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Ein echter Trip: Dahin reisen, wo die Drogen wohnen - Teil 1: Real de Catorce
Ein Kurz-Trip durch die Wüste - Real de Catorce, Mexiko Diese wiedererwachende Geisterstadt strahlt Magie aus. Hoch oben an den Rändern der Sierra Madre Oriental steht sie, und bis ins frühe vorige Jahrhundert war eine wohlhabende Silberbergwerksstadt mit 40.000 Einwohnern. In letzter Zeit hat Real angefangen, eine schickere Einwohnerklientel anzuziehen: wohlhabende Mexikaner und Gringos, die einen ungewöhnlichen Zufluchtsort suchen. (…) Visionen der Huicholes: (...) Dieser Halluzinationen verursachende Kaktus hat große kulturelle und spirituelle Bedeutung. Die willkürliche Verwendung durch Ausländer wird als anstößig, ja sogar als Sakrileg, angesehen. Es gibt auch die Sorge, dass zu viele Peyote-Köpfe für Zwecke der Touristen verwendet werden können. Dann hätten die Huicholes große Probleme, genug für ihre zeremoniellen Bedürfnisse zu finden. Lonely Planet – Mexiko, Deutsche Ausgabe
Peyote-Kaktus Schon im Gewirr des viel zu engen Busses, eingepfercht zwischen alten mexikanischen Mamás, Hühnern an Stangen und Säcken von Kaktusfrüchten, spürten wir jenes leichte Kribbeln. Knapp 30 km westlich von Matehuala schnaufte das gelbe Ungetüm durch einen Straßentunnel, wälzte sich schwerfällig an alten Minenschächten vorbei, hinauf in die 2800 m hoch gelegene Geisterstadt Real de Catorce. Um uns herum lagen Träume aus Silber begraben, die einstmals 40.000 Menschen bewogen hatten, hierher zu kommen. Jetzt lebten gerade noch 1000 Leute hier und träumten weiter. Die Mexikaner vom richtigen Claim und Wohlstand, die Indianer von ihrem Gott Peyote und all die Gringos und Touristen von Abenteuer und dem perfekten Trip. Wir genossen den Sonnenuntergang, schauten hinunter ins beeindruckende Farbenspiel der Sierra Madre und waren geistig schon auf dem Weg in die Wüste. Der Ort war magisch. Kein Wunder, dass die Huichol sagen, ihr Gott lebe hier. Unten, in den Weiten der Sierra, in einem Kaktus. Früh morgens brachen wir auf, liefen den Berg hinunter, vorbei an wortkargen Mestizen in einer verräucherten Mezcal-Bar und dem „Comandante“ in zerschlissener Uniform, der lautstark den Schienenverkehr regelte, welcher vor 40 Jahren eingestellt wurde. Wir fragten uns: „Haben wir genügend Wasser? Werden wir sie finden? Was heißt eigentlich Inzest auf Spanisch?“ Wir liehen uns zwei Esel bei der „Bruja“, einer Kräuterhexe am Rande der Wüste, befestigten Wasserkanister und ritten los. Immer gerade aus, einem staubigen Pfad folgend, den ganzen Tag. Wir übernachteten, ritten weiter, waren aufgeregt und nervös, ohne Grund. Es tat sich nichts. Wir waren keine Botaniker, aber alle Kakteen, die wir sahen, hatten Stachel, es waren die falschen. Es begann zu dämmern. Uns, dass wir keine Ahnung hatten, der Sonne, dass es ihr für heute reiche. Der Wind frischte auf und wir hörten Schritte. Zum ersten Mal seit fast zwei Tagen. Der Huichol sah uns, kam gemächlich auf uns zu, kniff die Augen zusammen und reichte uns die Hand. Beide bekamen wir je zwei frisch geschnittene Peyote. „Buen Viaje!“ brummte er und schlich davon. Wir waren glücklich. Es wurde dunkel und auf einmal war Peyote überall. Er leuchtete. Wir schnitten die Buttons voller Respekt. Für 5 cm an Höhe und 15 cm Durchmesser braucht er 30 Jahre. Wir machten Feuer, Wind und Kojoten heulten um die Wette. Wir hatten keine Angst. Vor nichts. Wir waren noch glücklicher. Alles war auf einmal so klar. Die Wüste lebte. Wir kommunizierten mit Wind und Natur. Bis zur Morgendämmerung war ich dann ein Stein. Die Sonne erwachte und mit ihr unsere Energie. Wir verstanden nun, warum die Indianer zu Fuß unterwegs waren. Esel waren einfach langsam. Wir zerrten sie hinter uns her, bewältigten den gesamten Rückmarsch in nur einem Tag. Wir redeten nicht, es gab nichts mehr zu sagen. Die Sprache war einfach langsam. Die Bruja nahm grinsend ihre Esel zurück und die waren dankbar. Wir auch, für die schöne Zeit. Tags darauf bestiegen wir das gelbe Ungetüm, es schnaubte und quietschte uns durch den Tunnel Richtung San Luis Potosí. Zufrieden und geschafft döste ich vor mich hin. Ich schreckte unvermittelt auf, rieb mir die Augen. Was ich gerade geträumt hatte, dass glaubt mir kein Mensch. Echt. flo-schoemer