Der Arsch und die Liebe, hier theatergerecht dargestellt
In diesen Typus Exfreund muss man rasend verliebt gewesen sein, sonst hätte er sich nicht in den Riesenarsch verwandelt, der er nun ist - das ist die erste Voraussetzung. Die Zweite: Man wurde von ihm verlassen, auch wenn es sich in dem Moment, als es vorbei war, so angefühlt haben mag, als hätte man sich von ihm getrennt.
Das ändert gar nichts.
Denn, ob man ihn wütend rausgeworfen hat, ihn verflucht, ihm schriftlich mitgeteilt hat, was für ein verdammtes Schwein er gewesen ist, es fühlt sich nicht so an, als wäre man der souveräne Part gewesen. Und vielleicht das Übelste an dieser Erfahrung ist die Erkenntnis:
Es ist ihm egal.
Da kann man noch so viele Briefe an ihn schreiben und ihm auseinandersetzen, wie übel er sich verhalten hat, klärende Gespräche führen, die in Heulattacken und akuter Lebensmüdigkeit enden oder ihm ein Hass-Lied a la Eminem widmen.
Man wird sich wünschen, ihn ähnlich leiden zu sehen, wie man selbst durch ihn nun leiden muss. Aber so funktioniert das nicht. Denn der Arsch, und das ist das Demütigendste an der ganzen Erfahrung, empfindet nichts für einen selbst. Für ihn war man eine nette Unterhaltung, eine Anekdote, und in den seltensten Fällen kann er nachvollziehen, warum man jetzt eigentlich so einen Aufstand macht, wo doch Schluss ist.
Am Ende muss man sich mit dieser Erkenntnis an den Tresen setzen und langsam lernen, sie zu akzeptieren: dass man sich in den Falschen verliebt hat, dass man dem Falschen hinterher trauert und dass man ausgerechnet für den Falschen diese unfassbar intensiven Gefühle haben konnte.
Nach der Trauer kommt der Hass. Und auch wenn der Hass ein bisschen besser ist, als die alles umschlingende Trauer, kann man sich erst dann als vom Arsch geheilt fühlen, wenn man auch keinen Hass mehr für ihn empfindet.
Im besten Fall ist er: egal.
Das dauert, manchmal ein paar Jahre. Und es dauert auch, bis die Erkenntnis nicht mehr schmerzt, dass man ausgerechnet die bisher intensivsten Gefühle für einen Menschen gehegt hat, der sie überhaupt nicht verdient hat. Und dass man intensive Gefühle auch für jemanden hegen kann, der es gut mit einem meint.
Und dann ist es wirklich vorbei mit dem Arsch.
Manchmal aber doch nicht. Dann nämlich, wenn man nicht zum Opfer, sondern selbst zum Arsch wird. In irgendeiner Beziehung, nicht nennenswert, nur eine lustige Anekdote im Liebes-Lebenslauf.
Keine schöne Erkenntnis.
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Hier geht es zu den beiden ersten Teilen der Ex-Kolumne:
Teil 1: Der erste Ex
Teil 2: Die Ex, mit der man sich noch gut versteht.
Bild: dpa