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Rap Rendezvous. Wir hören neue Platten mit D-Flame

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In dieser Kolumne geht es um einen Dialog. Um ein Zwiegespräch zwischen Rapper und Rezensent. Und wenn einer mitreden kann, dann wohl der aus Frankfurt stammende und heute in Hamburg lebende D-Flame. Aktiv ist die Flamme immerhin schon seit Ende der 80er-Jahre, damals noch als Teil der legendären Asiatic Warriors (zu denen neben A-Bomb und Combad auch Azad gehörte). Mit seinem ersten Album Basstard hat D-Flame bereits vor zehn Jahren damit begonnen, HipHop und Dancehall ihren Ursprüngen entsprechend wieder näher zusammenzubringen. Derzeit ist er für Yavido als Moderator tätig und arbeitet nebenbei an einem neuen Album, das Anfang nächsten Jahres erscheinen soll.

Hallo

Aber jetzt geht es los mit dem Rap Review Rendezvous und:  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

jetzt.de: Im Stück This Aint No Lil Kid Rap sagt Rah Digga, dass einige Leute sie als Retterin des BoomBaps ansehen und als das, was HipHop derzeit fehlt. Wie ist deine Meinung dazu?

D-Flame: Rah Digga war jahrelang mit Abstand meine Lieblingsrapperin. Es gab ja immer verschiedene Frauen im HipHop, aber Rah Digga war für mich die erste, die wirklich mal Lyrics gekickt hat. Ich habe zwar auch Queen Latifah und MC Lyte gemocht, aber Rah Digga kam noch mal mit einem ganz anderen Flavour rüber.

Konnte sie ihren Status als deine Lieblingsrapperin mit dem neuen Album denn beibehalten?

Ehrlich gesagt: Nein. Sie hat sich leider nicht weiterentwickelt. Ich höre Rap-Musik seit 1981 und habe alle Anfänge von ihr und ihrer alten Crew Flipmode Squad mitbekommen. Aber da höre ich mir tatsächlich nach wie vor lieber das alte Zeug an. Das ist mir alles ein bisschen zu retro. Nichts Neues.

Der Plattentitel Classic passt also vor allem deshalb, weil das Album sehr klassisch gehalten ist, und nicht, weil es das Zeug zu einem Klassiker hat.

Ja, das bringt es auf den Punkt.

This Aint No Lil Kid Rap

Auf ihrem neuen Album nennt sich Rah Digga The Last Chick Standing in der Männerdomäne HipHop. Würdest du dir generell mehr Frauen im Rap wünschen?

Natürlich. Derzeit ist Nicki Minaj für mich die spannendste Künstlerin. Aber ich mochte auch Eve damals sehr gerne. Oder Remy Ma. Wen ich allerdings überhaupt nicht leiden konnte, war Lil Kim. Die hat sich zu sehr als Bitch positioniert.

Rah Digga schien es vor allem ums Rappen an sich zu gehen, wirkliche Inhalte gibt es auf Classic nicht. Dir selbst ging es in deiner Musik ja immer auch um Messages. Fehlt dir das?

Ja, unter anderem. Aber auf dieser Platte ist auch kein Song drauf, der sich mit ihren alten Hits messen kann. Und wenn schon retro, hätte sie zumindest die alte Rah Digga sein müssen, die mich mit ihren Stücken richtig wegballert. Das tut sie mit den Stücken auf Classic aber leider nicht. Vielleicht hätte sie stattdessen noch mal die alte Flipmode Squad rekrutieren und den Nachfolger zu The Imperial in Angriff nehmen sollen. Das hätte vielleicht mehr reingehauen.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Auf der neuen Platte von Shad gibt es passenderweise einen Song namens Keep Shining, auf dem er rappt, dass er es schade findet, dass es nur so wenige weibliche MCs gibt. Was hältst du von seiner Idee, für seine rappenden Kolleginnen mal in die Bresche zu springen?

Das ist natürlich ein feiner Zug von ihm. Aber ich finde es trotzdem besser, wenn die Frauen das selbst in die Hand nehmen. Wir sind schließlich im Jahr 2010, und es gibt genug selbstbewusste, unabhängige Frauen, da braucht es eigentlich keinen männlichen Supporter. Viele Frauen können mit den Themen und Darstellungsweisen im Rap aber auch nicht viel anfangen und werden deshalb nicht aktiv. Das ist verständlich, das sollte man respektieren.

 

Was hältst du denn generell von Tsol?

Ich hätte mir die Platte auf jeden Fall nicht gekauft. Auch die ist mir zu retro. Ich könnte dir mehr als zwanzig Alben von 1994 nennen, die diese Platte locker in die Tasche stecken. Warum sollte ich mir dann noch diese dazukaufen? Wenn schon retro, dann doch bitte zeitgemäß präsentiert. Ein Amy-Winehouse-Album ist schließlich auch retro, aber die Produktionen von Mark Ronson flashen auch aus heutiger Sicht. Das sind moderne Beats und moderne Basslines, die aus dem Alten letztlich eben doch wieder etwas Neues machen. Aber Songs wie auf dem Shad-Album habe ich schon eine Million Mal besser gehört.

 

Rose Garden:

 

In Listen geht es um die Kunst des Zuhörens. In Anbetracht der Tatsache, dass man mit Musik mittlerweile ja an allen Ecken und Enden zugemüllt wird, keine Selbstverständlichkeit mehr. Schaffst du es noch, dir die nötige Zeit zum Musikhören zu nehmen?

Ja, eigentlich schon. Das ist mir auch sehr wichtig. Ich bin schließlich nach wie vor nicht nur Künstler, sondern auch Fan, dem die Musik wirklich am Herzen liegt. Ich bin aber, wie man gerade merkt, auch ein sehr kritischer Hörer.

 

In At The Same Time geht es um Gefühle, die man nur über Musik ausdrücken kann. Gibt es für dich auch Dinge, die du nur über Musik zum Ausdruck bringen kannst?

Ja, klar. Musik kann unwahrscheinlich gut Emotionen transportieren. Ich habe schon oft Situationen durchlebt, in denen mir die Worte für das gefehlt haben, was ich gerade gefühlt habe. Und plötzlich habe ich einen Song gehört, der genau mein Herz widergespiegelt hat. Das ist schon abgefahren manchmal. Ein gutes Beispiel dafür ist auch mein Album Daniel X: Da habe ich viele Sachen in Songs verarbeitet, über die ich vorher nie gesprochen habe. Und Leute, die diese Platte gehört haben, wissen jetzt, mit was für einem Menschen sie es zu tun haben, wenn sie sich ein D-Flame-Album kaufen.

 

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

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