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985 Obama-Reden später: Das A bis Z des Wechsels

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A wie Autogramm Teilweise wurde seine Unterschrift schon vor der Wahl für 400 Dollar auf ebay gehandelt – Obama signiert nicht besonders gerne. Bei seinen Wahlkampfauftritten hatte man aber eine Chance, wie in unserer Geschichte über die Jagd nach dem Autogramm von Obama nachzulesen ist. ** B wie Basketball Den Dienstagnachmittag des 4. November verbrachte Obama laut CNN damit, sich beim Basketballspiel mit Freunden in Chicago zu entspannen. Der Nachrichtensender ABC kramte einmal sogar ein Video aus jüngeren Tagen heraus, das Obama beim Spielen zeigt:

P.S. Eine gewisse Coolness im Umgang mit Großereignissen scheint Obama eigen zu sein. Drei Stunden vor seiner Rede vor 200.000 Menschen am 24. Juli in Berlin kam er im grauen Trainingsshirt aus dem Hintereingang des Hotel Adlon und ließ sich zum Ritz Carlton am Potsdamer Platz chauffieren, um dort Gewichte zu heben. ** C wie Clean Coal / Coal to Liquid Die USA vom Öl fremder Länder unabhängig machen, Energieerzeugung umweltfreundlicher machen, das war eine der großen Botschaften von Obama während des Wahlkampfs. Immer wieder sprach er dabei von der „Clean Coal“-Technologie, mit der zum Beispiel der CO2-Ausstoß bei der Verwendung von Kohle zur Energieerzeugung reduziert werden soll. Er sprach aber auch immer wieder vom sogenannten Coal to Liquid-Verfahren, bei dem Kohle zu Öl gemacht. Dieses Verfahren ist ziemlich aufwendig, dabei würden aber die reichen Kohlevorkommen der USA neue Verwendung finden. Auf die Kohle zu Öl-Idee hat Obama, so wird vemutet, Brian Schweitzer gebracht, der Gouverneur von Montana. Eine Zeitlang wurden dem Mann Chancen auf den Job des Vizepräsidenten nachgesagt, jetzt munkelt man, er könnte Obamas Energieminister werden. Sollte das nicht geschehen, wird Schweitzer immerhin eine rosige Zukunft bescheinigt: Auf dem Nominierungskonvent der Demokraten im August hielt er angeblich die beste Rede - neben Obama. C wie Convention Die Nominierungsparteitage sind anscheinend immer wieder die Zeit, zu der sich künftige Hoffnungsträger für "mehr" empfehlen. Obama fiel 2004 auf. Er hielt eine Rede, die noch heute sehenswert ist. Einmal gesehen, meint man danach zu verstehen, warum alles kam, wie es kam:

** D wie Donate Kein Kandidat für ein politisches Amt machte sich bisher das Internet so zunutze wie Obama. Wer sich auf seiner Wahlkampfseite registrierte, bekam jeden zweiten Tag Post in seinem Namen oder im Namen eines seiner Mitarbeiter ins Mailfach. Meist ging es um Geld für den Wahlkampf, das stets knapp zu sein schien - einschließlich September hatte Obama 605 Millionen US-Dollar gesammelt. Und auch nach dem Wahltag scheint es weiterzugehen: Hier die Mail, die seine „User“ am Tag nach der Wahl erreichte. Beachten Sie den roten Button:

** E wie Ehemaliger Chef der Harvard Law Review Eine der frühesten aufgenommenen Reden von Obama ist in diesem YouTube-Schnipsel zu finden, der einer Fernsehdokumentation über Obama und McCain entnommen wurde. Nach etwa einer Minute ist Obama zu sehen, wie er vor Kommilitonen für einen Professor eintritt. Ein Zeitgenosse von damals sagt, dass Obama schon auf dem Campus eine „public figure“ gewesen sei. Er wurde der erste Schwarze auf dem Chefsessel der Harvard Law Review.

** F wie Familie in Montana

27. Oktober: In Denver, Colorado, läuft der Nominierungsparteitag der Demokraten – aber Barack Obama ist noch nicht da. Dafür ist Hillary Clinton da und Obama sieht ihr am Fernseher zu. Als Ort für seinen gemütlichen Fernsehabend sucht er sich das Haus einer treuen Demokraten-Familie in Billings, Montana, aus. Ein Journalist der örtlichen Zeitung „Billings Gazette“ wartet vor dem Haus – im Wohnzimmer sitzen nur Obama, die Familie und ausgesuchte Journalisten aus dem Tross, der ihn begleitet. Die Nachbarn vor dem Haus fragen, wem die vielen Jeeps vor dem Haus der Nachbarn den gehörten? „Barack Obama“, sagt der Journalist und die Anwohner fühlen sich vereiert. Als Clinton mit ihrer Rede fertig ist, verlässt Obama das Haus im Dunkeln, kommt aber für einen Moment zu den wenigen Wartenden auf der anderen Straßenseite. Sie schütteln ihm die Hand und bleiben konsterniert zurück. Am folgenden Tag sehen sie ihn wieder. Im Fernsehen. F wie Fey, Tina Sarah Palin, McCains Vize in spe, wird von Anfang an nicht ganz ernst genommen. Doch spätestens nach dem TV-Duell mit Joe Biden verliert sie jeden Kredit: Die Kabarettistin Tina Fey liefert eine unglaubliche Parodie von Palin. Das beschert Palin und Fey große Aufmerksamkeit, von der aber nur Fey profitiert. In der Abendshow „David Letterman“ erklärt sie, was Palins Wesen und Reden so leicht parodierbar macht:


G wie Grassroots Eine Szene aus dem Wahlkampf der Demokraten in Manchester, New Hampshire, vor etwa drei Wochen: Es ist Samstagmorgen und die Straße vor dem Büro sieht aus, als wäre sie gesperrt. Auf beiden Seiten parken Busse, aus denen Menschen steigen, die direkt in einer langen Schlange ins Büro wandern. Dort werden sie mit Werbematerial und Adresslisten ausgerüstet und machen sich in Zweier- oder Fünfergruppen auf den Weg in die Wohnviertel der Stadt (und erinnern dabei schon sehr an die Zeugen Jehovas). Sie machen Werbung für Obama, bis zu 2.000 Helfer sind es allein in Manchester an jenem Wochenende. Aus dem ganzen Landkreis kommen sie in die Stadt. „In the field“, ins Feld gehen nennen es die gut 40 Mitarbeiter des Kampagnenbüros, die teilweise ihre Jobs aufgegeben haben, nur um dieses „Grasroots-Movement“ organisieren zu dürfen. H wie Halbe Stunde Vergangene Woche kaufte sich Barack Obama 30 Minuten Werbezeit zur Hauptsendezeit am Abend – und war so auf drei verschiedenen Sendern zur gleichen Zeit zu sehen. Zum letzten Mal leistete sich angeblich Ross Perot im Jahre 1992 eine halbe Stunde Werbezeit. CNN verzichtete im übrigen auf das Werbegeld der Obama-Leute und lehnte den Spot ab: Man wollte sich das Abendprogramm nicht zerschiessen lassen. H wie Humor

Der unterhaltsamere Kandidat war sicher John McCain. Obama gilt als arg, arg seriös und dem flotten Humor nicht besonders zugetan. Anders am 16. Oktober 2008 in New York, wo am Abend das sogenannte Al Smith-Dinner stattfand, zudem sich allerlei Prominenz einfand, unter anderem die Clintons. Eine Gelegenheit, zu der die beiden Herren Kandidaten (auch wenn die Pointen freilich vorbereitet waren) herzlich über sich lachten. Ein paar Auszüge: McCain: "Ich werde das Gefühl nicht los, dass einige Leute hier vielleicht doch für mich stimmen – schön sie zu sehen, Frau Clinton!" Obama: "Ich wurde nicht in einer Krippe geboren, in Wahrheit wurde ich auf Kyrpton geboren. Mein Vater Jor-El hat mich hergeschickt, um die Erde zu retten." Obama (über seinen Zweitnamen „Hussein“): „Meinen zweiten Namen habe ich von jemandem bekommen, der offensichtlich nicht damit gerechnet hatte, dass ich mal für die Präsidentschaft kandidieren würde.“ ** I wie Idee, lustige

Eine nette Idee, um Obama-Wähler zum Wählen zu bewegen – das personalisierbare Du bist Schuld, dass McCain gewann-Video machte so schnell die Runde wie wohl noch wenige Web-Videos. ** J wie junge Mitarbeiter Tommy Vietor, 28, ist einer von Obamas Pressesprechern. Reggie Love, 26, ist sein persönlicher Leibwächter. Jen Psaki, 29, kümmerte sich um die mitreisende Presse. Und dann das Redenschreiberteam, in dem unter anderen Jon Favreau, 27, und Adam Frankel, 27, arbeiten. ** K wie Kopie Was in Amerika gut läuft, wird auch in Europa gern probiert. „Yes we can“ fand in Abwandlungen in Deutschland Anwendung. SPD-Generalsekretär Hubertus Heil versuchte seine SPD-Delegierten dazu zu bewegen, den Spruch aufzusagen: Brachte nix. Andrea Ypsilanti wandelte den Satz vergangene Woche auf „Yes we do“ ab – brachte auch nix. Und auch eine grüne Politikerin in Bayern bediente sich des Slogans – und wurde dafür im Scheibenwischer von Bruno Jonas verarztet. ** L wie Limbaugh, Rush Rush Limbaugh spricht in den USA eine der erfolgreichsten aber auch fiesesten Radiosendungen. Knallharter Konservativer, der er ist, spricht er den Namen Barack Obama nur mit seinem Zweitnamen Hussein aus. Den Kandidaten John McCain fand Limbaugh eigentlich zu lau, aber was hilft’s, er unterstützte ihn dann doch und wendete in den vergangenen Monaten jeden Satz aus Obamas Mund so lange umher, bis er entstellt war und in Limbaughs Kopf als Argument gegen den Demokraten galt. Manche sagen, die Show sei nicht auszuhalten (zu hören auf seiner Homepage). Andere sagen: Millionen Hörer im ganzen Land geben dem Mann recht. Limbaughs Sendung läuft seit 1988 – sein Vertrag wurde kürzlich bis 2016 verlängert. Dafür bekommt er in der Summe 400 Millionen Dollar. Er selbst denkt in etwa: 'Wenigstens habe ich die Eier, den Demokraten einen einzuschenken!' ** M wie Michelle Obama

Die beiden lernten sich in Chicago in einer Anwaltskanzlei kennen und heirateten 1992 und bekamen zwei Kinder. Im Gegensatz zu Laura Bush wird Michelle eine sehr aktive Rolle an der Seite ihres Mannes vorhergesagt. Im abgelaufenen Wahlkampf bewies sie, dass sie schon fast so gut Reden halten kann wie ihr Mann. M wie Meghan McCain Tapfere Tochter von John McCain. Organisierte einen Fotoblog vom "Campaign Trail" ihres Vaters – so kurz nach Studienende war das für sie eh eine prima Sache. Jetzt muss sie sich einen Job suchen. Aber das hätte sie auch machen müssen, wenn ihr Vater der Chef von Amerika geworden wäre.


N wie Nobelpreisträger Irgendwann begann der langweilige Sport namens „Obama unterstützen“. Colin Powell, Scarlett Johannson und schließlich auch noch ein Packen Nobelpreisträger fanden sich unter anderen dazu bereit. 76 ausgezeichnete Wissenschaftler machten sich vergangene Woche für ihn stark. ** O wie Obamas Omas

Obamas eine Oma, Madelyn Dunham, lebte auf Hawaii und starb mit 86 Jahren wenige Tage vor der Wahl. Sie übernahm in Obamas Kindheit eine Zeit lang die Mutterrolle und hat Obama nach eigenen Angaben ermutigt, „Wagnisse einzugehen“. Weil die Familienverhältnisse des 47-Jährigen ein bisschen vertrackt sind, gibt es auch in Kogelo, Kenia, eine Oma. Die hat das SZ-Magazin mal besucht – hier der Text. Zur Feier der Präsidentschaft ließ sie angeblich einen Ochsen zerlegen. ** P wie Polls, also Umfragen. Müssen jetzt mal eine Zeitlang nicht mehr sein. Ein Jahr lang „Obama vor McCain“, laut einer neuen Umfrage „nur noch knapp vor McCain“ und zweite Tage später „McCain holt in einer neuen Umfrage auf“ – es reicht. ** Q wie Q&As, Questions and Answers, so heissen in Amerika Wortlaut-Interviews. Obama hat nicht besonders viele gegeben. Überhaupt hat er den Kontakt mit Journalisten auf das Nötigste beschränkt. Der Journalist Ned Martel etwa verbrachte für die Men's Vogue sechs Monate gemeinsam mit Fotografin Annie Leibovitz an Bord der Obama-Maschine, flog von Wahlevent zu Wahlevent - und hat über Obama doch nicht viel erfahren. Obama, schreibt er, saß zwar wirklich nicht weit weg, vorne im Flugzeug, war aber dennoch nicht erreichbar. „Manchmal hat er einem beim Vorbeigehen in die Augen geschaut und gelächelt und gegrüßt, hat also die persönliche Distanz gerade so verkürzt, dass niemand auf den Gedanken kam, er sei doch ein Alien.“ Was Martel aber rausfand: Obama trinkt weder Kaffee noch Cola Light, er isst am liebsten Energy-Riegel und Früchte, arbeitet selten am Computer und einmal hat Martel einen Blick auf die Playlist von Obamas iPod erhascht: Miles Davis, Talking Heads, Jay-Z war da zu lesen. ** R wie Rauchen

Anfang 2007, kurz nach Bekanntgabe seiner Kandidatur hörte Obama mit dem Rauchen auf und stieg auf Nikotinkaugummis um. Vorher rauchte er rote Marlboro.


S wie

Simpsons Wie hätten die Simpsons gewählt? Der Chefzeichner der Serie antwortete uns Anfang der Woche auf die Frage: Homer für McCain, Homers Tochter für Obama. Und Bart? Die Antwort steht hier. S wie Secret Service Spätestens seit Mai 2007 wird Obama vom Secret Service geschützt, der sich vor allem um die Bewachung des Präsidenten kümmert. Niemals vorher wurde ein Präsidentschaftskandidat in einem derart frühen Stadium des Wahlkampfs vom Secret Service beschützt. Teilweise folgen 20 Männer Obamas Schritten. Bei einer Rede in Minnesota erzählte Michelle Obama aus ihrem Familienleben, wie sie eines Abends nach einem Wahlkampfauftritt zuhause anruft und fragt, was so los sei. Obama antwortete sinngemäß: 'Sitze mit den Kindern vor dem Fernseher. Wir essen Chips - zusammen mit den vier Jungs vom Secret Service'. S wie Slacker Uprising Film von Michael Moore, kostenlos im Internet zu sehen. Darin beschreibt er seinen Kampf für John Kerry im Wahlkampf 2004, indem er in viele Unistädte reiste und die „Slacker“, die vermeintlich faulen Studenten zum Wählen aufforderte. Ob Obama bei ihm abgeschaut hat, weiß man nicht. Aber nie kümmerte sich ein Kandidat so sehr um die jungen Wähler wie in dieser Kampagne. ** T wie Teleprompter

Kein Obama-Auftritt ohne die beiden Notenständer zu seiner Linken und zu seiner Rechten. Von dort liest er seine Reden und pendelt deshalb mit seinem Kopf immer von links nach rechts. In der Schlussphase des Wahlkampfs hat er eigentlich nur noch mit den Dingern gesprochen und nicht mehr frei. Seinen Beratern ging es darum, ihren plaudernden Kandidaten keinen Fehler mehr machen zu lassen. ** U wie Unglaublich viele Auftritte im Wahlkampf. Die Washington Post unterhielt einen Campaign Tracker, in dem zumindest der Großteil der Auftritte der Präsidentschaftskandidaten während des Wahlkampfes verzeichnet ist. Obama kommt dabei auf 985 Auftritte seit Anfang 2007. Man muss aber davon ausgehen, dass die echte Zahl höher liegt: Eine Zeitlang haben die Betreuer der Seite ihre Arbeit schleifen lassen. ** V wie Vorband "Reamonn" sangen vor der Rede Obamas in Berlin. Irgendjemand in der Kampagne hatte von der Band gehört und bei der Plattenfirma nachgefragt. Man ließ sich CDs schicken, die Musik gefiel und man engagierte die sechs Herren, die sich danach mit dem Headliner des Abends fotografieren ließen. Wie es war? Er wirkt sehr offen, sehr easy, sagte Sänger Rea Garvey der Frankfurter Rundschau. ** W wie Wahlzettel

So richtig zu Gesicht hat man sie eigentlich gar nicht bekommen: Hier ein Wahlzettel, wie er im Bundesstaat Washington ausgegeben wurde. ** X wie 50 plus X Sind es am Ende geworden. ** Y wie Yardsign Die standen in vielen Vorgärten in Amerika. Die Soldaten im Irak durften so was aber nicht aufstellen, schreibt unser Autor aus dem Irak. ** Z wie Zero Der 5. November, sagen viele, sei eine Art "Tag null" für die Vereinigten Staaten von Amerika.

Text: peter-wagner - Fotos: afp, dpa, rtr; Illustrationen: Katharina Bitzl

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