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Die Hybridberufe

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Früher war die Kölnerin Wibke Ladwig Buchhändlerin. Ein Wort, ein Job. Jetzt macht sie irgendwas mit Kommunikation und Internet.  Immer noch ein Beruf, aber einer, unter dem sich der Kioskbudenbesitzer wenig vorstellen kann. Und genau dem wollte Wibke Ladwig ihren Job erklären, während er ihre Chipstüten abrechnete.

Doch weil sie nicht nur beim Kiosk schräg gegenüber in Erklärungsnöte gerät, war Wibke Ladwig klar: Es gibt Berufe, die es gar nicht gibt. Sie haben keinen Namen, der von Kioskbesitzern, Freunden, Eltern und dem Arbeitsamt verstanden wird. Deswegen rief sie auf ihrem Blog mit der Frage „Und was machen Sie so beruflich?“ zu einer "Blogparade" über neue Berufsbilder auf: Andere Menschen, die in den Bereichen Kommunikation und Kultur arbeiten, sollen auf ihrem Blog doch bitte erklären, als was sie sich bezeichnen und was sie genau beruflich machen. Am Ende bekam sie fast 100 Blogeinträge als Antworten.

Fast 100 Blogger haben sich nach Wibke Ladwigs Aufruf an der Blogparade zum Thema "Berufsbilder" beteiligt.

Der Grund für die lange Liste an Hybridberufen ist nicht, dass die Menschen heute keine klaren Berufswünsche mehr haben. Vielmehr wissen sie oft sehr genau, womit sie ihr Geld verdienen wollen. „Die Leute realisieren das, was sie gerne machen, einfach in vielen verschiedenen Tätigkeiten“, fasst Wibke Ladwig das Ergebnis der Blogparade zusammen. Die Berufsbilder haben sich geöffnet. Wer heutzutage schreiben will, findet kaum eine Festanstellung als Zeitungsredakteur, der jeden Tag nur Artikel zusammenschustert. Heute schneiden Journalisten Videos, betreuen Social-Media-Auftritte und finden ihre Themen nicht auf Jahreshauptversammlungen von Vereinen, sondern auf Blogs im Internet. 

Von dem Ergebnis ihres Aufrufs ist Wibke Ladwig „total geplättet“, weil es ihrer Meinung nach die erfolgreichste Blogparade seit 2008 ist. Mitgemacht haben aber nicht nur Menschen, die irgendwas mit Medien machen, sondern zum Beispiel auch ein bloggender Malermeister, der erzählt, wie oft er bei seinen Kunden als Psychologe herhält.

Die meisten Teilnehmer der Blogparade sind (zumindest gefühlt, denn ganz genau kann man das nicht immer sagen) zwischen 30 und 50 Jahre alt. Doch das Problem der Erklärungsnot erleben genauso Studenten, die sich interdisziplinäre Bachelorstudiengänge mit englischsprachigen Titeln ausgesucht haben und versuchen, den Eltern das damit verbundene Berufsziel zu erklären. Dass es ja eigentlich nicht mehr so wirklich gibt. Weil die Grenzen der heutigen Berufsbilder nur in den Köpfen der Eltern scharf sind.

Viele Teilnehmer haben sich die Bezeichnung für ihren Beruf quasi selbst ausgedacht: Aufräumcoach, Erlebnis-Entwickler oder Profilagent, zum Beispiel. Was sie machen? Das Leben von anderen Menschen entrümpeln, Geschichten mit mehreren verknüpften Medien erzählen oder Online-Profile optimieren. Auch Wibke Ladwig hat sich einen eigenen Namen für ihre Jobs überlegt: Die Kommunikationsberaterin, Texterin, Autorin und Entwicklerin von Crowdsourcing-Projekten im Internet bezeichnet sich als „Social Web Ranger“. Weil sie Menschen den „Landschafsraum Internet“ näher bringen will, wie sie auf ihrem Blog erklärt. Wie sie damit Geld verdient, verstehen aber die meisten Leute in ihrem Umfeld nicht so wirklich.

Vor allem beim Arbeitsamt stieß sie mit ihrem Berufswunsch auf Unverständnis: Als sie nach einem Job als Onlinemanagerin in einem Verlag für einige Monate arbeitslos war, musste sie die Mitarbeiterin im Amt irgendwie ins System bringen. Das heißt, eine Berufskategorie auswählen, die es gar nicht gibt. Deswegen will Wibke Ladwig die gesammelten Blogeinträge jetzt dem Arbeitsamt schicken.

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