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Hetero-Männer, steht ihr wirklich entweder auf Brüste oder Po?

Lassen sich Hetero-Männer wirklich in eine Arsch- und eine Brüste-Fraktion einteilen?
Illustration: Daniela Rudolf-Lübke

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Die Frage:

Liebe Hetero-Männer,

wenn ich durch Tiktok scrolle, dauert es nicht lange, bis ich auf folgenden Trend stoße: Junge Männer verraten in in kurzen Videos, ob sie auf blonde oder dunkelhaarige, große oder kleine Frauen und – offenbar besonders wichtig – ob sie eher auf Po oder Brüste stehen. Ihr Hetero-Männer scheint gerade bei Letzterem oft entweder die eine oder die andere Präferenz zu haben. Und auch zahlreiche Frauen eifern mittlerweile entweder einem prallen Kardashian-Hintern oder einer großen Oberweite nach. Brustvergrößerungen gehören nach wie vor zu den beliebtesten Schönheitseingriffen in Deutschland. Und nach ein paar Bier kommt in meinem männlichen Freundeskreis hin und wieder die Frage nach Po oder Brüsten auf. Die Antwort ist für jeden eigentlich immer sofort klar. Aber ist es für euch wirklich so? Kann man denn nicht auf einen prallen Po stehen, aber Doppel-D-Brüste auch irgendwie toll finden?

Männer, die einen großen Po bevorzugen, seien ordentlich und strukturiert

Dass diese Frage uns Hetero-Frauen beschäftigt, legen zumindest zahlreiche Frauenmagazine nahe: „Worauf stehen Männer wirklich? Und was sagt das über ihn persönlich aus?“ Viele dieser Magazine zitieren eine Studie aus den USA, bei der Forscher:innen herausfanden, dass die Vorliebe für pralle Brüste oder einen knackigen Po mehr ist als reine Geschmackssache. Männer sollen je nach Präferenz nämlich bestimmte Charaktereigenschaften haben.

Wer auf große Brüste steht, gehe häufig und gerne auf Dates, habe „männliche“ Interessen und lese gerne Sport-Magazine. Zudem stünden die Brüste-Fans gerne im Mittelpunkt und seien eher unabhängig. Und: Sie sollen häufiger Raucher sein und aus eher ärmeren Schichten stammen.

Auf der anderen Seite seien Männer, die einen großen Po bevorzugen, ordentlich und strukturiert. Sie arbeiten angeblich häufig in der Wirtschaft. In sozialen Situationen seien sie eher abhängig und neigen dazu, die Schuld bei sich zu suchen. Anders als die draufgängerischen Brust-Typen sind sie gleichmütig und gelassen. Zugegeben, die Studie ist schon an die fünfzig Jahre alt und seitdem hat sich bestimmt auch einiges geändert. Aber die Frage bleibt: Wieso diese Einteilung? 

Es ist zwar zweifelhaft, dass Frauenmagazine unsere Lebensrealität abbilden. Und auch wenn diese Frage ja eigentlich ein ziemlich veraltetes Frauenbild vermittelt: Uns Hetero-Frauen interessiert die Antwort heimlich schon. Teilt ihr euch überhaupt selbst in Po-oder-Busen-Kategorien ein? Und erkennt ihr die Po-oder-Busen-Charaktereigenschaften auch in euch wieder, oder ist diese Verknüpfung aus eurer Sicht völliger Quatsch?

Erzählt doch mal!

Eure neugierigen Frauen

Die Antwort:

Liebe Frauen,

ich weiß es noch, als ob es gestern gewesen wäre: Ich war vierzehn und es war der Tag, an dem ich wusste, ob ich ein Arsch- oder Brüste-Typ bin. Die Erkenntnis kam einfach über mich. Ein ganz besonderer Moment im Leben eines heranwachsenden Mannes. Mein Vater war so stolz: Wie er war ich ein Po-Bro. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, es seien keine Tränen geflossen. Er wusste, ich würde von nun an die Werte der unseren hochhalten: ordentlich und strukturiert sein, gleichmütig und gelassen, in der Wirtschaft arbeiten, in sozialen Situationen eher abhängig sein und eher nicht rauchen.

Vielleicht ist das Ganze ein Tool, um Unsicherheit zu kompensieren.

Habt ihr euch ungefähr so eine Antwort erhofft? Ha! Wir sind natürlich viel komplexer. Aber ja, diese Frage, ob wir ein Hintern- oder Brüste-Mann sind, die ist uns schon früh begegnet und ich bin mir sicher, dass sie sich auch noch Greise stellen. Meine spontanen Gedanken zu der ganzen Thematik sind erstmal ziemlich banal: Brüste und Hintern sind sekundäre Geschlechtsmerkmale, weil sich ihre Proportionen bei durchschnittlichen Frauen- und Männerkörpern deutlich unterscheiden. Und damit spielen sie eine wichtige Rolle bei der sexuellen Attraktivität. Gut, warum scheint es aber für Männer wichtig zu sein, eine Vorliebe für eine dieser Fett- und Muskelansammlungen zu haben und für Frauen eher nicht? 

So richtig beantworten kann ich das nicht, nur spekulieren. Die Faktenlage ist dünn. Vielleicht hat es etwas damit zu tun, dass Hintern und Brüste die Körperteile sind, die sich bei pubertierenden Mädchen am auffallendsten von ihrem vorpubertären Zustand unterscheiden und damit besonders faszinierend für Jungs sind. Dazu kommt dann noch eine generelle Vorliebe von Menschen, alles in binäre Kategorien einzuteilen, auch sich selbst: Bin ich eher der süße oder salzige Typ? Introvertiert oder extravertiert? Busen oder Popo? Eine andere Rolle spielt vielleicht der kleine Macht-Kick, den man als pickliger kleiner Wicht verspürt, wenn man diese unerreichbaren Wesen auf zwei Körperstellen reduziert. Und zusätzlich suggeriert ja die Aussage „Ich bin einfach ein Arsch-Typ“, dass man sich die Wahl zwischen dem einen und dem anderen sozusagen leisten könne, also den unausgesprochenen Zusatz „… und die Frauen, die nur große Brüste haben, sollen sich erstmal schön hinten anstellen!“ Damit wäre das Ganze quasi ein Tool, um Unsicherheit zu kompensieren. Sowas mögen wir.

Ich habe also einfach mal männliche Bekannte gefragt: „Arsch oder Titten?“

Vielleicht gibt es da aber auch evolutionsbiologische oder tiefenpsychologische Gründe. Wer zu wenig gestillt wurde, will die ganz großen Dinger. Oder wer schwach ist und Konflikten eher ausweicht, will eine Frau mit kräftiger Gesäßmuskulatur, die schnell mit ihm zusammen fliehen kann. Irgendsowas. You get the idea.

Aber ich habe da rausgehört, dass euch bei dieser Frage vor allem auch unsere unmittelbare, stumpfsinnige Triebebene interessiert. Ich habe also einfach mal aus dem Nichts heraus, beim Abendessen oder beim Einkaufen, männliche Bekannte gefragt: „Arsch oder Titten?“ (Sorry für die Wortwahl, aber die war in diesen Fällen nötig, um ein gewisses Jetzt-mal-unter-uns-Vertrauensverhältnis zu schaffen).

Es gibt einen Sieger

Erster Teil des Ergebnisses: Fast alle haben, ohne lange zu überlegen, mit einem von beidem geantwortet. Wie gesagt, das kann damit zu tun haben, dass wir eben wirklich eine naturgegebene Vorliebe für Brüste oder Hintern haben. Oder damit, dass sich diese Frage so oft unter Männern gestellt wird, dass sie eigentlich schon Bestandteil der Popkultur ist und wir glauben, man müsse tatsächlich eine Antwort darauf haben. Und da war dann oft auch ein gewisser – unbewusster – Stolz bei den Antworten zu erspüren, der gut zur oben erwähnten Kompensationstheorie passt und ungefähr besagte: Ich bin ein Mann, der weiß, was er will und ich habe kein Problem damit, Frauen auch einfach mal auf ihre geilen Dinger zu reduzieren. Überrascht?

Zweiter Teil: Es gibt einen Sieger. Und zwar war da, zumindest in meiner Stichprobe, eine leichte Tendenz zu … TROMMELWIRBEL … Popo. Das deckt sich auch mit meinen vagen Erinnerungen an Jahrzehnte einfallsloser Sex-Gespräche. Sorry, Boobies. Ein kleiner Trost dürfte aber die dritte Erkenntnis sein. Die ist nämlich, dass fast niemand nach dieser ersten spontanen Antwort nicht zumindest ein bisschen relativiert und kurz an seiner Wahl gezweifelt hat. Dogmatiker gab es nur ganz vereinzelt. Es kam mir fast so vor, als ob diese Männer in dem Moment kurz nachdem sie „Arsch“ oder „Titten“ gesagt hatten, ein abergläubisches Schuldgefühl überkam gegenüber dem jeweiligen Körperteil, das sie verraten hatten. Beinahe wie Furcht vor einer Gottheit, die man erzürnt haben und die einem von nun an ihre Gunst verwehren könnte. Mindestens etwas irrational, dieses Frauenkörper/Hetero-Mann-Verhältnis.

Kleine Sub-Erkenntnis: Es geht uns in beiden Fällen weniger um Größe als um Form und Beschaffenheit.

Nach vielem Hin- und Her war das Fazit der meisten dann sowas wie „Naja, das Gesamtkonzept muss halt stimmen.“ oder „Das Gesicht ist für mich eigentlich das Wichtigste.“ Bei solchen Erkenntnissen fühlen wir uns dann übrigens fast schon von einem heiligen Leuchten feministischer Weisheit umgeben. 

Nie den Blick fürs Wesentliche verlierend,

Eure Po-Bros und Hupen-Buben

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