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Freitag, 2. Mai

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Um einen Studienplatz in Betriebswirtschaftslehre zu bekommen, brauchte ein Berliner Abiturient in diesem Sommersemester einen Abischnitt von 2,8. Ein bayerischer Abiturient musste besser sein. Nur mit einer 2,7 hätte er BWL studieren können. Wenn man aus Hessen oder Baden-Württemberg kommt, wäre sogar eine 2,4 notwendig gewesen. Bei einem Abitur aus Sachsen-Anhalt hätte aber eine 3,5 gereicht. Mit einem Abitur aus dem Saarland hätte man auf jeden Fall BWL studieren können. Hier gab es keine Begrenzung. Warum die Zulassungsbeschränkungen je nach Bundesland unterschiedlich sind? Weil die Schulsysteme unterschiedlich sind, weil verschieden viele Leute studieren wollen, und so weiter. Die Berechnung ist kompliziert. Ausgerechnet wird das von der Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen, kurz ZVS genannt. Diese Stelle vergibt zweimal im Jahr bundesweit Plätze für bestimmte Studiengänge. Wer im kommenden Wintersemester BWL, Biologie, Medizin, Pharmazie, Psychologie, Tiermedizin oder Zahnmedizin studieren will, muss bis zum 15. Juli seine Bewerbungsunterlagen an die ZVS in Dortmund schicken. 120.000 Bewerbungen trudeln jedes Semester im Briefkasten der ZVS ein. 140 Mitarbeiter bearbeiten die eingegangen Unterlagen - und entscheiden über die Zukunft der Studienplatzsuchenden. Das macht die ZVS nun schon seit 30 Jahren: Gestern, am 1. Mai, feierte sie Geburtstag. Gratulationen kommen wenige. Klar, wer keinen Studienplatz bekommt und durch die ZVS seinen Lebenslauf versaut bekommt, will der Behörde nicht gratulieren. Wer einen Studienplatz bekommt, dann aber nicht an der Wunsch-Uni, sondern irgendwo in der Pampa studieren muss, will sicher auch nicht gratulieren. Und die wenigen, die genau den Studiengang und genau den Studienort bekommen, den sie sich wünschen - die sind so glücklich, dass sie die ZVS schnell wieder vergessen. Ob die ZVS auch noch ihren vierzigsten Geburtstag feiert? Ungewiss. Die "Wächterin am Eingang der Alma Mater", wie sich die ZVS selber nennt, ist schon immer und bleibt umstritten. Warum können sich die Unis ihre Studenten nicht selber aussuchen? Warum können Abiturienten nicht selber entscheiden, an welcher Uni sie sich direkt bewerben? Die Kultusministerkonferenz hat im März eine Änderung im Vergabeverfahren beschlossen: 50 Prozent der Bewerber für die Numerus-Clausus-Fächer sollen sich die Unis ab dem Wintersemester 2004/05 bald selber aussuchen können. Vorher müssen sich die Kultusminister der Länder aber noch auf den dazugehörigen Staatsvertrag einigen.

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