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„Auf einer coolen Bundeswehrhütte weit oben auf dem Berg wohnen“ - das und mehr erwartet laut einem

Jugendliche zwischen 16 und 21 Jahren in dem Bundeswehr-Adventure Camp 2012. Zusammen mit dem Jugendmagazin „Bravo“ wirbt die Bundeswehr für zwei kostenlose Reisen, für die Interessierte sich bis zum 12. September bewerben sollten, um Zeit bei der Luftwaffe in Sardinien oder bei den Gebirgsjägern in den Berchtesgadener Alpen zu verbringen. Bei der Anmeldung mussten die Bewerber ihre Kondition unter Beweis stellen: Man sollte beispielsweise angeben, ob man das Deutsche Sport- oder Schwimmabzeichen hat oder wie gut die letzte Sportnote war. Das Werbevideo auf YouTube verspricht unter anderem „krasse Wasserwettkämpfe“, „crazy Strandspiele“ und „coole Beachpartys“ auf Sardinien. Und das ist anscheinend noch nicht genug: In schwindelerregender Höhe klettern, zelten, grillen und Lagerfeuerpartys erwartet die Jugendlichen in den Alpen.



Seit der Abschaffung der Dienstpflicht fehlt es der Bundeswehr an Nachwuchs. Alles soll cool sein und nach Abenteuer klingen. Doch die Risiken und die harte Realität, die Jugendliche bei einem richtigen Bundeswehreinsatz erwarten würde, werden nicht erwähnt. Zwar ist das Mindestalter der Teilnehmer 16 Jahre, doch die „Bravo“ spricht damit auch jüngeres Publikum an, da ihre Zielgruppe weit unter dieser Altersgrenze liegt.

Die YouTube-User sind von dem Werbevideo schockiert: „Der Krieg ist heutzutage ja richtig 'trendy' und 'fesch' geworden, cool ey.... Für jeden Abschuss gibt es eine Justin Bieber Fan-Kette und für jede Verwundung ein tolles Miley Cyrus Bandana, YEAH!“

Auch Politiker und Verbände wenden sich gegen das Camp. Die Grünen-Politikerin Agnieszka Brugger ist der Meinung, dass solche Mittel der Nachwuchswerbung „nicht akzeptabel“ seien. Das Kinderhilfswerk „terre des hommes“ kritisiert, dass sich die Bundeswehr bei der Nachwuchswerbung auf Erwachsene beschränken solle. Sie forderten Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) auf, die „fragwürdige Kampagne“ zu stoppen. Die Werbung würde den Eindruck vermitteln, „dass es sich bei der Bundeswehr um einen Abenteuerausflug handelt“, sagte Ralf Willinger, Kinderrechtsexperte der Organisation, der „Westfälischen Rundschau“. „terre des hommes“ richtete auch eine Onlinepetition ein, bei der die Unterzeichnenden gegen das Camp protestieren können. Sie fordert, dass man zukünftig in Kinder- und Jugendmedien darauf verzichten solle „irreführende Werbeaktionen für die Bundeswehr durchzuführen, die die Gefahren des Soldatenberufs verharmlosen.“

Die Zeitschrift „Bravo“ entgegnet, dass sie die Werbeinhalte sehr genau überprüfen. „Wir haben uns nach dieser Prüfung für eine Zusammenarbeit mit den BW-Adventure-Camps entschieden. Für die Werbeinhalte ist wie üblich bei Medienpartnerschaften der Anzeigenkunde verantwortlich– das ist in diesem Fall die Bundeswehr. Sie ist Teil der Zivilgesellschaft, zudem bietet sie ein breites Angebot an Ausbildungsberufen an und dafür wirbt sie als Anzeigenkunde in einer Vielzahl an Medien“, so Katrin Hienzsch, PR-Referentin der Bauer Media Group. Doch ob diese Form der Werbung sinnvoll ist?

Nachtrag: Mittlerweile wurde das Werbevideo auf youtube entfernt.   


Text: laurie-hilbig - Bild: screenshot: www.youtube.de

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