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Warum sich der ORF von Böhmermann-Interview distanziert
Clarissa Stadler schaut mit ernstem Blick in die Kamera. Die Moderatorin der ORF2-Fernsehsendung Kulturmontag hat nach dem Interview mit Jan Böhmermann etwas zu sagen, möchte das eben Gesendete nicht einfach so stehen lassen: „Soweit also die Ansichten des Satirikers Jan Böhmermann zu Österreich. Der ORF distanziert sich von den provokanten und politischen Aussagen Böhmermanns, aber wie Sie wissen, darf Satire alles und der öffentlich-rechtliche Rundfunk künstlerische Meinung wiedergeben.“
Vorausgegangen war ein Interview zwischen ORF-Reporter Christian Konrad und Böhmermann im Rahmen seiner Ausstellung „Deuscthland#ASNCHLUSS#Östereich“, die am Wochenende in Graz eröffnet wurde. In dem Interview erklärte der Moderator die Ideen hinter seinem neuesten Projekt und antwortete gewohnt bissig auf die gestellten Fragen: „Ein 32-jähriger Versicherungsvertreter mit viel Haargel als Bundeskanzler, habt Ihr nichts Besseres?“, „Wann wird der ORF umbenannt in FPÖ-TV?“, und sprach von „volksverhetzender Scheiße“, die der Vizekanzler Heinz-Christian Strache bei Facebook „raushaut“ – alle Aussagen hatten eine klare Botschaft: In Österreich läuft gerade sehr viel schief. Hier wird aus Böhmermanns Sicht normalisiert, was eigentlich niemals normal sein sollte.
„Die FPÖ will den ORF erpressbar machen“
Es sind natürlich harte Worte des Moderators, doch eine Distanzierung ist kein alltäglicher Schritt. Viele sehen ihn als Einknicken des Senders vor der FPÖ. Denn seit Wochen ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk selbst Teil der internationalen Berichterstattung. Die rechtspopulistische FPÖ, die seit 2017 gemeinsam mit der bürgerlich-konserativen ÖVP in der Regierung sitzt, setzt seit Regierungsantritt den Sender massiv unter Druck. Zuletzt legte Norbert Steger, Mitglied im ORF-Stiftungsrat und früherer FPÖ-Chef, dem vielfach ausgezeichneten ORF-Nachrichtenmoderator Armin Wolf nach dessen kritischem Interview mit einem FPÖ-Politiker einen Rücktritt nahe: „Ich würde ein Sabbatical nehmen, auf Gebührenzahler-Kosten durch die Welt fahren und mich neu erfinden.” Dieter Bornemann, Vorsitzender des Redakteursrats des ORF, sagte kürzlich in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung dazu: „Die FPÖ will den ORF via Finanzierung erpressbar machen und so Einfluss auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk nehmen. Denn Qualitätsjournalismus ist der größte Feind populistischer Politik, die auf komplexe Fragen mit einfachen Antworten reagiert.“
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„Immer schön stehen bleiben. Das ist das Wichtigste“
Es ist bei weitem nicht der erste Angriff der FPÖ in Richtung Wolf. Anfang vergangenen Jahres schrieb Strache auf seiner Facebook-Seite: „Es gibt einen Ort, an dem Lügen zu Nachrichten werden. Das ist der ORF. Das Beste aus Fake News, Lügen und Propaganda, Pseudokultur und Zwangsgebühr. Regional und International. Im Fernsehen, im Radio und auf dem Facebook Profil von Armin Wolf“ Bebildert mit einem Foto des Journalisten und versehen mit der Caption: „Satire!“ . Strache entschuldigte sich später bei Wolf und dem ORF öffentlich und musste eine hohe Geldstrafe zahlen.
Auch dazu äußerste sich Böhmermann: „Politiker machen keine Satire. (...) Wenn ein Politiker Quatsch macht und hinterher sagt, das war ein Witz, dann würde ich ganz, ganz spitze Ohren bekommen.“ Zum Ende des Interviews verteidigte der ZDF-Neo-Moderator Wolf noch einmal explizit: „Wenn sie einen Journalisten haben, wie den Armin Wolf im ORF, der sich da hinstellt, dann fragen Sie sich nicht, warum stellt er sich da hin, sondern fragen Sie sich, warum steht der als einziger da? Und warum steh ich nicht auch da.“ Er schloss mit den Worten: „Immer schön stehen bleiben. Das ist das Wichtigste.“
Für besonders viel Aufregung sorgte in sozialen Medien Böhmermanns Antwort auf die Frage Konrads: „Herr Böhmermann, als Thomas-Bernhard-geeichter Österreicher, der ja meine Landsleute als 6,5 Millionen Debile und Tobsüchtige bezeichnet hat (...), die immer noch nach einem starken Regisseur schreien. In wie weit kann mich diese Ausstellung jetzt da noch erschüttern oder aufregen?“ Böhmermann antwortete: „Das Rad der Zeit dreht sich ja weiter. Inzwischen sind es ja acht Millionen Debile. Aber der Ruf nach autoritärer Führung ist immer noch sehr laut.“ Böhmermanns Interview und die Reaktion des ORF werden breit diskutiert. Schauspielerin und Autorin Samira El Ouassil äußerte auf Twitter ihre Besorgnis und veröffentlichte einen Thread, in dem sie „eine Auswahl exemplarischer, pressefreiheitlich bedenklicher Vorfälle“ veröffentlichte. Auch Anne Will, Journalist Michael Borgers und Richard Schmitt, Online-Chefredakteur der Kronen Zeitung, meldeten sich zu Wort.
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ORF-TV-Kulturchef Martin Traxl erklärte das Vorgehen des ORF gegenüber jetzt wie folgt: „Wichtig ist in diesem Zusammenhang festzuhalten, dass der ORF dem Objektivitätsgebot unterliegt und nichts anderes getan hat, als medienrechtliche Vorgaben einzuhalten. Den Beitrag zu spielen, sich aber in Folge von darin getätigten unsachlichen Kommentaren zu distanzieren, war eine professionelle und rechtskonforme, redaktionsinterne Entscheidung, die auf keinerlei Druck von innen oder außen entstanden ist.“
Auch Böhmermann selbst äußerte sich auf Twitter zur Reaktion des ORF:
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Erst vor wenigen Wochen wurde der Sender dafür gescholten, dass er die Kabarettisten der Satiregruppe Maschek mit einem Piepton belegte. Sie hatten den österreichischen Vize-Kanzler Heinz-Christian Strache in der Sendung Willkommen Österreich mit den Worten eingeleitet: „Vom Neonazi zum Sportminister – eine typisch österreichische Karriere". Maschek spielten darauf an, dass Strache in seiner Jugend an privaten Wehrsportübungen im Wald teilnahm und sich in der Neonazi-Szene bewegte.