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"Du hast was Besseres verdient!" Die häufigsten Schlussmachsätze

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"Es liegt an mir und nicht an dir!"

Wer sagt’s wann? Ein eigentlich total netter Mensch, der sich nach einem halben Jahr dann doch durchgerungen hat, Schluss zu machen. Hilft ja nichts bei der verfahrenen Situation und offensichtlich muss er jetzt den Schritt wagen. Aber wie kann man so wenig Schaden wie möglich anrichten? Indem man einfach schon von vornherein alle Schuld auf sich nimmt und sich zum Arsch erklärt – natürlich in der nicht ganz undurchsichtigen Absicht, den anderen merken zu lassen, dass man nur deshalb alle Schuld auf sich nimmt, um den anderen gut dastehen zu lassen, was wiederum den anderen dazu bringen soll, den Schlussmacher eigentlich total nett zu finden. Was meint der Satz eigentlich? „Ich muss Schluss machen, weil ich dich nicht mehr liebe. Aber ich mag dich trotzdem noch und es wäre mir nichts unangenehmer, als zu wissen, dass du mich nicht mehr magst. (Das kann ich im Übrigen bei keinem Menschen aushalten.) Die typische Antwort: „Was? Wie? Ich dachte, du liebst mich? Ich verstehe überhaupt nichts mehr…“ Eine Stunde später: Diskutieren die beiden Exliebenden immer noch am Küchentisch. Beide weinen, beiden geht es schlecht und noch eine Stunde später hat der Schlussmacher endlich gestanden, dass er in Wahrheit jemand anderen getroffen und sich Hals über Kopf verknallt hat. Daraufhin knallen dann Türen und die Sache mit der Freundschaft hat sich auch erledigt.


"Du hast was Besseres verdient."

Wer sagt’s wann? Meist ist es ein Junge, meist einer, der gerne sensibler wäre, als er ist. Was meint der Satz eigentlich? „Ich weiß jetzt echt nicht, wie ich es dir beibringen soll, aber ich hab echt keinen Bock mehr auf diese Beziehung. Können wir das jetzt bitte schnell durchziehen? Um halb neun bin ich mit Maxi auf zwölf Bier verabredet, um genau dieses Gespräch hier durchzuanalysieren und am Ende des Abends zu neuen Ufern aufzubrechen.“ Die typische Antwort: „Du Vollarsch! Spinnst du? Im Leben habe ich noch nie einen blöderen Satz gehört!“ Eine Stunde später: Sitzt der Schlussmacher mit seinem Freund Maxi in der Kneipe und bestellt sein zweites Bier. Er fühlt sich befreit und ärgert sich nur ein klein wenig über die doofe Trulla, die es gar nicht anerkennen konnte, wie nett er das Schlussmachen eigentlich verpackt hatte.


"Ich mag dich echt gerne – als Freund."

Wer sagt’s wann? Ein Mensch, der sich noch immer gefühlsmäßig in der Pubertät wähnt und selbst nicht so genau weiß, warum er jetzt eigentlich die letzten fünf Monate mit dieser Person Tisch und Bett geteilt hat. Was meint der Satz eigentlich? „Ich mag dich echt sehr ungerne noch einmal in meinem Bett vorfinden. Und Sex mag ich mit dir auch nicht mehr machen. Und mit dir über diese Beziehung reden mag ich erst recht nicht.“ Die typische Antwort: „O-kay…?“ Eine Stunde später: Hat der Schlussmachende ein Blog eingerichtet und beginnt, über das Leben, die Liebe und den Hass im Berlin der ausgehenden Nuller-Jahre zu schreiben.


"Du, ich habe jemanden kennengelernt."

Wer sagt’s wann? Er oder Sie mit akuten „Ichhaltsnichtmehraus“-Symptom. Und zwar bei einem Anlass, den er oder sie extra dafür ausgewählt hat, während der Partner treudoof dachte, sie würden wirklich nur mal so eine Runde durch den Park spazieren gehen. Was meint der Satz eigentlich? Meistens leider, dass man mit demjenigen, den man da „kennengelernt" hat, auch schon alle Körpersäfte getauscht und die konkretesten Pläne für ein gemeinsames Leben gemacht hat. Kennen gelernt ist also oft pures understatement, denn es klingt ja so harmlos, als hätte man sich nur im Café zugewunken. Die typische Antwort: "Wie kennengelernt? (…) Also habt ihr…und das sagst du mir jetzt, nachdem…nein, was ich wirklich schlimm finde ist nicht, dass du…sondern, dass du denkst, … du bist wirklich das Allerletzte!!!!!!!" Eine Stunde später: Der gehörnte Partner rennt hyperventilierend um den Block, während der Schlussmachende sich irgendwo doch auch nicht so tofte fühlt. Deswegen schreibt er zur Beruhigung mal lieber an sein neues Schatzi und lässt sich von dem virtuell in die Arme nehmen – und zeitnah auch in echt.


"Ich brauch jetzt mal ein bisschen Zeit für mich (und zum Nachdenken)."

Wer sagt’s wann? Jemand sehr Verzagtes, der sich schon zehn Tage nicht mehr gemeldet und nun endlich den Mut gefunden hat, bei dieser schlingernden Abwärtsrutschpartie aktiv die Bremse reinzuhauen. Und der außerdem schon ziemlich sicher weiß, dass ein bisschen Zeit nicht ausreichen wird. Was meint der Satz eigentlich? Mir ist es ja auch unangenehm, aber ich möchte das jetzt alles doch nicht, dieses Gemeinsame mit dir, die Wohnung, die Küche, die Zukunft. Früher war ich doch mal ein singuläres Wesen mit meinem eigenen Rhythmus, das wäre ich jetzt gerne wieder, äh, irgendwie. Aber du hast nix falschgemacht, so richtig. Die typische Antwort: "Bitte, denk nach, wir haben doch alle Zeit der Welt. Wie, anders? Dann sag doch gleich, dass du ausziehen möchtest! Bitteschön, such’ ich mir halt einen Untermieter." Eine Stunde später: Schweigen. Einer ist erleichtert, dass es endlich raus ist. Einer prüft minutiös die Situationen der letzten Monate nach und kommt dabei meistens auf einen beachtlichen Haufen an selbstverschuldeter Herzlosigkeiten.


"Das mit uns war doch von Anfang an zum Scheitern verurteilt!"

Wer sagt’s wann? Der Cholerische von beiden. Was meint der Satz eigentlich? Dass da jemand eigentlich immer schon seine Zweifel hatte, die aber stets durch andere Dinge übertüncht wurden, so lange, bis die Tünchfarbe nicht mehr ausgereicht hat und das Mängelgefühl eben überhand nahm. Die typische Antwort: "Ach ja? Dann frage mich, warum du immer mit Ichliebedich! und so einem Scheiß ankommst." Eine Stunde später: Kaputte Türen, gefetzte Herzen. Vielleicht aber auch sehr ordentlicher letzter Sex, weil das doch irgendwie das Beste an der ganzen Beziehung war.

Text: penni-dreyer - Illustration: Katharina Bitzl

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