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Donnerstag, 10. Juli 2003
Bild: Blessing Verlag Irgendetwas hat mich damals gestört. Und es stört mich diesmal wieder. Diesmal sogar noch mehr als früher. Ich habe damals ein bisschen länger gebraucht, um herauszufinden, was es war. Denn eigentlich war das Buch „Generation Golf“ von Florian Illies ganz gut geschrieben. Okay, die Masche war auf Dauer ein bisschen einfach und seine kurzen Essays schnell durchschaut: Illies blickte einmal in das Supermarktregal der achtziger, der neunziger und der Markenartikel-Hits von heute – und beschrieb mit deren Hilfe eine Generation. Der Golf war die Top-Generationen-Marke. Heute erscheint von Florian Illies, geboren 1971, der Folgeband: „Generation Golf 2“. Und alles in allem ist es wieder ganz ordentlich geschrieben. Manchmal scheint er sich nicht so sicher zu sein, wenn er eine Behauptung aufstellt und sie gleich danach wieder mit einem „Obwohl…“ zu widerrufen versucht – und es doch nicht so ganz tut. Doch das ist es nicht, was wirklich stört. Auch nicht, dass er wieder über Markennamen philosophiert (im ersten Kapitel tatsächlich über Nutella). Nicht, dass er immer noch mit einem Generationenbegriff um sich schmeißt. Das ist bekannt. Was stört, schreibt Florian Illies diesmal selber auf Seite 86/87, als er an einen Sonntagnachmittag denkt, an dem – wie jeden Sonntag - im Fernsehen die Lindenstraße läuft: „Ich zappte ins Erste und konnte nicht fassen, dass ich der Handlung problemlos folgen konnte, alles war wie zehn Jahre zuvor, die Schauspieler, die Stimmung, das Gejammere, Doktor Dressler im Rollstuhl und Mutter Beimer beim Spiegeleierbraten. 11. September? Börsencrash? Irakkrieg? Wer die Lindenstraße schaut, muss glauben, dass alles so ist, wie es immer war.“ Dieser Satz steht ziemlich am Anfang des Kapitels: „Nichts ist mehr, wie es einmal war“. In der Unterzeile steht: „Berta Griese mit Rudolf Scharping im Pool. Happy Ignorance. 9.11. und 11.9.: Nix gewesen, außer Spesen. Scham. Was will Gerhard Schröder? Und was wollen wir?“ Seine einzige Antwort auf die letzte Frage: Wir seien verwirrt. Und das ist eine sehr schwache Antwort nach einem Terroranschlag, nach einem Irakkrieg, nach weltweiten Demonstrationen, während der Suche nach einem Job. Genauso wie „Generation Golf“ damals eine schwache Antwort auf Wiedervereinigung und Wohlstand gab. Und so wusste, wer das erste Buch gelesen hatte, bereits, dass das, was damals störte, auch diesmal stören würde. Am Ende bleibt in Anlehnung an Illies nur zu sagen: „Ich zappte in Generation Golf 2 und konnte nicht fassen, dass ich der Handlung problemlos folgen konnte, alles war wie bei ´Generation Golf` zuvor, die Schauspieler, die Grundstimmung, das Gejammere und Nutella im Glas. 11. September? Börsencrash? Irakkrieg? Wer Generation Golf 2 liest, muss glauben, dass irgendwie, wenn auch nicht ganz, alles noch beim Alten ist.“