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Rap Review Rendezvous – Vol. XIII. Wir hören neue Platten mit Blumio
In dieser Kolumne geht es um einen Dialog. Um ein Zwiegespräch zwischen Rapper und Redakteur. Und Blumio ist jemand, der nicht nur gerne mitredet, sondern über den auch viel geredet wird. Der Düsseldorfer MC und selbsternannte „Jappse des Bösen“ kann mit seinen unterhaltsamen Videos nicht nur grandiose Klickraten auf youtube vorweisen, sondern beweist auf seinem aktuellen „Yellow Album“ auch eindeutig, dass HipHop und Humor trotz Street- und Gangsta-Rap immer noch ganz dicke Kumpels sind. „Hey Mr. Nazi“
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Aber jetzt geht es los mit dem Rap Review Rendezvous und: Pimps im Park - "Willkommen im Park"
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
jetzt.de: In der Presse-Info zum Album steht geschrieben: „’Willkommen im Park’ ist aufregend, verwirrend und inspirierend zugleich, ein bisschen wie ein Sprung vom Hochhaus bei dem in letzter Sekunde der Fallschirm geöffnet wird. Ein Schreck mit versöhnlichem Ausgang, voller Adrenalin.“ Hast du das ähnlich empfunden? Blumio: Das hat doch bestimmt so ein Pressemensch geschrieben und die übertreiben immer maßlos. Ganz ehrlich: Für mich war die Platte keine große Offenbarung. Die haben zwar auf jeden Fall ihren eigenen Style, betrachten sich selbst mit dem nötigen Augenzwinkern und haben auch keine Scheu, irgendwelche Experimente einzugehen, aber für mich war das teilweise ein wenig schwer verständlich. Soundtechnisch ist es ein stimmiges Album mit vielen Konzeptsongs, bei dem sich die Beteiligten auf jeden Fall Mühe gegeben haben. Wenn man den Style mag, ist das sicherlich eine lohnenswerte Investition. Aber meins ist es nicht. „Klaus und ich“
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Des Weiteren steht in der Presseinfo: „Es wird experimentiert: Musikalisch, textlich und raptechnisch. Das Ergebnis ist mal tanzbar, mal poetisch und geht meistens über die Grenzen des HipHop hinaus.“ Ist diese Grenzüberschreitung deiner Meinung nach gelungen? Ich habe das gar nicht als Album mit HipHop-Basis gesehen. Aber wenn es so ist, dann ist auch die Grenzüberschreitung geglückt, weil man schließlich noch andere Elemente darauf hört. Zumindest ist „Willkommen im Park“ keine typische Rap-Platte. Ist deren Musik denn etwas, was HipHop gefehlt hat oder weiter bringen kann? In Momenten, in denen innerhalb der Szene viel Stagnation herrscht und immer nur dieselben abgetretenen musikalischen Pfade beschritten werden, kann durch das Einschlagen neuer Wege Neues erwachsen – und das ist prinzipiell erst einmal gut. Ob diese Platte nun für eine Revolution sorgen wird, bleibt abzuwarten. Ich bin da eher skeptisch, meinen persönlichen Geschmack trifft es nicht. Aber das Schöne an HipHop ist ja, dass es keine klaren Regeln gibt. Wir sind viel freier als wir glauben. Viele Leute legen sich bloß selbst gerne Ketten an. Und Pimps im Park haben auf jeden Fall etwas Eigenes kreiert, dafür muss man ihnen Respekt zollen. Wu-Tang Clan - "Return Of The Wu & Friends"
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Die Platte ist eine Ansammlung bisher unveröffentlichter Wu-Tang-Tracks und alter Klassiker. Ach so! Ich dachte, das wäre ein ganz neues Album von denen, auf dem sie den Sound von früher wieder aufgegriffen haben. Unter dem Gesichtspunkt wäre die Platte nämlich eine absolute Katastrophe gewesen, aber so erstrahlt das Album in einem vollkommen anderen Licht. Allerdings stellt sich da die Frage, warum diese Tracks damals noch nicht veröffentlicht wurden – meistens passiert so etwas ja deshalb, weil die Songs einfach nicht so geil gewesen sind. Wu-Tang-Produzent RZA benutzt häufig diese eintaktigen Samples, mir ist das häufig ein bisschen zu eintönig. Ein großer Wu-Tang Clan-Fan werde ich in diesem Leben daher sicherlich nicht mehr. „The Clap 2010“
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Die Platte ist vermutlich eher etwas für Nostalgiker. Bist du denn auch ein Kind von HipHops Golden Era vom Ende der 80er bis zum Anfang der 90er oder bist du anders musikalisch sozialisiert worden? Ende der 80er war ich 4 Jahre alt. Wenn ich Rapper gut fand wie Ice-T, dann habe ich mir, als ich älter war, zwar auch deren frühen Platten besorgt, aber eigentlich bin ich später eher in die Musik der 60er oder 70er Jahre eingetaucht – also in die Zeit vor HipHop. Mein DJ lacht mich deshalb auch manchmal dafür aus, dass ich bestimmte Gruppen einfach nicht kenne. In den letzten Jahren ist dieser Sound der frühen 90er von einigen Gruppen wieder aufgegriffen worden. Hat der für dich heute noch eine Relevanz oder eher nicht mehr? Selbst wenn der Sound von damals aufgegriffen wird, kommt er heute in einer neuen Interpretation daher. Das ist wie in der Mode – da kommen bestimmte Elemente ja auch stets wieder. Wenn alles 1:1 kopiert wird, ist es immer langweilig, aber wenn man alte Elemente mit neuen kreuzt, dann finde ich das in Ordnung.
Fettes Brot - "Fettes" und "Brot"
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Bei den beiden Platten von Fettes Brot handelt es sich um zwei Live-Alben. Was hältst du generell von Live-Platten? Ich bin kein großer Freund davon, denn bei einer Live-Performance gehört eben auch eine entsprechende Show dazu, die sich auf Platte leider nur schlecht einfangen lässt. Auf DVD geht das zwar auch nicht, aber man ist schon ein ganzes Stück näher dran, deshalb sehe ich mir Live-DVDs manchmal ganz gerne an. Auf Platte geht von einem Konzert zu viel verloren: Die Stimmung, die Dynamik, der Schweiß, der von der Decke tropft. Das finde ich einfach schade. „Jein“
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In Gegensatz zu ihren Studioalben spielen Fettes Brot auf ihren Konzerten aber immerhin mit einer kompletten Band, sodass die Songs allesamt einen komplett neuen Unterbau haben. Das ist doch schon ein Mehrwert für Fans, oder nicht? Musikalisch ist das auch definitv gut umgesetzt. Ich persönlich finde Fettes Brot sowieso total unterschätzt. In der HipHop-Szene wird ihnen stets vorgeworfen, kein HipHop mehr zu sein. Aber was bitte sind die denn sonst? Die sind schon sehr lange dabei, immer noch kreativ und hauen ständig geile Songs raus, die immer weit vorne in den Charts landen. Ich stehe nicht auf deren Live-Alben, aber ich konnte das Feeling auf jeden Fall erahnen und hätte daher Lust, mir mal ein Konzert von denen anzusehen. Fettes Brot haben zwei separate Platten veröffentlicht, anstatt ein Doppelalbum herauszubringen. Vermutest du vor allem finanzielle Gründe dahinter oder den Versuch, etwas Besonderes zu machen? Das müsste man wohl deren Manager oder Finanzplaner fragen. Klar, wenn man ehrlich ist, hätte man daraus auch einfach ein Doppelalbum machen können, aber zwei einzelne Platten zu machen und sie „Fettes“ und „Brot“ zu nennen ist eben auch eine lustige Idee. Beide Alben sind ähnlich hoch in die Charts eingestiegen, und in Anbetracht der Tatsache, dass so viele Alben derzeit illegal heruntergeladen werden, wäre es auch durchaus legitim, durch so einen Schritt ein bisschen mehr Geld zu verdienen – ohne dass ich ihnen dieses Motiv unterstellen möchte. Vielleicht hat das auch eine tiefere Bedeutung, die wir alle nicht erahnen. Swollen Members - "Armed To The Teeth"
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Hat dir das Album gefallen? Von allen Platten fand ich die am unrundesten. Die haben auf der einen Seite ganz trockene, straighte HipHop-Tracks, auf der anderen Seite aber auch total poppige Nummern dazwischen oder Songs mit Auto-Tune und indischen Samples. Ich finde die Diskrepanz zwischen den harten Sounds und den eher kitschigen Nummern einfach zu groß. Ein anderer mag die Platte vielleicht als bunt gemischt empfinden, aber mir gefällt das nicht. Man kann den Versuch, Abwechslung in eine Platte zu bringen, guten Willen nennen, aber ich würde mir das in der Form zuhause nicht anhören. Mir fehlt es bei der Platte an Homogenität. „Warriors“
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Die Swollen Members haben eine harte Zeit hinter sich. Ihre alte Plattenfirma hat dicht gemacht und Rapper Mad Child war drogenabhängig und stand in Verbindung mit den Hell’s Angels. Hast du diese Negativerfahrungen aus dem Album herausgehört? Nein, nicht wirklich. Zumindest nicht mehr, als bei anderen Platten dieses Kalibers. Es gibt Rapper, denen ich sehr gerne zuhöre, aber die Swollen Members gehören eher nicht dazu. Bei der Platte wäre wirklich schon viel gewonnen gewesen, wenn sie auf diese chartsanbiedernden Songs verzichtet hätten. Die Swollen Members kommen aus Kanada. Hörst du einen landesspezifischen Unterschied im Vergleich zu amerikanischen Rap-Bands oder existiert so etwas nicht? Sprachlich höre ich keinen Unterschied. Keine Ahnung, ob ein Muttersprachler das anders beurteilen würde. Vom Sound her könnte das aber genauso gut aus Amerika stammen. In dieser Hinsicht steht es anderen Underground-Rap-Platten aus Amiland in nichts nach. Freeway & Jake One – "The Stimulus Package"?
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Freeway selbst hat die Platte beschrieben als radikal auf der einen und konzeptuell auf der anderen Seite. Siehst du das ähnlich? Zuerst einmal muss ich sagen, dass das die einzige Platte wäre, die ich von den fünf auch Zuhause hören würde. Ich mag Freeway einfach. Der ist technisch zwar nicht der beste Rapper, aber ich mag seine Stimme und finde, dass er sehr emotional rappt. Und ich mag Emotionen in der Kunst. Wenn er mit „radikal“ konsequent meint, dann mag das hinsichtlich der Beats stimmen. Denn gerade im Vergleich zum Swollen Members-Album ist „The Stimulus Package“ eine sehr stimmige Platte. „Know What I Mean“
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Die Platte heißt „The Simulus Package“, also „Konjunkturpaket“, und Freeway hat gesagt, dass er mit diesem Album HipHop erneuern möchte. Ist ihm das deiner Meinung nach gelungen? Nein. Die HipHop-Wirtschaft wird er damit sicherlich nicht ankurbeln. Das ist eine geile HipHop-Platte mit klassischen Soul-Samples und einem sehr coolen Vibe, aber das Album hätte auch genauso gut schon vor fünf Jahren erscheinen können. Man hört keine Weiterentwicklung. Das ist im vorliegenden Fall auch nicht sonderlich schlimm, aber eine Erneuerung klingt anders. „The Stimulus Package“ ist gute, alte HipHop-Kunst. Wie ein Schweizer Taschenmesser. Gute Qualität, aber letztlich nichts Neues. Die CD wird nicht in einer normalen CD-Hülle geliefert, sondern als Portemonnaie aus Pappe und das Inlay besteht aus falschen Geldscheinen. Was hältst du von solchen Gimmicks? Ich finde das geil. Man kann da sehr kreativ sein, aber man muss sich das leisten können. Sido und Harris haben das doch auch mal gemacht und ihrer CD einen vorgedrehten Joint beigelegt. Bei großen Künstlern geht das, die können das finanzieren, aber für mich wäre das ein zu großes finanzielles Risiko. Aber wer weiß – vielleicht kann man die Leute dadurch auch wieder zum CD-Kaufen animieren. Nächste Seite: Aktuelle und ewige Lieblingsplatten von Blumio
Und hier die beiden aktuellen Lieblingsplatten von Blumio: The Beatles - "The White Album" Das trifft genau meinen Geschmack. Das Album ist voller verschiedener Musikstile, obwohl es von der Instrumentalisierung natürlich zu jeder Zeit nach den Beatles klingt. Ein musikalischer Hochgenuss. Da stimmt alles. Das sind Genies. Jay-Z - "The Blueprint III" Ich mag seine Raps und finde, dass er ein sehr lyrischer Rapper ist. Seine Flows sind unberechenbar und daher immer sehr fresh. Außerdem weiß er ganz genau, wie ein Album klingen muss, welche Beats zu ihm passen und welcher Sound den Zeitgeist trifft. Jay-Z war immer schon ein Vorreiter. Und er labert nicht so viel Scheiße wie andere. Blumios Alltime-Album-Top-Five: The Beatles - "The White Album" s.o. Dr. Dre - The Chronic 2001 Das ist für mich musikalisch ein Meilenstein. Eine Platte, die ich damals superviel gehört habe. Eminem - The Marshall Mathers LP Die Platte hat für Rap ganz neue Wege aufgezeigt. Jay-Z - Gesamtwerk s.o. Freundeskreis - "Esperanto" und Beginner - "Bambule" In meiner Jugend waren diese beiden Platten extrem wichtig für mich und haben bis heute nichts von ihrer Faszination verloren. P.S.: Entschuldigung an alle, die ich vergessen habe.