Es ist gar nicht so lange her, da war der Fingerabdruck-Scanner eine hübsche Requisite aus Science-Fiction-Filmen. Dr. No machte mit dem Daumen die Atombombe scharf, James Bond startet mit einem Fingerschnippen den Wagen. Rasante Fortschritte in Computer- und Biometrie-Branche haben aus der geheimnisvollen Glasplatte mit dem fragend-flackernden Infrarot-Licht einen alltäglichen Gegenstand gemacht – der die Lifestyle-Industrie genauso wie die Diktatoren der Welt interessiert. Der Zeigefinger ist zu mehr im Stande, als die Nase zu reinigen oder in der Schule aufzuzeigen. Er wird zum Schlüssel, zur Scheckkarte oder auch zur tödlichen Waffe. jetzt.de war mit dem Großen Bruder auf Shopping-Tour, und zeigt, was dein Finger bald alles kann:
tobias-moorstedt
Teile diesen Beitrag mit Anderen:
dich einloggen
Nichts ist dem Menschen heiliger als sein Desktop und Adressbuch. Kein Wunder, dass vor allem PCs, PDAs und Mobiltelefone zunehmend mit Biometrie-Applikationen ausgestattet werden. Keine Passwörter mehr, nur ein sanftes Fingerwischen über einen schmalen Sensor, und dur bist drin.
(2) einen Film ausleihen
Die elektronische Videothek Cinebank war Ende der 90er Jahre eines der ersten Unternehmen, bei dem der Zeigefinger mächtig wurde. Der Fingerabdruck setzte in dem Selbstbedienungsladen den elektronischen Assistenten in Gang, der einem den gewünscetn Film aus dem Lager holte. Die Filmbanken sind unpersönlich, kalt und mit Blockbustern verseucht. Aber viele Leute haben sich damals nur wegen dem Infrarot-Strahl angemeldet, der sanft auf der Haut kitzelte. Aber bald bekommen wir da sicher eine Hornhaut.
(3) den Aktenkoffer öffnen
Für alle Menschen, die ihre Daten noch nicht wie Johnny Mnemonic im Festplatten-Gehirn mit sich rumtragen, aber trotzdem auf Nummer sicher gehen wollen. Besonders für Handelsvertreter von Polonium und Pornoheften zu empfehlen.
(4) die Kohle rausrücken
Die Fingerprint-Technologie ist immer auch ein Freiheitsversprechen. bei diesem Bio-Bankomaten kann man gerne seine Scheckkarte vergessen - und sogar die PIN wird überflüssig. Nur ein bisschen Geld sollte auf dem Konto sein.
(5) ein Dokument unterschreiben
Der Pen-One ist ein normaler Kugelschreiber, der mit einerm Fingerabdruck-Scanner ausgestattet wurde und an einen Computer angeschlossen werden kann. Anders als andere derart gesicherte Gegenstände, ist dem Stift keine Wegfahrsperre oder Tintenhemmer eingebaut, der einen Fremd-Schreiber am Kritzeln hindert. Stattdessen soll der Cyber-Stift an Grenzübergängen und auf Behörden genutzt werden. Während man also seinen "Otto" unter Einreisedokumente und Steuererklärungen setzt, werden in 400 Millisekunden die Finger-Daten eingescannt und an die Beamten übertragen. Früher hat man mit einer Unterschrift seine Identität bestätigt. Heute ist der Stift nur ein nostalgisches Produkt. Das ideale Geschenk für den Minister für Homeland Security.
(6) Zugang verschaffen
Der Klassiker für Bioforscher und Nukularexperten. Funktioniert bei Tresoren, Schranken und anderen Sicherheitsschleusen.
(7) die Macht auf der Couch sichern
Die Fernbedienung ist das Zepter des Wohnzimmers; wer sie in der Hand hält, ist der König des Raums. Weil das kein Zustand ist, wenn Staatsgewalt und Gewaltmonopol alle zwei Minuten in andere Hände fällt, ist eine ID-Methode für die Fernbedienung eine gute Idee. Fernseher, Stereoanlage, das ganze Entertainment-Reich, reagieren nur auf den Wink des authentifizierten Users. Niemand zappt mehr deine Lieblingssendung weg.
(8) easy riden
Der Zeigefinger eines Zauberes ist wie ein Schlüssel: Er kann Truhen öffnen, bringt Dinge zum Schweben und verwandelt Kürbisse in Kutschen. Dieses Suzuki-Modell gibt dem Motorad-Freak ein ähnliches Gefühl wie ET mit seiner leuchtenden Fingerkuppe. Einfach drauf auf das Metallross und ab nach Hause.
(9) in die USA einreisen
Nur ein Verbrecher muss seine Fingerabdrücke abgeben, hieß es empört, als die Einreisebörde der USA im Jahr 2005 für alle Touristen die Finger-Kontrolle einführte. Jeder Mensch werde zum potentiellen Terroristen, meinten manche. Brasilien ließ sich zu einem Revanchefoul hinreißen, und tauchte die Finger aller US-Bürger in Tinte. Trotzdem haben sich seitdem alle daran gewöhnt.
(10) durchladen
Nach einem Amoklauf taucht immer die gleiche Frage auf: Wie kann man den Waffenhandel effektiv regulieren. Vor allem in Zeiten des Internets. Der US-Erfinder Nic van Zynt hat eine Antwort: die "intelligente Waffe" für all die dummen Menschen. Die ID-Pistole kann nur von Menschen gezogen werden, der auch mit und bei der Waffe registriert ist. "Eine Waffe erzählt keine Geschichte", meint Nic van Zynt, "das eröffnet dem Missbrauch Tür und Tor". Dieses Risiko soll ausgeschlossen werden. Nun ja, man kann das klobige Teil noch immer jemanden über den Kopf hauen.
Fotos: Popular-Mechanics, Axistech, Hongda, idworld, visortech, dpa (2), wearcam, Pen-One, Ruwido, Suzuki