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10 Gründe gegen ein Handy-Verbot an der Schule
1. Würde man die Rechner von Schülern durchsuchen, fände man sicher noch mehr abartiges Zeug. Würde man ihre Schränke durchsuchen, ebenfalls. Durchsuchungen sollten aber den Eltern überlassen bleiben und PCs und Schränke weiterhin erlaubt sein. Auch an Schulen. Warum mit Handys anders umgehen? 2. Wie beim Pop kommt die Hysterie hier aus England, da wurde Happy Slapping erfunden – und zu einem bedrohlichen Phänomen gemacht. Der britische Forscher Graham Barnfield hat das angebliche Problem untersucht und ist zu dem Schluss gekommen: "Es gibt keine quantitative Analyse dazu. Im Internet kursieren immer dieselben 30 Spots, die Hälfte davon ist gestellt. Ich will hier bestimmt nichts kleinreden, warne aber nachdrücklich vor einer Hysterie." Außerdem sagt Barnfield: "Ich denke nicht, dass durch Happy Slapping neue Gewalt entsteht, sondern dass bestehende sichtbar gemacht wird". Oder anders ausgedrückt: Gewalt gab es immer, nur Kameras gibt es jetzt mehr. 3. "Das ist eine heikle Geschichte, weil Schulen schnell mit solchen Geschehnissen in Verbindung gebracht werden", begründete ein Schulleiter gegenüber der Frankfurter Rundschau sein offensives Vorgehen gegen Brutalo-Videos. Es geht also gar nicht um die armen Kinder, sondern ums Image.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
4. Das Totschlagargument der Verbotsapologeten: "Wozu brauchen Schüler denn überhaupt Handys?" Diese rhetorische Frage könnte man jetzt ernst nehmen und ausführlich und fundiert beantworten: Es geht darum zu kommunizieren, und das ist wichtiger, als man sich das im CSU-Präsidium so vorstellt. Noch wichtiger ist aber: Rechtfertigungen sind überhaupt nicht nötig. Dass etwas überflüssig scheint, ist noch lange kein Grund dafür, es zu verbieten. 5. Genauso wenig stichhaltig der Begründungssatz vom bayerischen Kultusminister Siegfried Schneider: "Die Schule ist nicht der Ort zum Telefonieren." So ist das kein Argument. Baumärkte, Altersheime, Massagesalons und das bayrische Kultusministerium sind auch keine Orte zum Telefonieren, trotzdem verbietet es da niemand. 6. Menschen, die Kamerahandys für nutzlosen Schnickschnack halten, sind Kulturbanausen. Wer schon mal eins besaß, das ihm dann gestohlen wurde oder sonst wie abhanden kam, weiß: Man ärgert sich den ganzen Tag darüber, welche grandiosen Schnappschüsse einem jetzt verloren gehen. Der schnarchende Kollege beim Ferienjob im Bauamt, das lustige Schild am Bahnhofsklo - auf solchen Fotos basiert der Erfolg ganzer Spiegel-Online-Rubriken. Eigentlich sollte es an Volkshochschulen und in Müttergenesungswerken Vorträge zum Thema "Fotohandys fördern die Kreativität bei Kindern" geben. Stattdessen gibt es nur "Seidenmalerei fördert die Kreativität bei Kindern" und Handyverbote. 7. Gleiches gilt fürs Schreiben von Kurzmitteilungen (never say "simsen"): Was manche Oberstufenschüler in ihre Handys tippen ist spannender, authentischer und größere Literatur als das, was momentan so aus manchen Literaturhäusern kommt. Wäre doch schade um die schönen Geschichten. 8. Handys sind außerdem unverzichtbare Notizzettel, wertvolles Fotoalbum, vollgepackter Terminkalender und erinnern daran, die Pille zu nehmen. 9. Ein Handyverbot würde die Eltern härter bestrafen, als alle anderen. Die sind nämlich die Einzigen, die den ganzen Tag anrufen, um zu überprüfen, ob ihr Schatz nicht in einer Alcopophölle gelandet ist. 10. Großangelegte Taschenkontrollen und Lehrer, die rumschreien, weil Christian und Susanne sich unter der Bank wieder Kurzmitteilungen geschrieben haben, halten den Betrieb länger auf als die Mobiltelefone an sich. Hier sollten die Universitäten Vorbild sein, dort ignorieren die Professoren nämlich sympathisch-arrogant jedes Handyklingen und keinen stört es, wenn ab und zu mal ein bisschen Polyphones durch den Raum schallt.