- • Startseite
- • Redaktionsblog
-
•
Diese Stars triffst du beim Autogrammsammeln. Eine Typologie
1. Der Soap Star Bestes Beispiel:
Kerstin Kramer und Luke Wilking, früher mal bei "Verbotene Liebe" Seien wir ehrlich: Die Berühmtheit des Soapstars erstreckt sich eigentlich ausschließlich auf das "mit den Fans fotografiert werden". Die Presse will eher nichts von ihnen wissen, von Kritikern werden sie grundsätzlich ignoriert. Dass sich der Soapstar dennoch wichtig vorkommt, liegt an den Horden von jungen Mädchen, die ihre gesamte Freizeit damit verbringen, ihrem Liebling aufzulauern, um ein gemeinsames Foto zu ergattern. Erklärungen braucht man hier keine, der Soapstar ist mit geradezu erschreckendem Enthusiasmus und verstörender Freundlichkeit dabei, sich mit dir fotografieren zu lassen. Die Versatzstücke sind immer gleich: Arm um den Fan, Kopf zum Fan hinneigen, in die Kamera lächeln. Der Ablauf ist in tausendfacher Wiederholung perfektioniert, die Freude wirkt erschreckenderweise dennoch authentisch. Unterschiede gibt es lediglich zwischen den Geschlechtern: Der Soap-Mann ist unkompliziert, jovial, zupackend. Die Soap-Frau an sich auch, nur fragt die erst mal, ob man denn Amerikanisch oder in der Totale fotografiere, sonst müsse sie nämlich noch die Schuhe wechseln. Der typische Satz: “Ja klar, gerne! Will deine Freundin auch noch ein Foto?” +++ 2. Der Fußballer Bestes Beispiel:
Michael Rensing, Ersatztorwart vom FC Bayern Der Fußballer an sich ist mehr ein Autogrammgeber. Horden von zumeist männlichen, zumeist jungen Menschen mit vorgestreckten Zetteln und Stiften bewältigt er spielend. Ist’s ein attraktiver Fußballer, erstaunt ihn vermutlich auch die Anwesenheit einiger weiblicher Fans nicht. Besonders geübt ist er darin, sein Servus auf Stoff zu setzen. Gar keine so leichte Aufgabe, da Faltenwurf und zitternde Fan-Hände hier leicht zu Verwischungen führen könnten. Im mit Fans fotografiert werden, ist der Fußballer dagegen nicht ganz so geübt. Kommt dennoch ein Foto zustande, wirkt das folglich zumeist erfrischend uninszeniert. Weder neigt er den Kopf reflexartig zum Fan hin, noch fährt er den Arm zur Umarmung aus. Lächeln ist auch eher nicht seine Sache. Der typische Satz: “Für Claudia? Claudia mit C?” Auf der nächsten Seite liest du mehr über den Rockstar und den lebensnahen Promi
3. Der Rockstar Bestes Beispiel:
Mick Jagger Der Rockstar hat die gleiche Routine und Selbstverständlichkeit im Fotografiert-Werden wie der Soapstar, nimmt sich aber heraus, mitunter ein Foto zu verweigern - ganz nach Laune. Je jünger und je näher am Beginn seiner Karriere er ist, umso seltener wird er keinen Bock aufs Foto haben. Irgendwann ist er dann an einem Punkt, wo er sich für so was eigentlich grundsätzlich zu schade ist. Dann darf ihm entweder nicht mal mehr das eigene Management ins Gesicht schauen und er wird zu verhindern wissen, Fans auch nur zu begegnen - oder er nimmt die Mädels gleich mit in den Tourbus und macht wahlweise Schock-Fotos vom Spritzensetzen oder gar keine Fotos und lieber handfestere Dinge. Auf jeder Entwicklungsstufe allerdings wird man eines beim Rockstar nie sehen: ein Lächeln. Denn Gelangweilt-Gucken ist ja bekanntlich das Lächeln des Rockstars. Der typische Satz: “Yeah, sure, whatever.” +++ 4. Der lebensnahe Promi Bestes Beispiel:
Markus Kavka Diese Sorte Promi möchte eigentlich am liebsten gar nicht fotografiert werden. Jedenfalls nicht mit einem Fan. Der lebensnahe Promi ist einer, der in kleinen Clubs oder Kneipen auftritt, der auffordert, Fragen zu stellen, dazwischen zu rufen, Feedback zu geben. Wenn er beim Pinkeln neben einem am Pissoir stünde, würde er nett „Hallo“ sagen. Besonders will er schon irgendwie sein, aber mehr so auf hohem Niveau. Den sollte man als Fan besser auf ein Bier einladen. Weil er aber auch professionell ist und weil es eben doch immer wieder Leute gibt, die es toll finden, sich mit ihrem Helden fotografieren zu lassen, kann er natürlich auch das. Er schafft es dann, sich fast gar nicht anmerken zu lassen, dass er das jetzt ein wenig albern findet und posiert schön lächelnd für die Kamera. Niemals würde er aber für so ein Foto Körperkontakt zum Fan aufnehmen. Und wenn der selbst initiativ wird, kann man merken, wie der lebensnahe Promi sich etwas versteift. Für ihn ist das eigentlich eine unerlaubte Grenzüberschreitung. Aber das bemerkt man nur, wenn man genau hinsieht. Der typische Satz: „Servus Michi! Schön, dass du auch gekommen bist.“ Auf der nächsten Seite liest du von den "beiläufig Berühmten" und vom "Star von Nebenan".
5. Der beiläufig Berühmte Bestes Beispiel:
Günther Jauch Eigentlich wollte er gar nie berühmt werden, er wollte einfach sein Ding machen. Das, was er gut kann eben, weil er das gerne macht. Dass ihn die Leute dann so toll fanden, hat ihn zunächst ein wenig irritiert. Wirklich abhalten kann ihn das aber natürlich auch nicht. Unfreundlich würde er niemals zu einem Fan sein, eher so ein wenig gleichgültig. Weil er im Grunde seines Herzens immer noch nicht verstehen kann, warum ein Fan einen Star so toll finden kann, dass er unbedingt ein Autogramm oder ein Foto mit ihm will. Im Grunde sind wir ja doch alle nur Menschen. Irgendwann hat er dann aber einfach akzeptiert, dass die Welt insgesamt und das Show-Business im Speziellen eben so funktionieren und gibt brav Autogramme. Er lässt sich auch fotografieren. Nur posieren, das wird er bestimmt nicht. Der typische Satz: „Ja, dann machen Sie mal, wenn’s schnell geht.“ +++ 6. Der Star von Nebenan Bestes Beispiel:
Sky Dumont Aus der Ferne wirkt er ziemlich furchteinflößend. Eigentlich ist er nämlich einer von den ganz Großen. Es gehört schon viel Mut dazu, ihn anzusprechen und um ein Foto zu bitten, schließlich hat er so was doch eigentlich gar nicht nötig. Wagt man es dennoch, so ergeben sich ungeahnte Erkenntnisse. Dann ist der nämlich auf einmal ganz nett. Schickt die Begleitung schon mal vor, nimmt sich richtig Zeit, gibt dir vielleicht sogar noch Tipps, wie das Foto am Besten wird. Was dabei ewig unklar bleibt, ist, ob er jetzt tatsächlich einfach nur nett, oder das doch alles Kalkül ist. Und er nur um sein Image besorgt. Der typische Satz: „Ich glaub jetzt hast du dir Schatten gemacht, sollen wir noch mal?“ Auf der letzten Seite kommen wir zu den Promi-Typen "verzweifelt" und "Phantom".
7. Der Verzweifelte Bestes Beispiel:
Ariane Sommer Vielleicht war er irgendwann einmal bekannt, vielleicht sah es auch nur so aus, als könne er es werden. Jedenfalls häuften sich irgendwann die Einladungen zu wichtigen Veranstaltungen und mit stolzgeschwellter Brust wird nun ein ums andere Mal der rote Teppich abgeschritten. Dabei hält man dann sein Gesicht in jede Kamera, die verfügbar ist. Wenn Fans herumstehen, lungert er ein wenig herum, präsentiert sich, in der Hoffnung um ein Foto gebeten zu werden. Aber entweder ist er für die Zielgruppe zu alt, zu ernsthaft, oder eine Frau und als solche nicht interessant. Jedenfalls will einfach niemand ein Foto. Weder von, noch mit ihm. Wenn er das erstmal begriffen hat, beginnt er die roten Teppiche der VIP-Veranstaltungen, die er nach wie vor besucht, entlangzustürmen. Das soll dann wohl uninteressiert aussehen. Im Grunde seines Herzen aber hofft er, sich damit endlich interessant zu machen. Der typische Satz: „Wo ist die Kamera?“ +++ 8. Das Phantom Bestes Beispiel:
Johnny Depp Das Phantom ist ein ewiges Mysterium und eigentlich mehr ein Gerücht als ein Mensch. Als Star ist er weit mehr als überlebensgroß, sein Name wird grundsätzlich nur mit Ehrfurcht ausgesprochen. Wann immer das Gerücht aufkommt, er könne irgendwo erscheinen, reisen Fans aus allen Einzugsbereichen an. Tatsächlich gesehen hat ihn von denen noch nie jemand. Fotos mit ihm bekommt man eigentlich nur im Wachsfigurenkabinett. Dennoch hört man immer wieder Geschichten von Menschen, die in irgendeiner Gasse in Paris gerade ein paar Minuten zu spät waren - sonst wären sie ihm begegnet. Dadurch umgibt diese Art Star eine permanente Aura des Ungewissen. Obwohl er nie irgendwo ist, hat man ständig das Gefühl, er wäre gerade da gewesen oder komme gleich. Im Grunde aber ist nicht einmal seine Existenz bewiesen. Der typische Satz: „Isser schon da? Ich hab ja gehört, er soll da drüben ankommen.“ Fotos: dpa, ddp, ap, Reuters, jetzt.de