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Die Underdogs der Knuffelkultur
Das Schöne an Internet-Hypes ist, dass wir Sachen lernen, von denen wir vorher nichts oder kaum etwas gewusst haben. Zum Beispiel über Tiere: Wir haben gelernt, was ein Quokka ist (ein Kurzschwanzkänguru, das in Australien lebt). Dass Eulen ganz süß (und auch traurig sein können. Im Moment holen wir Grundwissen über die Anatomie von Faultieren nach. Die sehen nämlich so aus:
Auf Facebook, Twitter und Webseiten wie Buzzfeed und Schlecky Silberstein kommt man zur Zeit nicht an den Tieren vorbei. An Sloth-GIFsundefined, Slothy Thingsundefined und Videos wie diesem, das Katzen- und Faultier-Content vereint.
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Aber: Ist es mit dem Faultier, auf Englisch sloth, so wie mit dem undefined Quokka, das zwar heftig, aber nur kurzfristig gehypt wurde? Oder haben Faultiere wirklich das Zeug, so etwas wie der neue Cat Content zu werden, der uns schon mehrere Jahre begleitet?
Zumindest zeichnet sich ein nachlassendes Interesse für Katzen ab, beobachtet Christian Brandes, der auf Schlecky Silberstein bloggt. Unter seinen Posts liest er immer öfter Kommentare wie Nicht schon wieder Katzen!. Er ist davon überzeugt, dass Sloth Content Cat Content ablöst. Katzen sind Mainstream geworden. Was sollen sie auch noch machen? Katzen müssen, im Gegensatz zu Faultieren, immer etwas leisten. Einfach nur süß auszusehen reicht nicht, es weiß ja jeder, dass sie süß sind, sagt Christian. Bei Faultieren sei das anders: Ein Faultier muss nur dasitzen und schauen, es kann ja auch nichts. Und dafür bekommt es, zumindest auf unserer Seite, überdurchschnittlich viele Klicks und Likes.
Nur: Warum stehen pötzlich alle auf Faultiere? Weil sie 20 Stunden am Tag schlafen dürfen, während wir immer mehr Zeit in der Arbeit verbringen? Weil sie den ganzen Tag auf Bäumen herumhängen, während wir über Binge-Learning und Burn-out jammern? Faultiere haben so viel Erfolg, ohne dass sie etwas tun müssen, da kann man schon mal neidisch werden.
Ein anderer Grund ist, dass die meisten nicht viel über Faultiere wissen: Katzen sind die üblichen Verdächtigen in der Knuffelkultur. Faultiere haben Underground-Charakter, sie wirken immer noch neu, sagt Christian. In der Regel hat man kein Faultier zu Hause, das macht es schwer, wie mit Katzen selbst Videos aufzunehmen und Fotos zu schießen, es verhindert aber auch einen schnellen Überfluss.
Angefangen hat es mit den Faultieren schon vor etwa eineinhalb Jahren, da kursierten die ersten Fotos, Videos und Illustrationen. Eines der ersten und wichtigsten Fotos ist für Christian das hier, das so viele Blogs geteilt haben, dass keiner mehr weiß, wo es wirklich herkommt.
Fotos allein machen aus Faultieren aber noch kein Mem. Internettiere inspirieren die Leute, selbst etwas zu machen. Und das tun sie. Das Blog The Poke hat Faultiere in Filmplakate gephotoshopt (auf Twitter werden immer noch Poster unter dem Hashtag #slothfilmposters gesammelt). Der Designer Phillip Light hat Faultiere als Disney-Prinzessinnen gezeichnet und Buzzfeed Faultier-Tattoos zusammengetragen.
Ob sich Faultiere auch so hartnäckig halten wie Katzen, da ist sich der Schlecky-Silberstein-Blogger noch nicht sicher. Katzen sind sehr komplex, sie haben einen differenzierten Charakter, sie sind rebellisch. Es gibt tausend Sachen, die jeder über Katzen weiß, dass sie nie ganz auffressen oder dass sie, wenn sie jemanden mögen, das erstmal gar nicht zeigen. Katzen können ziemlich viel.
Hunde auch. Wäre es nicht naheliegend, das so ein Haustier die Internetvorherrschaft der Katzen übernimmt? Der Tumblr Maddie On Things und die Facebook- und Twitter-Reaktionen darauf wären ein Anfang gewesen. Aber danach? Nichts. Hunde geben nicht so viel her, sie sind treu, fressen ihre eigene Scheiße, etwas Drittes füllt mir gar nicht ein, sagt Christian.
Faultiere, oder zumindest das, was wir momentan im Internet davon sehen, sind auch nicht so komplex. Vielleicht liegt es daran, dass wir allgemein wenig über sie wissen. Dass sie so exklusiv sind, könnte sie zur spektakulären Ausnahme machen.
Christian war gerade einen Monat in Ecuador, auch um endlich ein Faultier in echt zu sehen. Das hat zwar nicht geklappt, an seiner Begeisterung hat das aber nichts geändert. Ab Samstag erscheint seine Website mit neuem Design und Logo: einem Faultier. Außerdem plant er einen Faultier-T-Shirt-Shop, der im Juni starten soll.
Auch über die Zukunft hat sich Christian schon Gedanken gemacht. Faultiere werden irgendwann einmal von Wombats (wieder was gelernt) abgelöst, und die wiederum von Lamas. Solange aber der Twitter-Account von Grumpy Cat mehr als eine Million Follower hat und die schlecht gelaunte Katze auf dem South-by-Southwest-Festival Hunderte Fans stundenlang Schlange stehen lässt, müssen die Alpha-Internettiere wohl nicht um ihre Vorherrschaft fürchten.