The Residents haben ein neues Album veröffentlicht. Wer jedoch im Plattenladen reinhören möchte, wird sich wundern: In der CD-Hülle liegen zwei leere Rohlinge. Die Songs muss man downloaden und selbst brennen.
jan-stremmel
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Die Performance-Musiker von The Residents bezeichnen sich selbst als „Multimedia-Kunst-Punk-Terroristen“ und sind seit langem bekannt für ihre Strangeness: In den 30 Jahren Bandgeschichte war fast jedes Album ein Skandal. Für ihre Debüt-LP klauten sie das Cover einer Beatles-Platte, malten Glubschaugen auf die Gesichter und schrieben ihren eigenen Bandnamen darauf. Eine Platte produzierten sie mit dem Ziel, sie erst Jahrzehnte später zu veröffentlichen, wenn sie längst in Vergessenheit geraten sein würden. Bisheute weiß niemand, wie die Bandmitlgieder aussehen, das bekannteste Bild zeigt sie in Masken, die aussehen wie riesige Augäpfel.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Illustration: Julia Schubert
Das erste Residents-Album 1974
Nun ist das Album „River of Crime“ auf dem Markt. Ein roter Warnsticker auf dem Cover weist den ahnungslosen Käufer darauf hin, dass er für 15 Dollar eine Hülle mit leeren Rohlingen kauft. Doch so sinnlos, wie dieses Angebot auf den ersten Blick wirkt, ist es nicht: Wer den Registriercode von der CD-Hülle hat, kann sich auf RiverOfCrime.com das dazugehörige Tonmaterial herunterladen: fünf „Crimecasts“, Krimi-Hörspiele im Stil der Vierzigerjahre, hinterlegt mit Experimental-Musik. Die Episoden werden einzeln im Abstand von zwei Wochen auf der Website veröffentlicht. Im Download-Paket inbegriffen sind nette Fan-Schmankerl wie Klingeltöne, Wallpapers und Instrumentalversionen.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Illustration: Julia Schubert
Das aktuelle Album, Fotos: residents.com
Wenn am 8. August alles veröffentlicht ist, kann der Hüllen-Besitzer das Werk dann auf die Rohlinge brennen – und hat ein Album, das er ins CD-Regal stellen kann. „Residents-Fans sind Sammler – so haben sie ein digital veröffentlichtes Produkt, das sie anfassen und ihrer Sammlung hinzufügen können“, sagt Jason Fiber, Chef des Labels Cordless Recordings. Man mag von dieser merkwürdigen Semi-Digital-Veröffentlichung halten, was man will. Die Grenzen der Musik-Technologie haben die Residents aber schon einmal erfolgreich überschritten: Sie waren die erste Band der Welt, die Videoclips drehte. Die sind heute im New Yorker Museum of Modern Art zu sehen.