Erst als ihn im Urlaub jemand fragte, wie es der Nationalsozialismus damals geschafft habe, sich in Deutschland durchzusetzen, dachte der Regisseur Jens Schanze das erste Mal ernsthaft darüber nach.
lisa-goldmann
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Erst als ihn im Urlaub jemand fragte, wie es der Nationalsozialismus damals geschafft habe, sich in Deutschland durchzusetzen, dachte der Regisseur Jens Schanze das erste Mal ernsthaft darüber nach. Doch anstatt sich durch Geschichtsbücher zu wühlen und die gesammelten Werke Guido Knopps zu studieren, suchte er nach der Antwort auf diese Frage in seiner nächsten Umgebung, in seiner Familie. Jens Schanzes Großvater Wilhelm war überzeugtes NSdAP-Mitglied. Über die Nazi-Vergangenheit des Opas, der 1954 starb, wurde in der Familie keine Fragen gestellt. Bis Jens Schanze beschloss, einen Dokumentarfilm über seine Familie und deren Umgang mit der Vergangenheit zu machen. Erst während der Dreharbeiten brach die Mutter langsam ihr Schweigen und erzählte von ihrem Vater Wilhelm, der eben nicht nur ein liebevoller Vater war, sondern auch ein Nazi.
In seinem Film „Winterkinder“, seine Abschlussarbeit der HFF München, folgt Jens Schanze den Erzählungen der Mutter und wandelt auf den Spuren des Großvaters. Und er lässt seine Verwandten, von denen die meisten Wilhelm Schanze nicht mehr persönlich kennen lernten, erzählen, wie es ist, mit einem schwarzen Fleck in der Familienvergangenheit zu leben.
Die Uraufführung des Films „Winterkinder“ findet im Zuge des Dokumentarfilmfestivals in München statt, zu sehen ist er am Samstag, den 7. Mai um 20 Uhr im Rio-Filmpalast und am Mittwoch, 11. Mai um 15 Uhr im Filmmuseum.