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Excel in Cool
Mit Infografiken ist es ein bisschen wie mit dem Dreisatz. Jeder wird sofort bestätigen, wie praktisch sie sind und wie oft man sie brauchen kann, aber: Wenn wir an sie denken, werden wir unweigerlich an die Umstände erinnert, mit denen wir sie beigebracht bekommen haben, nämlich an die Schule.
Mit dem Bauen von Torten- und Säulendiagrammen werden die meisten konfrontiert, wenn sie in der Schule im sogenannten "Informatik"-Unterricht dazu gezwungen werden, mit Excel Balkendiagramme zu bauen, Datensätze zu übertragen, Tabellen zu formatieren, zu beschriften und wieder umzubenennen. Das Ergebnis schmückt bestimmt jedes Referat oder sonstige Art von Präsentation. Aber der Weg dahin ist nicht nur mühsam, sondern meistens viel zu umständlich.
Jetzt ist es nicht so, dass uns Infografiken im Alltag nicht begegnen würden. Im Job haben sie bei vielen einen festen Platz bei Präsentationen und in den Medien begegnen sie uns in Form von Datenjournalismus oder als witzige Umsetzung, wie es zum Beispiel das SZ Magazin mit der "Gefühlten Wahrheit" macht.
Dass wir aber bald selbst freiwillig und zum Spaß solche Infografiken bauen sollen, können wir uns noch nicht so ganz vorstellen. Trotzdem: Torten- und Säulendiagramme mit anderen zu teilen soll nach Foto- und Video-Sharing wie mit Instagr.am und Pinterest bzw. mit Cinemagr.am, Socialcam und Viddy das nächste große Ding sein. Für die optimalen Voraussetzungen sorgen Portale wie Infogr.am, PiktoChart und Visual.ly, von denen jede Woche ein neues dazukommt und mit denen man die Diagramme wie Fotos und Videos gleich über Facebook und Twitter teilen kann.
Die verheißungsvolle Nachsilbe -gr.am bringt eine dieser Plattformen schon mal mit. Infogr.am befindet sich zwar noch im Beta-Status, trotzdem kann man sich mit den - leider bisher nur jeweils fünf - Templates und Grafik-Typen schon ganz gut die Zeit vertreiben. Diagramme kann man mit eigenen Zahlen füllen und mit Text, Bildern und Zitaten eine Infografik daraus basteln. Einen eigenen Account braucht man dafür nicht. Man loggt sich einfach über Facebook oder Twitter ein, wo man die fertigen Grafiken auch gleich veröffentlichen kann.
Auch bei PiktoChart meldet man sich über Facebook oder Twitter an und verarbeitet eigene Daten in aufwendigen Layouts. Leider sind in der kostenlosen Variante nur fünf Templates verfügbar, mit der Premium-Version für 14,99 Dollar im Monat hat man 45 Layouts zur Verfügung. Visual.ly ist ein bisschen anders. Für die Seite braucht man zwar einen eigenen Account, trotzdem visualisiert sie Twitter- und Facebook-Daten, wenn man seinen Account damit verknüpft. Das ist dann zum Beispiel eine Weltkarte, die zeigt, aus welchen Ländern die Leser einer Facebook-Seite kommen, oder ein Kurvendiagramm, das die Entwicklung eines Hashtags im Verlauf eines Monats darstellt.
Diese nützlichen Tools kann man natürlich für Schule, Uni oder Arbeit verwenden und damit Präsentationen aufhübschen. Muss man aber nicht. Grafisch darstellen lässt sich eigentlich alles. Inzwischen beschäftigen sich ganze Webseiten ausschließlich mit der grafischen Darstellungsart. Auf Information is Beautiful stellt David McCandless seine Werke aus, zum Beispiel einen grafischen Überblick über "die Welt der Drogen". Er hat für sich auch gleich eine neue Berufsbezeichnung gefunden, nämlich "Information Designer". Moritz Stefaner nennt sich Informationsvisualisierer und hat unter anderem grafisch dargestellt, welche Müslizutaten gerne zusammen online bestellt werden. Der Künstler und Designer Ivan Cash legt auf seiner Website sogar die "Infographic of infographics" vor, in der zum Beispiel in einem Tortendiagramm verewigt ist, welche Grundfarbe die meisten Infografiken haben (Weiß mit 29 Prozent), oder, welche Grafikart am häufigsten verwendet wird (überraschenderweise das Säulendiagramm mit 32 Prozent, Tortendiagramme liegen abgeschlagen auf Platz vier mit 22 Prozent).
Ein Glück, dass nicht nur Umsatzentwicklungen oder Quartalszahlen in diesen schicken Infografiken verarbeitet werden können, sondern zum Beispiel auch, was man tagsüber gegessen hat. Oder, wie sich die eigene Laune über die Woche entwickelt hat. Praktisch ist das auch, schließlich muss man dann nicht mehr tagsüber einzeln posten, was man so macht, sondern verpackt abends einfach alles in ein schickes Tortendiagramm. Warum, das wissen wir auch nicht - aber wir konnten einfach nicht widerstehen und haben das mal ausprobiert.
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Text: kathrin-hollmer - Fotos: Infogr.am