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Der Mann mit den weißen Haaren

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A wie Aussprache
Assange wird ausgesprochen, als sei er Franzose, also "Assonsch". Es heißt aber, der Name stamme von einem chinesischen Emigranten der "Ah Sang" hieß und im 18. Jahrhundert nach Australien kam.

B wie Byron Bay Assanges Mutter zieht mit ihm zunächst in die Nähe der australischen Hippie-Enklave Byron Bay. Später wohnen sie auf einer nahegelegenen Insel, genannt "Magnetic Island". C wie Cable-Gate Die Veröffentlichung der Depeschen der US-amerikanischen Botschaften werden in Anlehnung an die von den Journalisten Bob Woodward und Carl Bernstein aufgedeckte Watergate-Affäre "Cable-Gate" genannt. Ingesamt wurden 251 287 geheime Berichte und Einschätzungen veröffentlicht, die Diplomaten zwischen 1961 und 2010 an das US-Außenministerium übermittelt hatten. D wie Daniel Assange In seiner Hacker-Zeit lernte Assange ein Mädchen kennen und zog von zuhause aus. Das Mädchen wurde schwanger und bald darauf heiraten die beiden. Sein Sohn heißt Daniel und als er 16 Jahre alt war, fragt ihn sein Vater, ob er bei dem Projekt mitarbeiten wolle. Daniel lehnte ab. E wie Ego Der ehemalige Sprecher von Wikileaks, Daniel Domscheit-Berg sagt über Assange: "Julian Assange ist ein Mann mit einer Vision, der bereit ist, dafür zu kämpfen. Aber er bezieht andere nicht mit ein. Obwohl ich sein Sprecher war, wusste ich oft selbst nicht, was Sache ist." F wie »Fuck off, Julian.« Diese Worte twitterte Herbert Snorrason, ehemaliger Helfer bei Wikileaks, als er sich am 25. September verabschiedete. G wie Geheimnis Man stelle sich vor, in einer Schulklasse, einem Büro oder in einer Familie würde jemand zunächst alle Lästereien der einzelnen Mitglieder unter- und übereinander protokollieren und dann veröffentlichen. Wäre dann eine normale Arbeit oder ein normaler Unterricht noch möglich? Wie viele Geheimnisse brauchen soziale Systeme, um zu funktionieren? H wie Hacker Assange beginnt mit einem C64 zu programmieren. 1987 beschafft er sich ein Modem; Websites gibt es noch nicht, aber geschlossene Computernetzwerke. Mit zwei anderen Hackern gründet er die Gruppe "International Subversives". Die Goldene Hackerregel lautete "Don't damage computer systems you break into (including crashing them); don't change the information in those systems (except for altering logs to cover your tracks); and share information." I wie IQ.org. Wer wissen will, was Julian Assange so gedacht und geschrieben wurde, bevor er einer des meistgesuchten Menschen der Welt wurde, kann das hier nachlesen. Das Blog gibt es nicht mehr, ist aber über Internet-Archive zugänglich.

J wie Journalismus Assange möchte, wie er es nennt, den "Scientific Journalism" etablieren. Leser sollen die Möglichkeit haben, - wie bei einer wissenschaftlichen Arbeit die Quellen des Journalisten zu verifizieren. Das liberale Wirtschaftsmagazin "The Economist" fragte, was passiere, wenn Journalisten über Dissidenten in totalitären Staaten berichten und Wikileaks die Quellen offenlegt. K wie Kritierien Auch WikiLeaks veröffentlicht nicht einfach alles: So wurde zum Beispiel "Project B" geschnitten, gekürzt und um Zitate von George Orwell erweitert. Assange und seine Mitarbeiter treffen also bestimmte Entscheidungen, wann und welche Informationen veröffentlicht werden. Kritiker sehen hier ein Problem und fordern: WikiLeaks sollte sich wie andere NGOs transparente und selbstverpflichtende Kriterien geben. L wie Lamo, Adrian Der Hacker und Sicherheitsaktivist wurde wohl von Breadley Manning kontaktiert. Da er durch die Veröffentlichung das Leben amerikanischer Soldaten bedroht sah, kontaktierte die amerikanischen Sicherheitsbehörden. Seitdem ist Manning in Haft. M wie Manning, Bradley Der 23-jährige Bradley Manning war als Soldat und Sicherheitsspezialist im Irak stationiert und hatte dort wohl Zugang zu geheimen Dokumenten. Er wird beschuldigt, die Akten wikiLeaks zugespielt zu haben und sich anschließend Adrian Lamo anvertraut zu haben. Manning wartet auf seinen Prozess. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 53 Jahre Haft.


N wie New Yorker Das bisher wohl umfangreichste und aufschlussreichste Porträt über Julian Assange erschien im Juni 2010 im amerikanischen Magazin "The New Yorker" O wie Orwell, George Schrieb mit "1984" die Blaupause für jedes totalitäre System und wird seitdem als Dystopie immer wieder zitiert. In Assanges Weltbild versucht ein bürokratischer Machtapparat, das Leben freier Individuen zu kontrollieren. Im Dezember 2006, kurz nach Gründung von Wikileaks, erschien dort ein Text namens Conspiracy as Governance", der 2010 als Das Wikileaks-Manifest" bekannt wurde. P wie Project B Auf Island entwickelten Assange und seine Mitarbeiter Project B: Es handelte sich um eine Medienkampagne um ein Video, bei dem US-Soldaten aus einem Hubschrauber im Irak auf Zivilisten feuern. Assange und seine Mitarbeiter benötigten mehr als drei Monate, um das verschlüsselte Video zu dechiffrieren. Q wie Querkopf Julian Assange war in seiner Kindheit ständig unterwegs. Das machte eine konventionelle Schulbildung ohnehin schwierig, zugleich hielt seine Mutter davon auch recht wenig, denn die führe nur zu einer ungesunden Autoritätshörigkeit. Auf ihre ungewöhnliche Erziehung angesprochen, soll sie gesagt haben: "I didn't want their spirits broken." R wie Reykjawik Eine Zeitlang hielt sich Assange in der isländischen Hauptstadt auf, wo Project B entstand. Er hatte dort ein Haus namens "The Bunker" gemietet, in dem Tag und Nacht wikiLeaks-Aktivisten arbeiteten. S wie Stubenhocker Wenn Assange etwas interessiert, vertieft er sich in seine Arbeit. Laut eigenen Angaben verbrachte er zwei Monate lang in einem Raum in Paris, ohne ihn auch nur einmal zu verlassen. T wie Transparenz Wenn es nach Leuten wie Assange oder Facebook-Gründer Marc Zuckerberg geht, bewegt sich unsere Gesellschaft in Richtung mehr Transparenz. Das bedeutet aber auch weniger Schutz privater Daten. Letzerer sagte Anfang dieses Jahres in einem Interview: "People have really gotten comfortable not only sharing more information and different kinds, but more openly and with more people." Würde er Facebook heute erfinden, wären alle Daten von vornherein öffentlich zugänglich. U wie Untergetaucht In den letzten Jahren wechselte Assange seinen Aufenthaltsort häufig. Mal lebte er auf Island, mal in Kenia, mal in Schweden. Kurz nach "Cable-Gate", hieß es, Assange sei untergetaucht. Die englische Zeitung "The Independent" aber berichtete kürzlich, Assange sei in Großbritannien und sein genauer Aufenthaltsort dem Scotland Yard bekannt. V wie Vergewaltigung Seit September 2010 wird Assange von Interpol gesucht. Er soll in Schweden zwei Frauen sexuell genötigt und vergewaltigt haben. Er selbst spricht von einer schmutzigen Kampagne gegen ihn. W wie Weiße Haare 1999 einigen sich Julian und seine Mutter Claire mit der Mutter seines Sohnes auf ein gemeinsames Sorgerecht. Dem voraus gingen ein jahrelanger Kleinkrieg mit der Bürokratie und der Justiz. Kurz darauf verliert Assanges Haar angeblich seine Farbe. X wie MendaX Assanges alter Hacker-Name Z wie Zerstreut Menschen, die ihm nahestehen, schildern Assange als jemanden, der manchmal vergisst, sich ein Flugticket zu reservieren, oder sich ein Flugticket kauft, ohne es zu bezahlen oder ein Flugticket bezahlt, dann aber den Flug vergisst.

Text: philipp-mattheis - Foto: Reuters

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