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Die Oscar-Favoritin der Herzen
Aussehen Gabourey Sidibe sieht aus wie niemand sonst in Hollywood. Sie hat ein breites Pfannkuchengesicht, sie ist dunkler als die meisten anderen schwarzen Schauspieler, sie ist dick und mächtig. Genau dieses Aussehen hat ihr zur Rolle der Claireece Precious Jones verholfen, in der sie nicht nur das Oscar-Komitee begeistert, das die Schauspiel-Novizin in der Kategorie "Beste Hauptdarstellerin" nominiert hat. Plan B Als Gabourey sich für die Rolle der Precious in einem offenen Casting bewarb, hatte sie eigentlich gerade ihre erste Woche am College begonnen. Ihr Geld verdiente die damals 24-jährige als Telefonistin in einem Callcenter. Sie überlegte zu der Zeit, Psychologie zu studieren. Casting Das Casting für die Rolle der Hauptdarstellerin war laut Regisseur Lee Daniels eine der größten Aufgaben in seiner bisherigen Laufbahn. Zunächst wurde auf dem klassischen Wege über die üblichen Hollywood-Agenturen nach einer Precious-Darstellerin gesucht, doch sehr schnell war klar, dass in Hollywood keine übergewichtigen schwarzen Schauspielerinnen existieren. Im Anschluss wurde ein offenes Casting veranstaltet, bei dem der Regisseur zehn potentielle Anwärterinnen aussuchte, die dann in eine Art Ausbildungslager geschickt wurden. Gabourey selbst hatte keinerlei Ambitionen, sich um die Rolle zu bewerben, wurde aber von einem Freund und der eigenen Mutter so lange gedrängt, bis sie sich mit minimaler Vorbereitung doch zum Vorsprechen begab. Die anwesenden Produktions-Mitglieder waren so begeistert, dass Gabourey am nächsten Tag zum Vorsprechen bei Regisseur Daniels geladen wurde. Der unterhielt sich einige Stunden mit ihr über die Rolle und engagierte sie vom Fleck weg. Nur sechs Wochen später begannen die Dreharbeiten. Daniels, Lee Lee Daniels, Regisseur und Co-Produzent von „Precious“ wurde in Hollywood als Produzent des Film „Monster’s Ball“ bekannt, für den seine Hauptdarstellerin Halle Berry 2002 als erste Afroamerikanerin einen Oscar als beste Hauptdarstellerin bekam. „Precious“ ist erst seine zweite Regie-Arbeit – ziemlich beachtlich angesichts der Tatsache, dass dieser Film insgesamt für sechs Oscars nominiert ist. Erfahrung Auch wenn Gabourey Sidibe noch nie in ihrem Leben professionell geschauspielert hatte, konnte sie die gesamte Filmproduktion im Casting überzeugen. Ihre vorherigen Schauspielerfahrungen beschränkten sich bis aufs Schultheater, wo sie unter anderem in einer Produktion von "Peter Pan" mitgespielt hatte. Facebook Einen Facebook-Account hat Gabourey natürlich auch. Dort schreibt sie regelmäßig über ihre Auftritte in Talkshows und reflektiert das Bild, das die Medien von ihr zeichnen. Hier kannst du ihr Fan werden. Gewicht Man kann es nicht anders sagen: Gabourey Sidibe ist nicht vollschlank oder mollig oder schwer, sie ist dick. Laut ihrem Wikipedia-Eintrag wiegt sie 168 Kilogramm. Für ihre Rolle wurde sie zusätzlich ausgepolstert. Harlem Das Harlem der 1980er Jahre, in dem „Precious“ spielt, zeigt das Viertel in seiner schlimmsten Phase: Der Einfluss der verhältnismäßig neuen und schwerst abhängig machenden Droge Crack war auf einem ersten Höhepunkt, Massenarbeitslosigkeit, eine hohe Kindersterblichkeitsrate und die totale Verwahrlosung der riesigen Wohnblocks trugen dazu bei, dass der hauptsächlich von Afroamerikanern bewohnte Stadtteil zur No-Go-Area erklärt wurde. Heute ist das Viertel, wie die meisten anderen New Yorker Stadtteile, ein sicheres und nahezu vollständig gentrifizierter Stadtteil, in dem vor allem weiße Menschen leben. Gabourey Sidibe wuchs in Harlem auf. Internationaler Star Wann immer Precious in ihrem Leben etwas Schreckliches passiert - und es gibt kaum einen Moment, in dem ihr nichts Schlimmes passiert - zieht sie sich in ihre Traumwelt zurück, in der sie ein international gefeierter Filmstar ist, auf allen Titelseiten der Zeitschriften erscheint und einen hellhäutigen gutaussehenden Freund hat. Konkurrenz In der Oscar-Rubrik "Beste Schauspielerin" kämpft Gabourey in diesem Jahr gegen eine ziemlich harte Konkurrenz: Nominiert sind Meryl Streep, Helen Mirren, Sandra Bullock und Carey Mulligan. Auf der nächsten Seite: Nebenrollen, Oscar-Nominierung und weitere Facetten der großartigen Gabourey Sidibe.
Lachen Seitdem Gaboury den Film „Precious“ promotet (also ziemlich genau seit einem Jahr), überschlagen sich Journalisten in ihrer Begeisterung über die Erkenntnis, dass sie ja gar keine niedergeschlagene Analphabetin mit Übergewicht und HIV-Infektion ist, sondern eine unglaublich fröhliche junge Schauspielerin, die ein sehr, sehr ansteckendes Lachen hat und ausgesprochen schlagfertig auf die Unterstellungen von diversen Moderatoren reagiert. Mutter Gaboureys Mutter Alice Tan Ridley war früher Sonderschullehrerin. Seit einigen Jahren hat sie einen eher außergewöhnlichen Beruf: Die Gospel- und R’n’B-Sängerin verdient ihr Geld damit, dass sie in U-Bahn-Stationen singt. Das sei vielleicht eine unkonventielle Methode, Geld zu verdienen, so Ridley in einem Interview, bedeute aber noch lange nicht, dass sie von Almosen lebe oder obdachlos sei.
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Nebenrollen Regisseur Lee Daniels hat es sich beim Casting nicht unbedingt leicht gemacht. Seine Rollen besetzte er zum Großteil mit fachfremden Menschen: Die Sozialarbeiterin Ms. Weiss wird von einer gänzlich ungeschminkten (und mit einem winzig kleinen Schnurrbart verschönerten) Mariah Carey dargestellt, die in letzter Minute für eine andere Schauspielerin einsprang. Die Stand-Up-Comedian Mo’Nique wurde für ihre Darstellung der völlig verwahrlosten und gewalttätigen Mutter von Precious ebenfalls für den Oscar nominiert. Lenny Kravitz gibt sein Schauspiel-Debüt als Krankenpfleger und die Schulsekretärin „Cornrows“ wird von der schwarzen Entertainerin Sherri Shepherd dargestellt, die normalerweise in der täglichen Talkshow „The View“ in Erscheinung tritt. Obwohl diese Besetzungsliste reichlich krude klingt, gelang es Daniels, dies völlig vergessen zu machen. Keine Sekunde lang zweifelt man an seiner Besetzung und verzeiht Mariah Carey sogar ihren letzten cineastischen Erguss „Glitter“. Oscar-Nominierung Über ihre Oscar-Nominierung hat sich Gabourey so sehr gefreut – aber eine Rede hat sie trotzdem noch nicht geschrieben. Die wird sie aller Voraussicht auch nicht benötigen, denn die Buchmacher setzen eher auf einen Gewinn für Sandra Bullock, die in dem Tränendrüsen-Machwerk „The Blind Side“ die Adoptivmutter eines sanften (schwarzen) Riesen spielt, der es wenig später als Football-Star ganz nach oben schafft. "Precious“ ist die Verfilmung des Kultromans „Push“ der afroamerikanischen Schriftstellerin Sapphire. Es ist die Geschichte der 16-jährigen übergewichtigen Analphabetin Claireece "Precious" Jones, die von ihrem Vater vergewaltigt wird; die von ihrer Mutter verbal, physisch und sexuell missbraucht wird und die erfährt, dass sie HIV-positiv ist. Und es ist erstaunlicherweise trotz allem auch eine hoffnungsvolle Geschichte von einem jungen Mädchen, das entgegen aller Wahrscheinlichkeiten und Widrigkeiten Hoffnung schöpft und sich selbst am eigenen Schopf aus diesem Leben herausholt. Der Film kommt bei uns am 25. März ins Kino. Qual Um sich in die Rolle der Precious hineinzuleben konnte Gabourey auch von ihren eigenen Erfahrungen als Opfer von verbaler Misshandlung zehren. Zwar wurde sie selbst nie so gequält wie in ihrer Filmrolle, aber auch sie kennt die schmerzhaften Bemerkungen anderer Kinder über ihr Gewicht und ihre Hautfarbe. In Interviews erzählte Gabourey, Sie selbst habe mit 14 Jahren beschlossen, sich fortan unabhängig von der Meinung anderer schlichtweg für großartig zu halten. Und das habe ihr das Leben gerettet. Senegal Gaboureys Vater stammt ursprünglich aus dem Senegal – daher auch der Name Gabourey. Sie selbst nennt sich schon seit vielen Jahren Gabby – das ist einfacher zu buchstabieren und klingt gleich viel amerikanischer. Trailer Der
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zum Film:
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Winfrey, Oprah Der Film „Precious“ wurde zum ersten Mal im Januar 2009 beim Sundance-Festival der Öffentlichkeit vorgestellt. Bis dahin hatte der Film keinen Verleih und kaum Mittel zur Öffentlichkeitsarbeit. Nachdem „Precious“ vom Festival-Publikum sehr positiv angenommen wurde, stiegen die beiden afroamerikanischen Medien-Powerplayer Tyler Perry (Regisseur, Produzent und Schauspieler) und Oprah Winfrey (Talkshow-Host, Herausgeberin, Schauspielerin) als Produzenten mit ins Boot. Dank dieser mächtigen Unterstützung konnte der Film landesweit in Kinos ausgestrahlt werden und wurde sogar ein mittelmäßiger Erfolg an den Kinokassen. Young Hollywood Die amerikanische Vanity Fair bringt jedes Jahr kurz vor den Oscars die neuesten Schauspieler-Hoffnungen auf das Titelblatt – Young Hollywood eben. Wie auch in den meisten Jahren zuvor war auch diesmal das Titelbild voller junger, schlanker, weißer, hübscher Schauspieler. Und obwohl Gabourey mit zahlreichen Preisen und Nominierungen aufwarten kann, war für sie in dem Gruppenbild offensichtlich kein Platz. Für diese Auswahl hagelte es Kritik von allen Seiten. Zukunft Gabourey hat mittlerweile einen weiteren Film gedreht, die Independent-Produktion „Yelling To The Sky“. Doch laut Casting-Experten hat sie keine großen Chancen auf den ganz großen Erfolg in Hollywood. Ihr Schicksal werde sich voraussichtlich auf die Rolle der besten Freundin der weißen Hauptdarstellerin beschränken.