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Der Film "Once" - Crack für Melancholiker

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So gesehen müsste der Film „Once“ seinem Hauptdarsteller, einem namenlosen Straßenmusiker aus Dublin, ganz und gar nicht gefallen: Da geht es um eine einsame namenlose Blumenverkäuferin, die stets zur Mittagsstunde in einen Laden für Musikinstrumente geht, um dort Klavier zu spielen, denn ein Klavier, das kann sich die arme einsame namenlose Blumenverkäuferin, die alleinerziehende Mutter ist und nur Kleider aus dem Altkleider-Laden trägt, nicht leisten. Diese Blumenverkäuferin trifft den einsamen namenlosen Straßenmusikanten, es ist Zufall oder Schicksal oder auch nur die Idee eines melancholischen Drehbuch-Schreibers, ihr gefällt seine Musik, sie gefällt ihm, sie gehen zusammen in den Klavierladen, gemeinsam singen, und dann – Feuer frei, Pathos: Dann sprießt die Liebe zwischen den beiden wie ein gar zartes Pflänzlein.

Die einsame namenlose Blumenverkäuferin (rechts), Seit an Seit des einsamen namenlosen Straßenmusikanten Bild: Kinowelt Wer jetzt mit dem Klischee-Warnschild winkt, der soll sich mal schön schämen gehen, denn im Falle des Filmes „Once“ ist das nicht erlaubt: Der ganze Film besteht aus Klischees. Straßenmusiker tragen hier selbstverständlich Lederbänder um den Hals, an die kleine Dingelchen geknüpft sind, Blumenverkäuferinnen tragen natürlich fehlfarbene Strickjacken und fingerlose Wollhandschuhe (wg. Kälte! In den Straßen, in den Herzen, ach, in der ganzen Welt!), die Gitarren sind hübsch abgeschrammelt und selbstverständlich akustisch, die Lieder zum Schaudern schwermütig und schön. Wohlmeinende Menschen würden sagen: „Once“ ist ein Großstadtmärchen für Gutmenschen, die das Herz am, ächz, rechten Fleck haben und ansonsten schwer für Singer/Songwriter schwärmen, denn in „Once“ wird pausenlos gesungen. Zyniker dagegen – wie der namenlose Straßenmusiker vorgibt einer zu sein – würden sagen: „Once“ ist Crack für Melancholiker – knallt ordentlich rein, ist blitzschnell vorbei und hinterlässt eine schwere Depression, weil die Wirklichkeit eben doch nicht so ist wie während des Highs. Wegen der wehmütigen Lieder um Liebe und alles andere, die einem in „Once“ ständig um die Ohren geblasen werden, ist der Film von Kritikern flugs zum „wohl besten Musikfilm unserer Generation“ ausgerufen worden, beim Filmfestival von Sundance gewann er den Publikumspreis, und selbstverständlich, vermeldet der Filmverleih, sei die irische Produktion „längst für den Oscar gehandelt“. Darauf einen Kümmerling!, sagt der Zyniker, aber das ist böse und gemein. Natürlich funktioniert „Once“ als Musikfilm vorzüglich, die Lieder sind in der Tat gut, und auch die Liebesgeschichte ist, nun ja, auf eine märchenhafte Weise schön. Was „Once“ aber wirklich zu einem sehenswerten Film macht, ist das Ende: Da sprießt dieses gar zarte Pflänzlein der Liebe zwischen einer Blumenverkäuferin und einem Straßenmusikanten einen ganzen Film lang, es wird in einer Art gesungen, gemenschelt und sich näher gekommen, dass man sich spätestens zur Hälfte des Films wünscht, ein netter kleiner Krieg möge ausbrechen oder dieser Straßenmusikant wenigstens auf elektrischen Gitarren spielen – und dann ist der Film auf einen Schlag zu Ende. Und alles, alles ist gut. Für den Melancholiker, aber mehr noch für den Zyniker.

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