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US-Wahl: Warum so viele junge Amerikaner bei den Midterms wählen gehen
Der letzte Mord war am Freitag. Ein Mann in Tallahassee (Florida) betrat ein Yogastudio und erschoss zwei Frauen, verletzte fünf weitere und erschoss dann sich selbst. Eine Woche vorher hatte in einer Synagoge in Pittsburgh ein Schütze elf Menschen erschossen, nachdem er sich zuvor im Netz bereits antisemitisch geäußert hatte.
Die Liste der Massenschießereien in den USA liest sich wie ein Kalender dieses Jahres: Benton (Januar), Parkland (Februar), Yountville (März), Nashville (April), Santa Fe (Mai). Der einzige Monat ohne Massenschießerei im Jahr 2018 war der Juli. Als hätten die Attentäter eine Sommerpause eingelegt.
Für Trump stimmen? „Niemals“, sagen 59 Prozent
In den USA ist der Massenmord zur Routine geworden. Und genau das wird junge Menschen in den USA bei den anstehenden Midterm-Wahlen an die Urnen treiben, glaubt zumindest John Della Volpe, Leiter des Instituts für Politik (IOP) der Harvard-Kennedy-School. „Die jungen Amerikaner sind traumatisiert.“ Er erwartet aufgrund dieses Traumas einen neuen Jungwählerrekord in den USA.
Von diesem Rekord dürften vor allem die Demokraten profitieren: Auf die Frage, ob sie bei den kommenden Präsidentschaftswahlen Donald Trump wiederwählen würden, gaben bei einer repräsentativen Studie des Harvard Institute of Politics 59 Prozent der Wähler zwischen 18 und 29 Jahren an, sie würden „niemals“ für Präsident Trump stimmen. Neun Prozent sagten, es sei „sehr unwahrscheinlich“, weitere neun Prozent gaben an, es sei „möglich“, und nur elf Prozent sagten, sie würden den Präsidenten „definitiv“ wiederwählen.
Anstatt sich lähmen zu lassen, reagieren die jungen Amerikaner mit den Instrumenten, die die Demokratie ihnen gibt – sie protestieren auf der Straße und gehen ins Wahllokal. Was logisch klingt, ist deshalb so beachtenswert, weil in den USA besonders die Gruppe der „Youth Voters“ als müde Wählergruppe gilt, deren Wahlbeteilgung seit dem Jahr 1986 die 21 Prozent nicht überschritt. Die Harvard-Studie wird seit 18 Jahren durchgeführt und war bislang relativ treffsicher. Sie wich nur etwa drei Prozent von den tatsächlichen Wahlergebnissen ab. Die Prognose für dieses Jahr: Die Wahlbeteiligung der Youth Voters soll sich verdoppeln, also bei knapp 40 Prozent liegen. Eine Prozentzahl, die eher an die Wahlbeteiligung einer Präsidentschaftswahl erinnert, als an eine Midterm-Wahl.
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Die Themen, die die Jungwähler laut der Umfrage besonders beschäftigen, sind neben Waffengewalt die Gesundheitspolitik, die Abschaffung von Studiengebühren – die in den USA enorm hoch sind und zu jahrzehntelanger Verschuldung führen – und die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit durch ein landesweites Auffangsystem. Eine der Mitarbeiterinnen der Studie, selbst Studentin und Jungwählerin, begründete das neue politische Interesse in einem Interview so: „Wir beginnen den Zusammenhang zwischen dem Politischen und dem Persönlichen zu sehen.“
Stars rufen zum Wählen auf und haben damit anscheinend Erfolg
Doch nicht nur die jüngsten Massenschießereien oder wirtschaftliche Sorge dürfte die junge Wahlbeteiligung bei den Midterms in die Höhe treiben: Auch mächtige Tritte in den Hintern von Prominenten via Twitter oder Instagram haben im Vorfeld der Wahl ihr Übriges getan. Stars wie Rihanna oder Taylor Swift riefen ihre Fans nicht nur dazu auf, wählen zu gehen, sondern gaben auch (im Fall von Taylor Swift erstmals) Empfehlungen für Kandidaten.
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Beyoncé und Jay-Z gingen noch weiter - ihre Fans konnten sich auf der „On The Run II“-Tour am Eingang der jeweiligen Konzerthalle als Wähler registrieren lassen – denn nur wer registriert ist, darf in den USA wählen gehen. Das Gleiche ermöglichte Snapchat: User, die über 18 Jahre alt sind, erhielten einen Registrierungslink für die Wahlen sowie einen Wahl-Alarm. Keine andere App dürfte die Jungwähler so gut erreichen: Fast 80 Prozent der Snapchat-User sind 18 bis 24 Jahre alt.
Taylor Swifts politischer Ratschlag führte laut der Plattform Vote.org dazu, dass sich 169.000 neue Wähler innerhalb der ersten 48 Stunden nach dem Tweet registrierten; mehr als die Hälfte von ihnen 18 bis 29 Jahre alt – und damit Youth Voters.
Mit den Avengers für strengere Waffengesetze
Auch die jungen Aktivisten von „March for our lives“ sprachen gezielt die Erstwähler an: gemeinsam mit dem Cast des Blockbusters „Avengers- Infinty War“ veröffentlichten sie ein Video, in dem sie sich an ihr „erstes Mal“ erinnern – das erste Mal, als sie wählen gingen, versteht sich. Der Untertitel: „This November 6th is when you can change this nation.“ Im Vorfeld der Wahlen gingen die Mitglieder von „March for our lives“ auf eine große „Vote for our Lives“-Tour, auf der sie mehr als 50 Städte besuchten und unter anderem an Orten Reden hielten, an denen Menschen in Massenschießereien ums Leben kamen. Dort warben sie für striktere Waffengesetze.
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Dabei politisieren sich nicht nur Gruppen, wie die Anhänger von „March for Our Lives“, die Trump mit ihrer Wahl am 6. November das Regieren durch eine demokratische Mehrheit im Senat und Repräsentantenhaus schwer machen wollen. Auch unter der republikanischen Jugend wird die Wahlbeteiligung ansteigen; in Haustürwahlkämpfen werben junge Republikaner für Trump, dafür, Migration zu bekämpfen, oder verharmlosen eine Steuerpolitik, von der hauptsächlich die Superreichen profitieren dürften.
Hoffnung für die Zukunft? Haben erschreckend wenige
Die Angst vor der Zukunft ist es, die junge demokratische und junge republikanische potenzielle Wähler eint. In der Harvard-Umfrage gaben 65 Prozent der Befragten an, sie stünden der Zukunft ängstlich gegenüber. Kandidaten wie der Demokrat Beto O'Rourke in Texas haben erkannt, dass in dieser Angst Wählerpotential steckt. Sie bemühen sich vor der Wahl besonders um die Jungen, touren durch Colleges und sprechen die jungen Themen wie Studiengebühren oder Einwanderung direkt an.
Die Ergebnisse der Harvard-Umfrage deuten zwar eine „Blue Wave“ unter den jungen Wählern an, also einen Gewinn für die Demokraten im Senat wie im Repräsentantenhaus. Doch zwischen Online-Registrierung und dem Gang zum Wahllokal kann ein himmelweiter Unterschied liegen. Es wird sich zeigen, wer im Laufe des Tages tatsächlich die Stimmen der jungen Wähler abgreift und wie die anderen Wählergruppen entscheiden. Seit 2016 verlässt sich schließlich niemand mehr gern auf Umfragen – und seien sie noch so represäntativ.