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Der Erfinder von TKKG ist tot. Was uns diese Serie bedeutet hat

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1. Rolf Kalmuczak, der Autor von TKKG

(Foto: dpa) Kalmuczak hat etwa 2.700 Kurzkrimis, 160 Taschenbuchkrimis und 58 Jugendbücher geschrieben. In einem Interview mit planet-interview.de sagte er: "Ich schreibe im Schnitt vier Stunden am Tag in hochkonzentrierter Ruhe, und den Rest des Tages bin ich mit Frau und Hund in der Natur unterwegs." Die Ideen für seine Geschichten fand er oft in der Tagespresse. "Ich lese einen Artikel oder sehe eine Anzeige und habe die Idee für eine Story", sagte er 1993 der Süddeutschen Zeitung. Kalmuczak studierte Germanistik, arbeitete später für eine Tageszeitung und dann für den stern. Mit TKKG erfand er die erfolgreichste Jugendbuchreihe der Gegenwart mit Titeln wie Achtung! Die "Monsters" kommen, Wer hat Tims Mutter entführt oder Lösegeld am Henkersberg. Mehr als 100 Bände sind erschienen, in denen die vier Protagonisten Tim (kann Karate), Karl (kann Computer), Klößchen (kann Schokolade) und Gaby (kann keck) als Detektive dem Verbrechen die Stirn bieten. Klischeefiguren, durchaus. Kalmuczak sagte einmal: "Nennen Sie mir einen Lebensbereich, in dem man ohne Klischees auskommt?" Ähnlich den "Drei ???" wurde TKKG zu so etwas wie einer Kultserie, man muss das so sagen. Gerade junge Erwachsene schwelgen noch heute in Kindheitserinnerungen, wenn sie, zum Spaß, zur Erinnerung und zur Erheiterung, den Hörspielen lauschen. Tim und Gaby verband stets so etwas wie, ja, eine Beziehung. In einem Interview mit dem einstigen jetzt-Magazin sagte Kalmuczak: "Tim und Gaby verbindet einfach eine keimfreie, unerotische Liebesbeziehung. Anfangs war Rotwerden das höchste der Gefühle, jetzt geben sie sich schon mal ein Bussi. Für ihn ist klar, er wird sie heiraten, und sie weiß, sie hat ihn fest." Auf den Hinweis, seine Bücher seien ganz schön moralisch reagierte er so: "Meine Bücher sind absolut moralisch. Ich bin gegen alles, was der Welt schadet. Ich bin gegen Drogen, gegen Nikotin, sogar gegen Alkohol." Die meisten seiner Geschichten schrieb er unter Pseudonymen - weil er sich selbst keine Konkurrenz machen wollte. Die genaue Erklärung liest du in diesem aufschlussreichen Interview, das vor acht Jahren im Magazin der Süddeutschen Zeitung erschien. Es verrät viel über die Arbeit von "Stefan Wolf" und dem Menschen dahinter. Rolf Kalmuczak starb am 10. März 2007 im Alter von 68 Jahren. peter-wagner Auf der nächsten Seite liest du, warum caroline-vonlowtzow immer so sein wollte wie Tarzan alias Tim von TKKG. Und warum sie Gaby partout nicht leiden konnte.


2. TKKG oder warum ich immer ein Junge sein wollte Bis ich zum ersten Mal die Verfilmung von „Krieg und Frieden“ im Fernsehen sah und mich in Mel Ferrer verliebte, wollte ich immer ein Junge sein. Ich habe die Fünf Freunde-, Geheimnis um…- und Der Berg, die Insel, die Burg der Abenteuer-Bücher von Enid Blyton verschlungen. Ich habe Hörspiele von Die drei ??? rauf und runter gehört und natürlich auch TKKG geliebt. Eine Zeit lang wollte ich unbedingt einen Kakadu haben, weil Jack, der Held in der „Abenteuer“-Serie, einen hatte. Und ich spielte mit befreundeten Nachbarskindern tagelang ganze TKKG-Folgen nach. Mit dem Nachbarsjungen bin ich sogar ein paar Mal mit zum Judo gekommen, weil Tarzan/Tim von TKKG auch einen schwarzen Gürtel hatte. Wie selbstverständlich identifizierte ich mich immer mit den Anführern dieser Detektivbanden. Schließlich war ich mit meinen vier Sportarten, die ich betrieb, eine mindestens genauso große Sportskanone wie Tim. Auch wenn es ums Bäume raufklettern ging, war ich immer als erste oben und ich fand, dass man mich mit Fug und mit Recht als Abenteurer bezeichnen konnte. Wie Tim. Im Traum wäre ich nicht auf die Idee gekommen, mich mit Gaby zu identifizieren. Diesem blauäugigen, blonden Pferdeschwanz-Mädchen-Mädchen, die einen Cocker-Spaniel hat (wahrscheinlich der uncoolste Hund gleich nach dem Spitz) und extrem tierlieb ist. So tierlieb, dass sie sich von jedem Hund die Pfote geben lässt und deshalb auch „Pfote“ genannt wird. Geht’s noch? Im Traum hätte ich mir nicht vorstellen können, dass jemand zu mir beziehungsweise über mich sagt, wie Tim in der Folge „Die Jagd nach den Millionendieben“: „Ich habe Gaby versprochen, dass ich ihr einen Schlumpf schieße.“ Einen Schlumpf! Ich wollte nie einen Schlumpf! Schlümpfe waren doofe Streber. Außerdem sagte Tim zu Gaby immer dann, wenn’s gerade mal spannend wurde: „Mädchen in deinem Alter gehören um diese Uhrzeit ins Bett.“ Da war Enid Blyton ja schon in den Vierzigern mit der Tomboy-artigen Georgina, genannt George, aus der Reihe „Fünf Freunde“ fortschrittlicher in Bezug auf das Frauenbild als Rolf Kalmuczak über 30 Jahre später. Mit Gleichberechtigung der Geschlechter war und ist bei TKKG jedenfalls nicht viel los, was meinen Wunsch, ein Junge sein zu wollen, natürlich verstärkte. So wie Gaby wollte ich auf keinen Fall sein. Doch dann trat Mel Ferrer als Fürst Andrej in mein Leben und fortan spielte ich in tausenden von Variationen ein alternatives Ende von „Krieg und Frieden“ nach: Andrej, der sich wegen meiner Untreue in eine gefährliche Schlacht gestürzt hatte, wird zwar verletzt, aber ich rette ihm das Leben, pflege ihn gesund und wir heiraten. caroline-vonlowtzow Wie aber waren eigentlich die Jungs in der Serie, fragt sich dirk-vongehlen? Auf der nächsten Seite geht es um die innere Ruhe, die Tarzan, Karl und Klößchen ausstrahlen.
3. Die TKKG-Jungs stehen für die innere Ruhe eines Jungen Meine drei Wahrheiten über die vier Freunde sind einfach: Erstens sind meine Erinnerungen an TKKG eher schwach, mein Lob auf den gerade verstorbenen Autor deshalb zweitens wenig hymnisch, obwohl er drittens mein Bild von Ausgleich, Ruhe und innerer Balance entscheidend geprägt hat. Und das lag an den drei Jungs seiner erfolgreichen Serie. Zwar war ich weder Tarzan, Karl noch Klößchen, doch die drei TKKG-Jungs prägten das Rollenbild meiner Jugend entscheidend: ein Junge - so dachte ich damals - muss sportlich sein wie Tarzan, klug wie Karl und witzig wie Klößchen. Vieleicht bog ich mir mit dieser Dreieinigkeit des Jungstums nur meine eigenen Defizite (gering torgefährlich beim Fußball, eine vier in Physik und nur Kalauer-Witze) zu einem vertretbaren Jungsbild zusammen, aber es stimmte mich am Ende dennoch froh: Rolf Kalmuczak stellte mich nie vor das Problem, mit dem er (s.o.) die Mädchen konfrontierte. Er gab mir nie lediglich nur eine Vorlage für moderne Männlichkeit, sondern eine Mischung aus unterschiedlichen Eigenschaften. Damit hat er ganz viel richtig gemacht (Karl und Klößchen lästern zum Beispiel fast nie über die teilweise unerträglich nervige Beziehung von Tarzan und Gaby), aber auch eine Menge vergessen: dass Jungs viel mehr sein sollten als sportlich, witzig, klug, das weiß ich heute. Und dass Mädchen nur in den ärgerlichen Fällen sich über ihre blonden Haaren und ihren Hund definieren, das auch. Aber heute ist nicht der Tag für Kritik an Rolf Kalmuczak. dirk-vongehlen Auf der folgenden Seite erzählt max-scharnigg die Geschichte einer generationentypischen Autofahrt: Auf dem Weg in den Urlaub mit Mama, Papa, Schwester und einer TKKG-Kassette.
4. Mit TKKG in den Urlaub

Wer den Sound vergessen hat, bitte hier erstmal erinnern! „Dann ist ja alles klar, Klösschen, du trägst die Sachen!“ – „Immer ich, dabei habe ich an meinen Gewicht doch schon genug zu schleppen.“ Diesen Fetzen TKKG-Sprech trage ich seit Jahrzehnten als Kopf-Kaugummi mit mir durch die Welt, zusammen mit vielen andere Stellen von den TKKG –Kassetten, die im Auto liefen um meine Schwester und mich friedlich über den Brenner oder nach Dänemark in die Ferien zu verbringen. Heute, wo ich kaum einen Film zweimal ansehe, wundere ich mich über die doch konstante Zerstreuung die die Kassetten damals auch beim zwanzigsten Durchlauf boten (war wohl mehr so ein meditatives Versinken, ähnlich dem Rosenkranz-Gebet) und über den schönen Schüttel, der sich an den ersehnten Stellen immer wieder einstellte. Wir, also der Familienverbund im Auto, lachten auch mantramäßig immer an denselben Stellen – wenn ich das jetzt so schreibe, bewundere ich den Gleichmut meiner Eltern, die unentwegt „Den Teufel vom Waiga-See“ und „Die Holzwurm-Mafia“ in die Mittelkonsole des Volvo drückten. Das Anfangsprozedere war dabei immer das Gleiche: Mama: „Also, dann Waiga-See, oder?“ Kinder (von hinten): Ja, gut, okay, später aber Pumuckl Papa: Nicht Pumuckl, der schreit immer so Kinder: Och, uh, menno, warum’n? Mama: Der Papa muss sich konzentrieren Mama (mit Kassette): Ist jetzt A oder B oben? Papa (cruisend): Wie immer, das was du hören möchtest muss oben sein Mama: So? Die Kassette ist drin. Stille. Dann ohrenbetäubend übersteuertes Pfeifen der Titelmelodie, doch, hoppla, nur in der Kurzversion. Papa: Leiser! Kinder (von hinten, einstimmig): Falsche Seite, Mama! Mama: Und jetzt? Kinder (von hinten, einstimmig): Vorspulen! Umdrehen! Papa: Schaut mal, das da drüben ist Schloß Tirol! Kinder: Warum heißt das so? … Von diesen tagelangen Autofahrten, in denen sich die Zeit endlos dehnte, weil man hinten im Volvo ja noch ohne Gefühl für Räume und Zeiten war, von diesem Konzentrat des Familie-Seins (nie war man länger so eng beinander) ist heute nichts geblieben, als die dämlichsten Fetzen Jugendhörspiel. Als endloser Loop haben sie sich im Langzeitgedächtnis festgesetzt - vor allem die TKKG-Sätze, weil sie so plakativ und einförmig getextet waren, Hauptsätze mit immer genau einer Aussage – so was hält ewig. Manchmal sage ich sie heute noch in passenden Situationen und hoffe, dass dann irgendjemand taumelnd vor Erinnerung zugibt, von diesen Sätzen genauso umgetrieben zu sein. Passiert nie. Außer, wenn ich mit meiner Schwester telefoniere. Wir knallen dann ein paar hirnlose TKKG-Dialoge durch, um uns auf Plaudertemperatur zu bringen. max-scharnigg

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