- • Startseite
- • Redaktionsblog
-
•
Fernsehen ist von gestern, der echte Trendsetter liest nach
Der Trend ist vor allem, na klar, in Amerika ein solcher. Dort gibt es beispielsweise die Seite mit dem schönen Namen Television without Pity. Insgesamt 160 Serien, aktuelle und schon ausgelaufene, werden dort Folge für Folge nacherzählt. Und zwar nicht kurz und knapp in wenigen Worten – im Gegenteil: Aus einer halbstündigen Folge des Reality-Meisterwerks „Britney und Kevin: Chaotic“ wird eine episch formulierte Nacherzählung des ganzen Elends, dem sich der Zuschauer und Nacherzähler aussetzen musste – inklusive seiner Selbstmordgedanken beim Zoom auf Britneys Poren, die seinen Bildschirm ausfüllten. Erstaunlicherweise funktioniert das so gut, dass man gar nicht mehr das Bedürfnis hat, die eigentliche Show anzusehen. Denn die Autoren können eines wirklich hervorragend: selbst ausgesprochen langweilige Sendungen wie Eine himmlische Familie so zu verhohnepiepeln, dass man über diese Ausgeburt an Konservativismus sogar noch lachen kann. Die Seite „Television without Pity“ ist aus einem privaten Projekt zweier Freunde hervorgegangen, die angefangen hatten, jede Folge von Dawson’s Creek nachzuerzählen. Der Erfolg war groß, die Nachfrage nach anderen Serien ebenfalls, und so wurde aus dem Hobby-Projekt zweier Nerds ein Betrieb, für den mittlerweile über 40 Schreiber vor dem Bildschirm kleben. Das neueste Manöver von Television without Pity ist ein Buch, das die beiden Gründer Tara Ariano and Sarah D. Bunting geschrieben haben: Television Without Pity: 752 Things We Love to Hate (and Hate to Love) About TV ist gerade in Amerika erschienen und über amazon.com erhältlich. Ein Buch über – ist klar – Fernsehen im Allgemeinen und Speziellen. Über geliebte Charaktere wie Cosby-Tochter Denise Huxtable und ungemein anziehende Fernseh-Schnurrbärte (der von Ned Flanders ist super, klar. Aber unsterblich ist alleine der von Tom Selleck).
Auch der MTV-Ableger VH 1 hat sich das Nacherzählen von Fernseh-Ereignissen angeeignet und einen eigenen Blog namens celebreality ins Leben gerufen, der ähnlich wie TwoP die Folgen nacherzählt. In diesem Fall sind es die Shows, die auf VH1 gerade laufen: Hogan knows best, eine Art The Osbournes aus der Wrestler-Welt, und Ice-T’s Rapschool. In einer Mischung aus schriftlicher Nacherzählung, Fotos, wenigen Filmausschnitten und O-Tönen wird da der ganze Wahnsinn der Reality-TV-Welt dokumentiert. Und auch das ist bei weitem unterhaltsamer, als die Sendungen selbst.