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American Dream für ein Jahr?
Es gibt einige deutsche Organisationen, die den High School-Aufenthalt deutscher Schüler im Ausland planen. Sie helfen bei der Suche einer passenden Gastfamilie und vermitteln bei Heimweh, Kulturschock oder Verständigungsproblemen. Eine davon ist die „Internationale Sprach- und Studienreisen GmbH“, kurz iSt in Heidelberg. Christof Feinauer ist Mitarbeiter bei iSt und betreut die Sprachreisen in englischsprachige Regionen. Jetzt.de hat nachgefragt, ob und wie sich die Reiselust unter den 15 bis 19-jährigen in Richtung USA in der letzten Zeit verändert hat.
Wer würde nicht auch einmal gern so ein nettes Hütchen tragen?
[b]Herr Feinauer, die USA sind für High School Aufenthalte ja ein sehr beliebtes Land. Wie viele Schüler vermitteln Sie pro Jahr in die Staaten?[/b]
iSt bringt pro Jahr circa tausend Schüler auf der ganzen Welt bei Gastfamilien unter. In den USA sind von uns derzeit etwa 250 Deutsche, zwei Drittel davon sind Mädchen. Warum das so ist, müsste man mal untersuchen. Manche sagen, Frauen seien mutiger.
[b]Wie haben sich die Zahlen solcher High School Jahre in den letzten Jahren verändert?[/b]
Allgemein erlebt das Programm seit Mitte der Neunziger einen großen Zulauf. Vor allem das englischsprachige Ausland ist sehr beliebt, auch wenn viele wegen straffer Lehrpläne und G8 kein ganzes Jahr mehr gehen wollen. Wir verzeichnen aber unter dem allgemeinen Zuwachs der Gastschüler einen Rückgang derer, die in die Vereinigten Staaten wollen.
[b]Woher, glauben Sie, kommt das?[/b]
Ich denke, das hat verschiedene Gründe. Zum einen konnten wir feststellen, dass sich seit dem 11.September 2001 viele Schüler und Eltern unsicher fühlen, nach Amerika zu reisen. Sie sorgen sich um die politische Lage. Die allgemeine Diskussion um das Verhalten der USA in der Weltpolitik hat manche irritiert. Der Trend geht inzwischen zu anderen englischsprachigen Ländern, wie Kanada, Australien oder Neuseeland. Der Vorteil an diesen Ländern ist, dass der Schüler individueller planen kann: Die Gegend, Ort und Schule für den Aufenthalt können mit beeinflusst werden. Das geht in den USA nach wie vor nicht. Da muss man nehmen, was man bekommt.
[b]Glauben Sie, dass die USA durch die Wahl Barack Obamas in Zukunft wieder interessanter werden könnten?[/b]
Das lässt sich jetzt natürlich schwer vorhersagen. Denkbar wäre es schon. Für politisch Interessierte werden die USA jetzt sicher wieder attraktiver, weil nun erwartet wird, dass sich das Land verändert. Dabei zuzuschauen ist sicher spannend. Aber man darf natürlich auch nicht vergessen, dass es sich bei unseren Teilnehmern um Sechzehnjährige handelt. Vielen ist Politik egal, sie sehen die USA noch im alten Glanz. Die Staaten bieten der Jugend nach wie vor eine große Orientierungsfläche. Die meisten medialen Vorbilder kommen aus den USA, daran wird sich auch nichts ändern.
Text: christiane-lutz - Bild: ddp