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Die Zukunft des Horst Seehofer
Das Szenario:
Der Briefkasten der Staatskanzlei quillt mal wieder über. Zwischen den üblichen Bürgerpetitionen und dem Bayernkurier fischt Horst ein pink glitzerndes Kuvert heraus - Post vom P1! Mei, die Herrn vom Einser wissens eben, dass net nur a Party a stilvolle Optik braucht, sondern auch a Rechnung. Horsts Freude ist nicht mehr ganz so groß, als er sich die veranschlagten Summen anschaut: Die Banana Fishbones haben zwar schon für a große Gaudi gesorgt, waren aber doch irgendwie teurer als erwartet, die versammelte Journaille hat sich mehrere Hundert Aperol Sprizz auf CSU-Rechnung ertrickst. Außerdem wird ein Aufschlag für die Reinigungskräfte fällig, weil ein paar Damen von der JU Helles und Bubble Tea wild durcheinander… und dann neben die Toilettenschüsseln… Zefix, wer soll das alles bezahlen?
Horsts Reaktion:
Laptop und Lederhosen! Chips and bits, klick und klack! Horst ist zwar nicht gerade digital native, aber auch nicht digital naiv: Hey, wer a Facebook-Party managen kann, dem stehen im Web 2.0 alle Türen offen: I moch Crowdfunding!
Horsts Facebook-Statusmitteilung:
"Politiker sind für die Menschen da. Doch heute müsst ihr Menschen einmal für den Politiker da sein! Euer HS."
Das Szenario:
Eigentlich wollte Angela Merkel den Röttgen ja behalten – aber nach zunehmender Kritik von allen Seiten bezüglich seiner skeptisch beäugten Hintertürchen-Taktik in NRW und der anschließenden Wahlniederlage tritt Norbert Röttgen schließlich doch von seinem Amt als Umweltminister zurück.
Horsts Reaktion:
Seehofer weiß natürlich, dass er - spätestens seit seinem Interview mit Claus Kleber - an Röttgens Rücktritt nicht ganz unschuldig ist. Um seiner Fangemeinde seine private, menschliche Seite zu zeigen, beschließt er, Norbert Röttgen in dessen Heimatort Königswinter am Rhein zu besuchen, sich zu entschuldigen und das ganze Land daran teilhaben zu lassen. Auch Röttgen will seinen Ruf aufbessern und sagt das Treffen zu. Die beiden finden zu einer Art „Sommerinterview“ bei schönstem Wetter in einem Café zusammen. Als Seehofer dann allerdings zwei Eisbecher bestellt, fühlt Röttgen sich vorgeführt und macht den Rest des Gesprächs böse Miene zum bösen Spiel, während Horst Sachen wie „Ja mei, Norbert, so machen mir’s in Bayern, da hackelt mer sich, danach trifft mer sich zum Eis und dann is wieder ois easy“ und „Jetzt bist halt doch wieder in NRW“ sagt.
Horsts Facebook-Statusmeldung:
Seehofer postet ein Foto: Er und Röttgen vor Eisbechern am Tisch. Seehofer grinst Zähne zeigend, Röttgen wirkt zerknirscht und sein Kinngrübchen zeichnet sich als dunkler Abgrund ab. Unterzeile: „Wir trafen uns in Königswinter – nicht davor und nicht dahinter. HS“
Das Szenario:
Er hat’s ja gleich gewusst: die Griechen werden sich bei der Regierungsbildung nicht einig. Neuwahlen scheinen damit unausweichlich, es drohen der Staatsbankrott und der Abschied aus der Euro-Zone. So richtig schmecken tut das dem Horst nicht, schließlich zahlen wir am Ende auch mit drauf. Doch schon länger gärt in ihm ein Plan, den zu verwirklichen er nun endgültig entschlossen ist.
Horsts Reaktion:
Die Vorstellung, König eines Landes zu sein, hat ihm immer schon gefallen. Nur ist man in Bayern ungünstigerweise nicht so gut auf den Adel zu sprechen. Deshalb nutzt Seehofer die (Un-)Gunst der Stunde und beschließt, in Griechenland per Volksentscheid die Monarchie wieder einzuführen und sich selbst als künftigen Throninhaber zur Verfügung zu stellen. Schließlich hat Bayern schon einmal einen König nach Griechenland entsandt, außerdem klingt „Horst I. von Griechenland“ durchaus großartig. An der Ägäis angekommen, rührt Seehofer ordentlich die PR-Trommel für sein Vorhaben: Um den direkten Draht zum einfachen Bürger herzustellen, gibt’s Weißwürste umsonst, außerdem findet in jeder zweiten Kneipe ein Hoagascht statt. Mit Wurstkoch Alexander Dobrindt im Schlepptau zieht er durch die Gassen. Wo bislang der Euro-Blues tönte, verspricht Horst nun, sich für den Verbleib in der Währungsunion einzusetzen. Um König zu werden, ist ihm nix zu schade! Um in der Zwischenzeit die Regierungsgeschäfte in seiner bayerischen Heimat nicht gänzlich zu vernachlässigen, lässt er sich während Landtagssitzungen bis auf weiteres per Skype zuschalten.
Horsts Facebook-Statusmeldung:
Horst steht vor der Akropolis. Das Wurstwasser kocht bereits, weshalb nur Zeit für einen schnellen Gruß nach München reicht: „Do schaut’s aus wia am Königsplatz. HS“ Außerdem steht in seinem Profil: "Horst Seehofer ist jetzt mit Otto Rehagel befreundet."
Das Szenario:
Wie jedes Jahr im holden Mai, schickt auch diesmal wieder irgendein nicht weiter erwähnenswerter JU-Ortsvorsitzender aus der bayerischen Provinz per Fax ein Pamphlet in die Welt, in dem er behauptet, das eigentliche Drama der Union sei, dass die Entscheider viel zu alt seien für diese neue Welt mit dem Internet und den sozialen Netzwerken und so, dass also die Union jünger werden müsse, wolle sie sich ihre Wähler nicht komplett von der Piratenpartei wegnehmen lassen.
Horsts Reaktion:
Als Horst von diesem mutigen Statement erfährt, lädt er den Verfasser sofort zu einer Führung durch die Staatskanzlei ein und zeigt ihm höchstpersönlich die Zirbelkiefer-Stube, wo er sich bei einer Flasche Enzian genauer erzählen lässt, was das „wahre Problem der Union“ sei. Nach dieser ausführlichen Beratung, beschließt er, die Verjüngung der Union bei sich selbst zu beginnen und sein Aussehen etwas weniger konservativ zu gestalten. Als modisches Vorbild wählt er den „Look“ des neuen Bundesgeschäftsführers der Piratenpartei, Johannes Ponader. Und weil Horst Seehofer davon überzeugt ist, mit Hornbrille, Sandalen und Sommerschal zu einer ähnlich kontrovers diskutierten Kultfigur wie der Piraten-Ponader zu werden, startet er zeitgleich einen Webshop, in dem sich seine Anhänger mit original Horst-Sandalen, Horst-Brillen und Horst-Frisurschablonen ausstatten können.
Horsts Facebook-Statusmeldung:
„Leute, gerade ist mein neuer Webshop online gegangen, in dem ihr euch den neuen CSU-Schal für 29,90 Euro kaufen könnt, für wenn es regnet. Schaut mal vorbei und liked den Shop auch auf Facebook, würd’ mich total freuen!“
Das Szenario:
Der FC Bayern gewinnt das Championsleague-Finale mit einem deutlichen 4:0. Mario Gomez schießt alle Tore, stolpert aber bei seinem Jubellauf in die Fankurve über Philipp Lahm (übersehen) und verknackst sich den Knöchel, sodass er die komplette nächste Saison ausfällt.
Horsts Reaktion:
Horst erinnert sich an die Auswertung seiner Facebook-Seite, die seine Social-Media-Berater ihm neulich auf den Schreibtisch gelegt haben. Statuszeilen über die Klausurtagung im Kloster Andechs brachten kaum Likes, sobald FC-Bayern vorkam, gingen die Daumen aber in Hundertschaften nach oben. Außerdem erinnert sich Horst an die Merkel-Özil-Kabinenbilder und die vielen tollen Schlagzeilen, die Ex-Bayern-Trainer van Gaal bekam, als er sich selbst als Feierbiest bezeichnete. Also lässt er sich aus dem „Löwe und Raute“, der Wirtschaft neben der Münchner CSU-Parteizentrale, schnell ein Riesen-Weißbierglas geben und macht sich auf Richtung Fanfeier auf Rathausbalkon und Marienplatz. Ribery überredet ihn zu einem Wetttrinken mit Wahlkampfgegner Christian Ude. Horst gewinnt, die Massen jubeln. In all der Euphorie verkündet er, dem FC Bayern einen neuen Stürmer zu kaufen, und zwar den Lewandowski von Dortmund, weil der ja so gemein war eine Woche vorher.
Horsts Facebook-Statusmeldung:
„Mia san mia. Und ich bin ein #Feierhorst. Danke, FC Bayern, Obacht Borussia! HS“