- • Startseite
- • Redaktionsblog
-
•
Chefkoch verlässt South Park
Soul-Legende Isaac Hayes sprach seit 1997 in der Cartoonserie South Park die Rolle des Chefkochs. Aber jetzt ist Schluss mit den erotischen Liedern, die Hayes als Kantinenkoch seinen Schützlingen aus der Grundschule vorsingt, wenn die Eltern ihren Kindern die adäquate sexuelle Aufklärung wieder mal verweigern. Die verschärfte Form der Satire bei South Park kann Hayes nicht mehr länger ertragen. Zumindest nicht, wenn die Attacken auf religiöse Überzeugungen zielen: „Auf der Welt gibt es einen Platz für Satire, aber es gibt einen Punkt, an dem Satire endet und Intoleranz und Bigotterie gegenüber religiösem Glauben beginnt.“ Aber wieso fällt Hayes erst jetzt auf, nach über zehn Jahren, dass man bei South Park nicht gerade zimperlich mit Religionen umgeht? Grund für den Sinneswandel könnte die 137. Episode gewesen sein, die im November in Amerika ausgestrahlt wurde. Die Handlung von „Trapped in the closet“: Stan nimmt an einem Persönlichkeitstest von Scientology teil, die Sekte sieht daraufhin in ihm ihren wiedergeborenen Gründer L. R. Hubbard. Als Stan in seiner neuen Offenbarung verkündet, keiner habe mehr Geld zu zahlen, um Mitglied bei Scientology zu werden, fragt deren Präsident ihn entsetzt: „Du glaubst diesen Schwachsinn doch nicht wirklich?“. Zwischendurch werden hanebüchene Geschichten von Aliens und Gefrierkammern, Seelenauffangbehältern und Raumschiffen erzählt, mit der Einblendung: „This is what scientologists actually believe“.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Hayes dürfte darüber weniger gelacht haben, er ist nämlich selbst bekennender Scientologe. „Zehn Jahre lang hatte er kein Problem damit, dass wir uns über Christen, Muslime, Mormonen oder Juden lustig machen. Wo jetzt aber sein Glauben in der Serie vorkam, hat er einen Anfall plötzlicher religiöser Empfindsamkeit“ vermutet Matt Stone, der zusammen mit Trey Parker die Zeichentrickserie South Park erfunden hat. „Er will bei seiner Religion ein anderes Maß ansetzen als bei anderen Religionen und für mich ist das der Punkt, an dem Intoleranz und Bigotterie beginnt.“ South Park und die Religionen Was Sexualität und Politik angeht, kann man den Machern von South Park antiliberale Propaganda vorwerfen, beim Thema Religion prügeln sie aber noch fröhlich auf die streng gläubigen Konservativen Amerikas ein. Nach dem gleichen Prinzip wie bei Scientology nahm man schon die Mormonen auseinander: Die kuriose Geschichte der Religionsgründung durch Joseph Smith wurde erzählt, aufbereitet als Musical. Die Folge glich einer polemischen Version der Sendung mit der Maus für Atheisten. Auch an das Thema Scientology wagte man sich schon einmal: In der Episode „Die Super Besten Freunde” versucht eine fiktive Sekte mit dem Namen „The Blainetologists“ Massenselbstmord zu begehen. Bei dieser Geschichte scheute man sich wohl noch davor, den Namen Scientology zu benutzen, immerhin ist die Sekte dafür bekannt, immer wieder Gegner vor Gericht zu zerren. „Du bist so was von verklagt, Junge“, sind auch die letzten Worte, die der Scientologenpräsident an Stan richtet. In der Blainetologists-Folge tauchte im übrigen auch der Prophet Mohammed auf, als profaner Superheld, der seine Hände als Flammenwerfer einsetzen kann. Trey Parker versuchte im Time Magazine kürzlich zu erklären, wieso damals niemand protestierte: „Die Leute sagen eben: Oh, na ja, das ist ja nur South Park.“ Dass längst nicht alle so reagieren, zeigte sich im vergangenen Dezember, als Kirchenverbände heftig protestierten. In der letzten Folge der aktuellen Staffel traf es die Katholiken sehr hart: Papst Benedikt XVI. soll in der Episode eine blutende Marienstatue begutachten. Das Besondere an ihr: Sie vergießt keine roten Tränen, sondern das Blut spritzt in Fontänen aus ihrem Unterleib. Was den Papst dann auch zu der Einsicht veranlasst: „Weiber, die aus ihrer Vagina bluten, sind kein Wunder. Das machen die doch die ganze Zeit.“ Wem die Theorie nicht taugt, dass Hayes bei Scientology keinen Spaß mehr versteht, kann auch gerne vermuten, dass das Ganze nur ein Marketingtrick ist: Ende des Monats startet die neue Staffel von South Park in Amerika. Bild 1: Reuters, Bild 2: AP