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Auf Wiedersehen - das wird dein letzter Sommer
Knut Wird als uringelber und feister Brocken bald vor aller Augen rohe Fleischstücke zerreißen. Es folgt: Einweisung in die Rehab, Affäre mit Kelly Osbourne, Problembär-Status, Abschiebung (durch Sigmar Gabriel), schließlich Tod auf driftender Eisscholle (Klimawandel). Pfleger Thomas Dörflein wird noch eine Zeit lang Deutschlands prominentestes Hartz-IV Opfer sein, dann mit den Memoiren des Knut vor die Kameras treten und später gemeinsam mit dem Chauffeur von Rudolf Moshammer und dem Kanzlerbruder Lothar Vosseler einen Skat-Stammtisch aufmachen, der sich „Liga der irritierenden Assistenten“ nennt. Und jetzt kommt: der Oli.
Kahn Hat ja nach Ruhm auf dem Platz, Ruhm auf der Ersatzbank (WM) und Ruhm auf den Fairplay-Listen der UEFA (Post-WM) längst den U2-Status erreicht. Seine beständige Weigerung auf den vorbereiteten Sockel in der Säbener Straße zu steigen (und zu schweigen) führt ihn unweigerlich in den Fußball-Gnadenhof, wo ihm an der Seite von Basler, Effenberg und Co. zunächst ein Austragsengagement bei den Shanghai Helicopters und ein kurzes Gastspiel als Trainerdarsteller bei Steaua Bukarest bevorsteht und schließlich die Co-Moderation beim Bezahlsender Arena (mit Paulo Coelho) und ein Werbevertrag mit Makita-Bohrmaschinen. (Slogan: „Stoßfest, sicher, dübelfreundlich!“). Und jetzt kommt: der Mark Medlock.
Mark Medlock Sein hessischer Kamikazecharakater bietet maximal Unterhaltungswert für fünf Shows, selbst wenn er demnächst Superstar werden sollte. Die kümmerliche Halbwertszeit des DSDS-Ruhms mussten schon durchgeknalltere Zuchterfolge am schrillen Leib erfahren. Noch bevor das Sommerloch ausgehoben ist, wird Marks Lebensbeichte bei Kerner und Beckmann abgelegt, der The-Dome-Auftritt absolviert und die Tour nach vier Konzerten wegen Kieferproblemen abgebrochen sein. MM wird dennoch dem Abendprogramm erhalten bleiben, nur zu späterer Stunde - als Nummerngirl des Durchhaltesender 9live: „Ihr Arschköbbe, sachd mir ne Auddomarke mit D in der Midde!“ Und jetzt kommt: der Klimawandel.
Klimawandel Nach Waldsterben, Atomstrom und Vogelgrippe, „erhitzte“ er zwar ein paar Monate flächendeckend die Gemüter und „sonnte“ sich in der angstbereiten Öffentlichkeit. Ausgehend von bundesdeutschen Pädagogenfamilien, avanciert der Klimawandel nun aber mehr zur spannenden Herausforderung als zur Bedrohung. So werden diesen Sommer alle neuartige Klimaphänomene (Hagel, Sturm und Tidenhub) bereits bei der Planung von Tomatenzucht und Friseurbesuch berücksichtigt. Der deutsche Pragmatismus strukturiert und formatiert den Klimawandel innerhalb weniger Wochen und nimmt ihn spätestens ab Juni als liebenswerte Eigenheit hin - ähnlich wie die Frisur von Thomas Gottschalk oder das Schaltjahr. Und jetzt kommt: die Kochshow.
Kochshow Auch wenn sich Kerner in der 999. Ausgabe seiner pflichtgeselligen Kochabende immer noch erklären lassen will, was genau eine Karotte von einem Kirschlikör unterscheidet – die Luft ist längst so raus, wie aus einem Käsesouffle von Vincent Klink. Und das aktive Personal baut rapide ab: Der veraltete Kochroboter Modell „Lafer“ bleibt immer öfter während der Aufzeichnungen im Grinse-Modus hängen, das Emo-Modell „S. Wiener“ gerät zunehmend außer Kontrolle und schädigt mutwillig die Aggregate „Zacherl“ und „Mälzer“ indem sie ihnen Zwetgschengolatschenstrudelbavesen in den hinteren Einfüllstutzen trichtert. Kerner selbst wird demnächst vor lauter Interesse seine beiden Hände marinieren und grillen lassen und danach leider nie wieder seine Ablesekärtchen benutzen können. Und jetzt kommt: Second Life.
Second Life Wenn bis August 2007 der Anteil von trendhörigen Firmen und Zukunftsjournalisten in Second Life die 90-Prozent-Marke geknackt haben wird, muss auch Peter Scholl-Latour seine Second-Life-Kolumne in der NZZ wegen Mangel an Gesprächspartnern beenden. Sein Avatar mit dem Namen „Klaus-Ibm Al Khmer“ hatte ohnehin zuletzt noch unter den wenigen verbliebenen Nachbarn für Unruhe gesorgt, weil er sein Geschlechtsteil zum Trocknen an die Wäscheleine hängte. Auch die RTL2-Dokusoap „Mir reicht’s hier - ich geh’ nach SecondLife!“ wird spätestens im September gegen die Manufactum-Dokusoap „SecondLife is doof – heim zu Haus und Hof!“ getauscht. Texte: peter-wagner, max-scharnigg Fotos: AFP,AP, DPA, DDP