es innerhalb eines Tages mehr als eine Million Mal aufgerufen. Inzwischen haben mehr als 2,5 Millionen Menschen das Video auf Facebook gesehen, 57.000 Mal wurde es geliked und 75.000 Mal geteilt. Außerdem wurden Versionen davon schon auf Youtube kopiert. Diehl arbeitet auch selbst, wie er in einem Kommentar unter dem Video schrieb, an einem neuen Video des Songs für Youtube.
Die Reaktionen auf Diehls Song sind durchweg positiv. In den mehr als 4.500 Kommentaren schreiben User von Rührung, "Gänsehaut pur" und "Tränen", bezeichnen Diehl als "Held des Tages" und danken ihm. Der Songtext wurde außerdem ins Englische übersetzt. Diehl selbst ist von dem Erfolg seines Videos überrumpelt. Die Videos auf seinem Facebook-Account, auf dem er sonst Fotos und Videos aus dem Studio und von der Bühne, Aufnahmen von sich beim Wandern oder vom Zwetschgenknödelkochen mit seiner Oma kochen, haben sonst um die tausend Aufrufe. Politisch will er sich nicht einordnen lassen. "Ich möchte nicht links, nicht rechts stehen. Ich möchte einfach menschlich sein", sagte er dem BR. Dass er Pazifist ist, macht schon der Hintergrund in seinem Videodeutlich, ein Plakat der Friedensbewegung. Und im Text von "Nur ein Lied" heißt es: "Denn wie John Lennon glaub ich daran, the world could live as one."
Text: kathrin-hollmer - Screenshot: Facebook/AlexDiehlOfficial