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„Wenn man plötzlich von Unbekannten angespuckt wird, dann ist das #JewishPrivilege“

Screenshot: Twitter @_Rabbi_Dan

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„Wenn du nun wieder einen gepackten Koffer im Schrank hast, dann hast du nicht zuviel Zombie-Serien gesehen, sondern dies ist die Folge von: #JewishPrivilege“, schreibt ein Twitter-Nutzer. Der Mann will damit offenbar sagen: Er fürchtet sich vor Antisemitismus in Deutschland, vor Diskriminierung und Gewalt gegen Jüdinnen*Juden. Die Vorstellung, dass Jüdinnen*Juden sich aus Angst vor ihren deutschen Mitbürger*innen für die Abreise bereithalten, lässt Alarmglocken klingeln. Für einige Jüdinnen*Juden ist das Klingeln bereits zum Tinnitus geworden, der den Alltag begleitet.

Der Hashtag #jewishprivilege wurde ursprünglich von Rassist*innen in den USA gestartet, um verschwörungsideologische und antisemitische Inhalte über soziale Medien zu verbreiten. Bereits der Begriff soll suggerieren, dass Jüdinnen*Juden Privilegien hätten, die sie ausnutzen würden. Als Reaktion darauf griff der pro-israelische, jüdische Aktivist Hen Mazzig den Hashtag auf und motivierte andere Jüdinnen*Juden, erlebte antisemitische Gewalt zu posten. Nachdem viele seinem Aufruf gefolgt sind, schreibt Mazzig später: „Wir haben es gedreht und den Hashtag, der uns erniedrigen sollte, genutzt, um unsere Geschichten zu erzählen.” 

Die Geschichten zeigen die Dimension von alltäglichen Angriffen und Ängsten, die hier bitter-ironisch als „Privilegien” dargestellt werden. Beispielsweise zeigt der Hashtag, wie antisemitische Vorurteile zu verbalen wie körperlichen Übergriffen gegenüber Jüdinnen*Juden führen. 

Die antisemitische Gewalt begleitet viele offenbar durch ihr Leben: Einige berichten, sie in der frühen Kindheit, in der Jugend, im Erwachsenenalter erfahren zu haben. Viele erinnern zudem an ihre Vorfahren, die dem Holocaust zum Opfer fielen, und deren Andenken heute noch manchmal von Antisemit*innen geschändet wird.

Ein Blick auf den Hashtag zeigt also, wie nah antisemitische Vorurteile und Angriffe beieinander liegen. Während Jüdinnen*Juden, letzteres offenlegen, finden sich unter dem Hashtag immernoch Tweets, die Hass auf Jüdinnen*Juden verbreiten. Auch deutschsprachige Tweets zeigen das.

#jewishprivilege bringt nicht-jüdischen Menschen näher, dass Jüd*innen tatsächlich bedroht sind

Das Bundesamt für Verfassungsschutz sprach in seinem Bericht für das Jahr 2019 von einem Anstieg antisemitischer Gewalt, auch Beratungsstellen wie der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus e.V. wiesen auf zunehmende antisemitische Angriffe hin. Allein 2019 hat es laut Jahresbericht rund 2.000 bekannte antisemitische Straftaten in Deutschland gegeben, was einem Zuwachs von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. 

Die Folgen sind alarmierend. Die jüdische Gemeinde in Düsseldorf debattierte bereits, ob sie ihren Mitgliedern anraten soll, auszuwandern. Der Twitter-Trend #jewishprivilege bringt nicht-jüdischen Menschen näher, dass Jüdinnen*Juden tatsächlich bedroht sind. Der schroffe Sarkasmus, antisemitische Gewalt gar als „Privileg” zu betiteln, schmeckt dabei bitter nach und soll weh tun. Denn genau diesen Alltag der Gewalt möchten Twitter-Nutzer*innen sichtbar machen. Deshalb gibt es auch in Deutschland entsprechende Bemühungen, den Hashtag zu besetzen.

Der Vizevorsitzende der Jüdischen Studierendenunion Deutschland, Ruben Gerczikow, twitterte über seine Erfahrungen als Jude in Deutschland: 

Aber auch andere jüdische Deutsche weisen auf das bestehende Antisemitismusproblem in Deutschland hin. Der Nutzer @osaalfeld, (der weiter oben bereits auf seine gepackten Koffer verwies) twittert gleich mehrere bestürzende Erlebnisse. Zum Beispiel schreibt er: „Wenn man plötzlich von Unbekannten angespuckt wird, dann ist das #JewishPrivilege.“

tmn

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