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Ein Blick hinter die grüne Fassade: Die Situation der holländischen Coffeeshops vor dem Rauchverbot.
Wie wird das Rauchverbot deinen Coffeeshop treffen? Die Sache ist bei uns natürlich besonders schwierig. Die Menschen kommen zu uns, um zu rauchen, im Gegensatz zu Restaurant – oder Kneipenbesuchern. Es wird so sein, dass alle Restaurants, Coffeeshops und Bars die Möglichkeit haben werden, Raucherecken einzurichten. Wir brauchen also große Raucherräume, was aber nicht einfach ist, wenn die Shops klein sind. Wir kämpfen noch immer gegen dieses Gesetz. Doch ich habe nicht mehr viel Hoffnung. Ich glaube, dass wir ab Sommer einen abgetrennten Raucherraum haben müssen.
Wie bekämpft ihr das Gesetz? Wir sind die VOCM, der Verein der Coffeeshops in Maastricht. Ich habe in meiner Funktion als Vorsitzender unserer Organisation vor eineinhalb Monaten mit dem Gesundheitsminister persönlich gesprochen. Ich hoffe, der Minister wird uns eine Ausnahmeregelung einräumen. Aber wie schon gesagt, es sieht nicht gut aus. Was passiert denn dann konkret, wenn das Gesetz so in Kraft treten sollte. Machen dann alle Coffeeshops zu? Tatsache ist, dass viele Coffeeshops zu klein sind, um einen Raucherraum einzurichten. Dann müssten die Leute nach draußen ausweichen, um zu rauchen. Das Problem hierbei ist, dass es beispielsweise in Maastricht verboten ist, außerhalb von Coffeeshops einen Joint zu rauchen. Im Fall der Fälle hat uns der Maastrichter Bürgermeister versichert, dass er uns dabei unterstützt, unsere Coffeeshops auszubauen – mit speziellen Raucherräumen. Hast du das Gefühl, in einem Kampf zu stecken gegen den Staat, die Behörden? Die allgemeine Lage ist ziemlich schwer. Wir haben eine christlich-katholische Regierung. Sehr katholisch, katholischer als der Papst selbst. Die wollen alles, was nach Prostitution oder Drogenkonsum oder Gambling riecht, mit Feuer und Schwert bekämpfen. In Amsterdam und Rotterdam werden bereits die ersten Coffeeshops dicht gemacht, da es dort angeblich eine Überkonzentration gibt. Es ist tatsächlich so, dass es in Amsterdam von Coffeeshops nur so wimmelt. An allen Ecken strahlen einem in Neonfarben Coffeeshop-Banner entgegen. Das kann ganz schön uncharmant wirken und nerven. Der Markt entscheidet doch eigentlich, ob eine Überkonzentration vorherrscht oder nicht. Wenn die Nachfrage da ist für zwanzig Coffeeshops an einem Platz, dann fragt offensichtlich der Markt danach. Die Bürgermeister von Amsterdam und Rotterdam haben gesagt, dass sie nicht mehr möchten, dass die Zahl der Coffeeshops in diesen Gegenden steigt. Wenn also in diesen Vierteln Coffeeshops schließen, dürfen keine neuen nachkommen. Die Coffeeshops können aber umziehen, zum Beispiel an den Stadtrand. Passiert das nicht auch in Maastricht? Doch. Wir haben einen Umzugsplan mit der Gemeinde Maastricht aufgestellt, an dem wir schon seit sechs Jahren arbeiten. Der Plan besagt, dass die Hälfte der 14 Coffeeshops in Maastricht an den Stadtrand ziehen. Dort können dann die Touristen abgefangen werden, die sich nur für Coffeeshops interessieren. Unmittelbar vor den Stadtrand-Coffeeshops wird es Parkplätze geben. So sind die Shops leicht erreichbar und wir bekämpfen damit auch die „Drug Runners“. Das sind Dealer, die auf der Straße vor den Türen der etablierten Coffeeshops stehen und versuchen, Kunden abzuwerben. Wieviele Kiffer-Touristen gibt es denn in Maastricht? Wir haben 4000 Coffeeshop-Touristen am Tag. Wir erwarten, dass durch den Umzugsplan 2500 Touristen am Stadtrand aufgefangen werden können.
Und dann gibt es noch eine Regelung, die besagt, dass Coffeeshops nicht in der Nähe von Schulen stehen dürfen. Stimmt. Das ist doch Wahnsinn. In 22 Prozent der holländischen Gemeinden haben wir Coffeeshops. In 78 Prozent der Gemeinden gibt es gar keine Coffeeshops. In den Gemeinden ohne Coffeeshops konsumieren einer Studie zu Folge die Jugendlichen unter 18 Jahren genauso viel Cannabis wie in Gemeinden mit Coffeeshops. Das beweist doch, wie sinnlos diese Regelung ist. Warum glaubst du werdet ihr so bekämpft? Ach, die Leute haben doch selbst ihre Probleme und versuchen sie durch uns zu kaschieren. Die Leute trinken selbst sehr gerne - das ist meistens so mit den katholischen Leuten hier. Und ich habe noch nie von einer Regelung gehört, die Kneipen verbietet, in die Nähe von Schulen zu ziehen. Seit 1997 geht die Zahl der jugendlichen Cannabis-Konsumenten stetig zurück hier in Holland. Man sollte sich viel, viel intensiver mit Alkoholproblemen beschäftigen. Wie antwortet ihr den Kritikern, die euch vorwerfen, junge Menschen an Drogen heranzuführen? Wer sich ansieht, wer in den Coffeeshops ein und aus geht, entdeckt hauptsächlich junge Menschen. Vor einem halben Jahr haben wir uns überlegt, wie wir mit Sicherheit feststellen können, dass unsere Kunden über 18 sind. Wir haben uns da nach geeigneten Systemen umgesehen. Nächsten Monat werden wir einen sogenannten Identitätsscanner einführen. Das ist ein Gerät, das die Passdaten europäischer Bürger speichert. Das Gerät scannt den Ausweis und stellt innerhalb von Sekunden fest, ob der Ausweis echt ist und wie alt demnach der Kunde ist. Um sicher zu sein, dass wir dem Kunden nicht mehr als fünf Gramm pro Tag verkaufen, muss der Kunde seinen Fingerabdruck hinterlassen. Nachts werden die Daten wieder gelöscht und wir beginnen morgens wieder mit einer leeren Database. Noch immer ist der Anbau von Marihuana in Holland verboten. Wo bekommst du dann eigentlich dein Gras für den Coffeeshop her? Das ist hier in Holland total idiotisch. Ich darf offiziell verkaufen, das Einkaufen ist aber illegal. Das bedeutet, dass ich ein illegales Netz an Graszüchtern aufgebaut habe, das meine Ware anliefert. Wir nennen das die „Hintertür des Coffeshops“.