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"Bitte keinen Film über mein Leben"
Name: Kim Frank (Eigentlich Kim Alexander Frank, bei Kim braucht man einen geschlechtsbestimmenden Zweitnamen, aber ich hasse Alexander)
Spitzname: Kimmi, Kimsen, Kimsko, Kimsenater, Franky, Franklyn, Frankyboy
Alter: 31
Job: Regisseur und Autor
Früher wollte ich aussehen wie: Eine Mischung aus Elvis Presley und dem Michael Jackson zu "Bad"-Zeiten. Ich hab mir jeden morgen eine Tolle mit Haarspray frisiert und hatte eine kleine Stupsnase. Die Nase wuchs, die Haare gingen aus.
Stattdessen sah ich aus wie: Ein kleiner, verträumter, ständig in der Nase popelnder Junge mit zuviel Haarspray in den Haaren.
Wenn ich heute in den Spiegel schaue, sehe ich: dass ich als alter Mann hässlich sein werde. Orson Welles in "Im Zeichen des Bösen"-hässlich, aber hoffentlich mit einem ähnlich aufregenden Lebenslauf , wie Mr. Welles hinter mir.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Kim Frank wurde Ende der 90er berühmt mit seiner Band Echt. Heute dreht er Filme und Videoclips - zuletzt einen zehnminütigen Musikfilm mit dem Sänger Fayzen.
Ich gehöre auf die Bühne, weil: Ich habe 2007 aufgehört Musik zu machen, weil ich das Gefühl hatte nicht mehr auf die Bühne zu gehören. Es hat mich nicht mehr erfüllt und ich will brennen für das, was ich tue.
Außer Musik kann ich auch noch: Ich habe mich dann entschieden meiner Leidenschaft, dem Film, nachzugehen. Ich glaube, wenn ich ein Talent habe, dann ist es vielleicht Geschichten zu erzählen. Nichts anderes habe ich als Sänger gemacht und jetzt, finde ich, nur die Form gewechselt.
Das kann ich noch nicht, würde ich aber gerne können: Japanisch kochen. Ich liebe es zu kochen und kann behaupten, bei mir kann man sich wünschen was man will, es wird so schmecken wie man es kennt, außer Japanisch halt. Achso... und aufräumen.
Meine Eltern haben mir beigebracht, dass: Ich kenne meinen Vater nicht, aber meine Mutter hat mir beigebracht, dass man alles kann was man will, und dass es nicht falsch ist stolz zu sein. Also einen gewissen Stolz zu haben, und auch stolz auf sich selbst zu sein.
Sie waren stolz auf mich, als: Ganz ehrlich weiß ich das nicht. Ich hoffe meine Mutter ist stolz auf mich, aber eine bestimmte Situation fällt mir nicht ein. Obwohl, als meine Mutter den Musikkurzfilm von Fayzen für "zu Hause" sah, rief sie weinend bei mir an, so gerührt war sie von meiner Arbeit.
http://vimeo.com/72177662 Der vor kurzem veröffentlichte Musikfilm "zu Hause".
Sie waren enttäuscht von mir, als: Enttäuscht ist ein krasses Wort. Jemanden enttäuscht zu haben ist für mich mit das schlimmste, was ich mir vorstellen kann. Also hoffe ich, dass ich meine Mutter nicht enttäuscht habe. Richtig sauer wurde sie, wenn ich, mal wieder, den Schlüssel verloren hatte.
Das erste Mal verliebt war ich: sehr früh. Sobald ich mich erinnern kann, eigentlich. Neben meiner Mutter, die ich, wie so viele Söhne, heiraten wollte, in Anna-Lena, ein Mädchen auf das meine Mutter tagsüber aufpasste. Ich sehe sie heute immer noch in anderen Frauen.
Das letzte Mal gelogen habe ich: Weiß ich nicht, und ich will auch nicht drüber nachdenken. Ich versuche immer mit vollster Kraft ehrlich zu sein, was mir mein Leben auch schon oft sehr erschwert hat. Die Situationen, in denen ich es nicht bin, quälen mich im Nachhinein so, dass ich sie erfolgreich verdränge.
Noch nie habe ich: Jemanden umgebracht. Warum mir das als erstes eingefallen ist und was das zu bedeuten hat, kann sich jetzt jeder selber überlegen. Für mich zählt es in die Kategorie: Is so.
Mein größter Triumph: Wenn ich ganz alleine meine Wohnung so richtig sauber gemacht hab. Ach Quatsch. Ich denke nicht in Superlativen. Ich genieße die vielen kleinen Erfolge. Dann zieh ich mich nackt aus und tanze. Natürlich nur, wenn ich allein bin. Das mit dem Ausziehen, mein ich.
Mein größter Fehler: Dass ich so unordentlich bin. Ach Quatsch. Ich bin voll von Fehlern, vielen kleinen, ein paar größeren, aber auch die gehören für mich in die Kategorie: Is so. Ich versuch einfach so gut wie möglich damit klar zu kommen, wie und wer ich bin.
Mein größter Traum: Internationale Kinofilme zu machen. Mit 14 hab ich mir eine Visitenkarte machen lassen, auf der neben meinem Namen und meiner Scall Nummer "angehender Sänger" stand. Ich weiß, was auf meiner jetzigen stehen müsste.
Meine größte Angst: Zu sterben. Seitdem ich 10 bin und auch immer noch, hab ich die tatsächliche Angst zu sterben. Neben Panikattacken hat das aber auch den Effekt, dass ich immer das Bedürfnis habe zügig mit meinen Träumen voran zu kommen.
Wenn ich eine 4-er-WG gründen dürfte, dann zusammen mit: Auf gar keinen Fall! 4 Leute? In einer WG? Nie im Leben! Ich bin kein WG-Typ. Ich war dann so einer, der an der Zimmertür horcht, ob's ruhig auf dem Flur ist, nur um mich ungesehen auf Toilette schleichen zu können.
Wenn mein Leben verfilmt würde, träge das Werk den Titel: Bitte nicht. Bitte keinen Film über mein Leben. Aber wenn ich dann tot sein sollte und nicht protestieren kann, dann bitte nur keine Wortspiele. Sachen wie "Frank und frei", oder "Das echte Leben des Kim Frank". Bitte nicht. Danke.
Wenn ich mir einen Satz tätowieren dürfte, dann: Hä? Das darf doch jeder? Oder verstehe ich hier etwas falsch. Auf jeden Fall hab ich mir keinen Satz tätowieren lassen und will das auch nicht. Vielleicht wäre die Frage mit "müsste" besser als mit "dürfte". Dann würd ich sowas wie "Seemannsbraut ist die See, denn nur ihr kann er treu sein" nehmen. Bloß keine Weisheiten. Noch besser fänd ich aber die Frage: Für wieviel Geld würdest Du Dir, für alle zu jeder Zeit sichtbar "Arschloch" auf die Stirn tätowieren lassen?
Text: erik-brandt-hoege - Foto: Kim Frank