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Martin Schulz weiß, wie viel der Liter Milch bei Aldi kostet

Fotos: ProSiebenSat.1 Media SE, REUTERS, obs, AFP; Bearbeitung: Janina Schmidt

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Nachdem die Kanzlerin vor drei Wochen live die Fragen von vier Youtubern beantwortet hat (hier kannst du die Reaktionen junger Zuschauer nachlesen), war an diesem Dienstag der SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz dran. Ihm gegenüber saßen wie beim letzen Mal schon MrWissen2Go und ItsColeslaw, neu im Interviewer-Team waren Nihan und MarcelScorpion. Jeder der Vier hatte etwa 15 Minuten Zeit, seine Fragen zu stellen.

Die besten Momente des Youtuber-Interviews mit Martin Schulz im Schnelldurchlauf:

Im Vergleich zum Merkel-Gespräch lässt sich das mit Schulz am besten so zusammenfassen: weniger faktisch, mehr Gefühl. Schulz kam sehr viel nahbarer rüber als die Kanzlerin. Vor allem, weil er immer wieder über sein eigenes Leben, seine Jugend und seine Alkoholsucht sprach, erwähnte, wann er „so richtig die Krise“ kriegt (bei Ausländerfeindlichkeit) oder was ihn „tief verletzt“ (Hasskommentare im Internet). Aber eigentlich war das auch erwartbar: Merkel war Merkel, also souverän und kühl. Und Schulz war eben Schulz: selbstbewusst, aber zum Plauderton neigend – und immer wieder gerne darauf verweisend, dass er aus einem bodenständigen Milieu kommt und viele Freunde in der deutsch-türkischen Community hat.

Inhaltlich ging es in den gut 70 Minuten unter anderem um Integration, Fremdenfeindlichkeit, den Konflikt mit der Türkei, soziale Gerechtigkeit, Digitalisierung, Bildungspolitik und Tierschutz. Um vieles also, was auch erklärt, warum kein Thema wirklich in die Tiefe ging. Schulz schaffte es aber, wie zuvor auch Merkel, Punkte seines Wahlprogramms abzuhaken. So plädierte er zum Beispiel für schnellere Asylverfahren und mehr Deutschkurse, eine Reform der Bundesagentur für Arbeit, einen flächendeckenden Breitband-Ausbau und ein bundesweit einheitliches Schulsystem (eine Zusammenfassung der Themen-Blöcke findest du auf sz.de). 

Nach dem Gespräch mit Merkel hatte es Kritik gegeben, dass die Youtuber zu brav gewesen seien und der Kanzlerin keine kritischen Nachfragen gestellt hätten. Auch Martin Schulz haben sie nicht gerade in den Mangel genommen, ihn sogar eher ein wenig gepempert – „Sie sind das beste Beispiel, dass es klappt“, sagte zum Beispiel Nihan, als es darum ging, wie man als junger Mensch Krisen bewältigen kann. Dennoch waren die einzelnen Blöcke viel dialogischer, die Youtuber lockerer. Vielleicht lag das an Schulz’ jovialer Art. Oder einfach daran, dass da nicht mehr die amtierende Kanzlerin saß, sondern „nur“ der Herausforderer. 

Gut tat es dem Format außerdem, dass Tweets mit dem Hashtag #deinewahl nicht wie beim letzten Mal einfach nur vorgelesen wurden, sondern darin formulierte Fragen direkt an Schulz weitergegeben wurden: Woher soll das Geld für die Integration kommen? Sind Sie für Islamunterricht? Was halten Sie von E-Sport? Das brachte Abwechslung. Die Zuschauerzahlen blieben aber deutlich hinter denen des Merkel-Gesprächs: Um die 50.000 Zuschauer hatte die Kanzlerin zu Höchstzeiten, bei Schulz waren es maximal 15.000. Allerdings begann sein Interview bereits um 12 Uhr, als sicher viele noch in der Schule, an der Uni oder auf der Arbeit waren (Merkels Live-Gespräch fand am Nachmittag statt). Alle, die es verpasst haben, können es nachträglich noch ansehen.

Eine Antwort blieb Schulz am Ende schuldig: Nihan fragte ihn, was der größte Mist sei, den er in seiner Jugend verbrochen habe. Schulz druckste etwas rum, sagte, das könne er nicht öffentlich sagen – und rückte dann mit dem „zweitgrößten Mist“ raus: Er sei nachts in ein Freibad eingestiegen und habe eine Packung Waschmittel ins Becken gekippt. Vielleicht war die Geheimnistuerei um den „größten Mist“ nur Koketterie. Vielleicht arbeiten aber jetzt auch schon Wahlkämpfer der CDU daran, ihn aufzudecken.

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