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Die Klimapiraten auf großer Fahrt
Wie aus dem Nichts haben sich die Klimapiraten in diesem Sommer gegründet. Und seitdem machen sie Lärm. Für ein gutes Pressefoto tragen sie gerne mal Alusäbel und Augenklappe, um damit vor den Kameras der Fotografen zu posieren. Unter ihren Halstüchern blitzen aufgemalte Narben hervor. Die Klimapiraten spielen mit ihrem Image - weil es ihnen im Kampf um mediale Aufmerksamkeit nutzt, einem Kampf, in dem sie mittlerweile Profis sind. Am Samstag haben die Klimapiraten in Greifswald abgelegt. Mit zwei Schiffen wollen sie nach Kopenhagen segeln, zum UN-Klimagipfel, der heute beginnt.
Was genau die Klimapiraten eigentlich sind, wissen sie scheinbar selbst noch nicht genau. Mit der Piratenpartei haben sie jedenfalls nichts zu tun. Auf ihrer Website nennen sie sich „offene Kampagne von kreativen, politischen und entschlossenen jungen Menschen“, die finden, „dass jetzt verdammt noch mal endlich etwas getan werden muss, um einen katastrophalen Klimawandel gerade noch zu verhindern“. Sie sind Aktivisten, die sich nicht für längere Zeit an eine Organisation binden wollen. Eine Art Stoßtrupp des Umweltschutzes sozusagen. Diese Truppe ist schnell. In den wenigen Monaten seit ihrer Gründung hat sie eine ganze Reihe von öffentlichkeitswirksamen Aktionen inszeniert. Ihre Botschaften mäandern zwischen platt und witzig. So prangt auf dem Segel ihres Schiffes der Spruch „act the f...k now“. „Jede Generation hat ihre Aufgabe, unsere ist den Klimawandel zu begrenzen“, sagen sie und sind dabei doch undogmatisch, für Piraten sogar überraschend preußisch. Keine endlosen Diskussionen um die inhaltliche Ausrichtung, sondern zielgerichtete Aktionen prägen die Kampagne, die vom ASA-Programm und der BUND-Jugend finanziert wird. Wie viele andere Protestgruppen und Umweltverbände sind die Klimapiraten für ein „starkes und faires Klimaabkommen“. Für eine Verminderung des CO2-Ausstoßes um 40 Prozent bis 2020 und für sieben deutsche Milliarden Euro für den Klimafonds, der Entwicklungsländer im Kampf gegen den Klimawandel unterstützen soll.
Die Klimapiraten sind kaum mehr als 200 Leute, aber sie sind aktiv bei Facebook, Youtube, Twitter und Flickr. Das ZDF hat sie für die Heute-Sendung und die Kindernachrichten logo gefilmt, es gab Berichte in Zeitungen, im Radio, auf Blogs. Doch das Piraten-Image sorgt nicht nur für schöne Bilder, sondern soll auch klarstellen, dass mit diesen Aktivisten nicht zu spaßen ist. In Kopenhagen wollen die Klimapiraten zwar auch die Verhandlungen verfolgen, aber vor allem an Protestaktionen teilnehmen. „Unser Platz ist draußen“, sagt Simon Straub, Student aus Berlin, der mit nach Kopenhagen segelt. Bevor sie am Samstag im vorpommerischen Greifswald die letzte Leine losmachten, ließen die Piraten den dänischen Energiekonzern DONG, der im Greifswalder Umland ein Kohlekraftwerk bauen will, über die Planke gehen und zogen eine als Angela Merkel verkleidete Figur im Beiboot hinter sich her. Die Ankunft in Kopenhagen ist für Mitte der Woche geplant. Wenn die Klimapiraten dann neben der berühmten Meerjungfrau anlegen, sind die ersten Verhandlungstage schon verstrichen. Dann beginnt ihre wichtigste Schlacht. Aus dem ersten dänischen Hafen bloggten die Klimapiraten ihrem Image getreu: „Fossile Klimasünder können sich schon mal warm anziehen. Harr.“