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Die Russenkälte! Eine Halbzeitbilanz in 30 Punkten

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Nadja Schlüter schreibt:
1. Erfrierungen haben nicht immer nur die anderen (und die in Osteuropa): Einzelne Zehen können auch drei Tage nach dem Skilaufen noch taub sein.

2. Man braucht zwei paar Handschuhe: Dicke, unförmige, die gut warm halten, und dünnere, um noch all die Geld-, Fahrtkarten oder Briefmarkenautomaten bedienen zu können, ohne dabei mit nackten Fingern hantieren zu müssen.

3. Benutzte Taschentücher gefrieren in der Manteltasche zu steinharten Rotzeklumpen (und wecken die Angst davor, dass das bald auch in der Nase passieren könnte).

4. Schöne Schuhe, die wirklich warm halten, sind sehr, sehr selten.

5. Man zittert nicht mehr, man hat bloß noch Schmerzen.

6. Menschen auf den Straßen behaupten mittlerweile, dass sie sich langsam dran gewöhnen.

7. Es hören nie alle auf, mit dem Rad zu fahren.

8. Wenn man genau hinhört, gibt es derzeit ganze Sinfonien aus “Brrr”- und “Puhuhu”-Geräusche an Haltestellen sowie beim Ein- und Aussteigen aus öffentlichen Verkehrsmitteln.

9. Man wird extrem affin für Kleidungsstücke, deren Bezeichnung mit “Thermo-”, “Norweger-” oder “Islandwoll-” beginnt.



Christian Helten schreibt:
10. Die Kältewelle ist die Gelegenheit, um mit dem Rauchen aufzuhören. Oder um das Abkommen, nicht in der Wohnung, sondern nur auf dem Balkon zu rauchen, zu brechen.  

11. Meine Bereitschaft, obdachlosen Bettlern auf der Straße Geld zu geben, ist indirekt proportional zu den Temperaturen gestiegen. Ich bin gespannt, ob sie auf diesem Niveau verharrt, wenn die Temperaturen wieder knapp über die Null klettern. Denn genau genommen ist es dann ja immer noch ganz schön kalt.  

12. Für Taxifahrer muss dieses Wetter ein Segen sein. Eine Viertelstunde auf den Nachtbus zu warten ist normalerweise kein Problem. Bei minus 15 Grad aber schnellt meine Hand reflexartig nach oben, sobald in der Ferne ein gelb-schwarzes Schild auf einem Autodach leuchtet. 

13. Wenn Leute nicht wie sonst auf dem Bahnsteig auf den Zug warten, sondern unten im Treppenaufgang, sollte man es ihnen gleichtun. Sie haben triftige Gründe.

14. Wie weit weg Australien ist, habe ich, glaube ich, jetzt erst begriffen. Bei einem Telefonat mit einem Freund dort haben wir festgestellt, dass der Temperaturunterschied in dem Moment fast 50 Grad betrug.



Lena Niethammer schreibt:
15. Niemals die Hände in die Jackentaschen tun. Es könnte glatt sein, du könntest ausrutschen und dann zu wenig Zeit haben, dich abzustützen.  

16. Als ich neulich in der Bahn saß, waren meine Haare durch die trockene Luft so aufgeladen, dass sie an der alten Dame neben mir klebten. Da ihr Humorverständnis eher eingeschränkt war, spuckte sie mir aus Rache auf die Schuhe. Also folgende Regel: Trage deine Haare stets zusammengebunden.  

17. Zu warm, zu kalt – Meckern geht immer.   

18. Skiunterwäsche kann nicht erotisch sein.   

19. Bei eingefrorenen Windschutzscheiben einfach ein Glas kalten Leitungswasser drüber gießen und abziehen. Der Frost ist ruckzuck weg. Bei warmem Wasser gibt es Risse.

Max Scharnigg schreibt:
20. Man tritt nicht mehr in Hundescheiße. Man stolpert drüber.

21. Mode ist egal geworden. Manche gehen mit Skihosen zum Einkaufsbummel, andere wickeln sich in ihren Flokati – alles wurscht, Hauptsache warm!

22. Die Strecke von zu Hause bis zur Redaktion ist zu kurz für eine spürbare Heizleistung der Auto-Klimaanlage.

23. Die überfüllte Mülltonne im Hinterhof stinkt nicht.

24. Alle, die im Sommer Hausmeister, Schrebergartenbesitzer und Berufsgrantler sind, sind im Winter begeisterte Eisstockschützen und scheuen sich nicht, Neuankömmlinge in diesem schönen Wintersport mehrmals zur Ordnung zu rufen.



Kathrin Hollmer schreibt:
25. Morgens aus dem Bett zu kommen ist bei zwölf Grad im Schlafzimmer eine noch größere Herausforderung. Den Wecker lieber eine Viertelstunde früher stellen.    

26. Nachdem man 30 Minuten im Schneesturm auf den Bus gewartet hat und schließlich doch losgelaufen ist, wird man garantiert gleich von ihm überholt.

Peter Wagner schreibt:  
27. Ein Freund ist gerade in Sarajevo. Er schreibt, dort habe es 28 Grad minus. Vergangenes Wochenende habe es 120 Zentimeter Neuschnee gegeben, fürs Wochenende werden nochmal 40 erwartet. Die Straßen sind nur einspurig freigeräumt und, das klingt nicht gut: Die freilaufenden Hunde werden hungrig. Sie finden unter dem vielen Schnee nichts zu fressen. Nachts hört man in einigen Vierteln, schreibt er, das Heulen. Die Angst ist, dass sie in ihrer Not Passanten zugreifen. Vor 20 Jahren soll es das schon einmal gegeben haben: Hunde bildeten Rotten und griffen einzelne Spaziergänger an. Angeblich gab es diese Woche wieder einen solchen Angriff.  

28. Soviel Platz hatten wir noch nie im Gefrierfach.  

29. Freunde wohnen auf dem Land in einem alten Hofgebäude. Die Ableitung von der Toilette zur Klärgrube ist eingefroren. Der Vermieter hat nach zwei Tagen die Türen zu seinem Neubau geöffnet. Er fand die Lösung mit dem Sandeimer nicht besonders menschenwürdig.

30. Entgegen diverser Erwartungen: Radfahren geht noch gut.             



Text: jetzt-Redaktion - Illustration: Katharina Bitzl

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