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Die gif-Baumeisterin

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"Ich habe vor ungefähr zwei Jahren mit Tumblr angefangen. Darauf gestoßen bin ich durch Zufall: Ich mochte die Sketch-Comedy-Sendung „Saturday Night Live“’’ sehr gerne und habe die irgendwann  bei Google eingegeben. Durch die Bildersuche bin ich dann auf einigen Tumblrs gelandet, war erst verwirrt und habe mich dann gleich angemeldet.
Irgendwann habe ich dann verstanden, dass Tumblr so etwas ähnliches wie Twitter ist, man folgt auch hier anderen Leuten und sieht, was sie posten und kann es wiederum rebloggen. Das bedeutet, dass man Bilder, die man bei anderen Leuten sieht und die einem gefallen, einfach auf dem eigenen Tumblr wieder veröffentlicht. Damit habe ich dann angefangen. Aber irgendwann wollte ich auch selbst Sachen bloggen und ge-rebloggt werden.



Ich weiß nicht genau, warum mir das wichtig war. Vielleicht gibt es einem das Gefühl, populär zu sein. Man möchte eben von den Leuten im Netz gesehen werden. Man gibt sich ja auch Mühe beim Bearbeiten und Posten und möchte dann auch, dass die Leute das sehen. Wenn man viele Notes hat, dann heißt das, man wird gesehen. Notes sind so etwas wie die Popularitäts-Währung auf Tumblr, das ist im Prinzip dasselbe, wie die Likes bei Facebook. Viel heißt für mich so zwischen 50 und 100 Notes. Richtig populäre Tumblr-Einträge können schon bis zu 30 000 Notes haben.



Man kann ein gif auf hundert verschiedene Arten basteln. Ich mache es mit Photoshop, weil ich finde, dass das Endergebnis da am schönsten wird. Man kann da sehr viel mit Farben und der Farbsättigung der Bilder arbeiten. Mittlerweile brauche ich für ein gif, das 245 Pixel weit ist, ungefähr fünf Minuten. Als ich noch auf der Schule war, hatte ich nicht so wahnsinnig viel Zeit fürs Internet. Aber momentan verbringe ich vielleicht so drei bis vier Stunden am Tag auf Tumblr. Ich poste eigentlich immer, wenn ich gerade einen freien Moment habe.

Um eine Szene auszusuchen, schaue ich mir eine Folge einer Serie schon mit einer Art gif-Brille an:
Ich bin dann gleich auf der Suche nach Szenen, die ich süß oder lustig finde. Mit einem gif will man ja einen schnellen Schnappschuss machen, der etwas aussagt. Aber man kann natürlich nur bestimmte Szenen zu gifs verarbeiten. Sie dürfen zum Beispiel nicht übermäßig lang sein, weil gifs nur eine gewisse Anzahl von Einzelbildern haben dürfen. Sie dürfen auch eine Größe von einem Megabyte nicht überschreiten, sonst erlaubt Tumblr das Hochladen nämlich nicht.


Das Thema für meine Tumblr und die gifs sind vor allem Comedy-Sendungen und besonders die des amerikanischen Senders NBC. Die habe ich kennen gelernt, als ich mit 13 mit meinen Eltern in Bangkok gelebt habe, dort wurden sie im Fernsehen gezeigt. Und als ich dann einen Computer und Internet-Zugang hatte, habe ich die ganzen Serien natürlich im Netz angeschaut. Es gibt einige Tumblr- und andere Blogs, die Comedy und NBC-Serien zum Thema haben, aber die ganz, ganz große Mehrheit der Tumblr beschäftigen sich eigentlich mit Mode, Film oder Fotografie. Das sind Communities, die sich aber nicht stark voneinander abgrenzen.

Mit den gifs ist es in gewisser Weise auch eine Art Wettbewerb, was in meinem Fall ein bisschen schwierig ist, weil ich ja nicht in den USA lebe. Wenn man nämlich eine neue Folge erst zwölf Stunden nach der Ausstrahlung sieht, dann haben oft schon Leute die besten Szenen als gifs veröffentlicht. Natürlich könnte man dann aus den selben Szenen noch einmal ein gif heraus bauen, aber wer möchte schon die gleichen Szenen noch einmal rebloggen. Und darum geht es ja im Endeffekt. Es herrscht allerdings keine wirkliche ernsthafte Konkurrenz unter den gif-Machern, ich würde eher sagen, dass man das Gefühl hat, Teil einer Community zu sein.  Ich habe definitiv ein paar Leute über tumblr kennen gelernt, mit denen ich mich auch schon getroffen habe.



Ich weiß nicht, ob meine Eltern verstehen, was ich da mache. Besonders technisch versiert sind die nämlich nicht. Sie wissen schon, dass ich einen Blog habe, aber ich zeige ihn denen nicht besonders gerne, weil ich nicht glaube, dass sie damit etwas anfangen könnten.
Keine Ahnung, ob mir meine Tumblr später etwas bringen. Aber ich hoffe schon, dass ich später mal im Fernseh-Bereich arbeiten werde. Am liebsten möchte ich Nordamerikanistik studieren und später auch in die USA gehen. Aber wenn das nicht klappt, wäre das auch nicht das Ende der Welt, dann arbeite ich eben als Grafikerin mit Photoshop. Das würde mir auch gefallen."


Sandra Motwary, 18, hat gerade ihr Abitur gemacht und wartet momentan auf einen Studienplatz. In ihrer Freizeit betreibt sie drei Tumblr-Blogs, annperkins, heisenbergindustries und jeffwingercaps. Auf allen drei geht es hauptsächlich um Fernseh-Serien, vor allem um Comedy-Serien des Senders NBC.




Text: christina-waechter - Foto: privat

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