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Teilnehmer über die Demonstration gegen den AfD-Bundesparteitag
Am Samstag Morgen hat der Parteitag der AfD im Osten Hannovers begonnen - mit etwa einer Stunde Verspätung. AfD-Gegner hatten die Zufahrt zum Veranstaltungsort mit Sitzblockaden versperrt. Die Polizei setzte daraufhin Wasserwerfer gegen die Demonstranten ein. Mehrere Menschen, davon hauptsächlich Beamte, sollen verletzt worden sein.
Wir haben mit drei jungen Leuten darüber gesprochen, inwiefern und warum sie an der Demo teilnehmen und wie sie das Verhältnis zwischen Polizei und Demonstranten dort empfinden.
„Die Polizei ist mit brutaler Gewalt gegen uns vorgegangen“
Frank ist 34 und Sprecher der Interventionistischen Linken. Er war an den Blockaden beteiligt.
„Meine Organisation steht für radikale Demokratie, für Klimagerechtigkeit und internationale Solidarität – die AfD stellt sich gegen all das. Deswegen stellen wir uns gegen die AfD: Wir wollen heute den Parteitag der AfD blockieren beziehungsweise behindern. Wir sind deshalb schon seit heute Morgen um 6 Uhr in Hannover und versperren den AfD-Delegierten den Weg zum Parteitag. An diesen Blockaden haben sich meines Wissens nach mehrere tausend Menschen beteiligt.
Dass die Blockaden nicht immer noch stehen, liegt am brutalen Einschreiten der Polizei: Sie ist mit offener, unverhältnismäßiger Gewalt gegen uns vorgegangen. Dabei saßen wir einfach nur auf der Straße. Von unserer Seite ging keinerlei Eskalation aus. Ich habe selbst gesehen, wie eine große Sitzblockade trotz Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt mit Wasserwerfern und dem Einsatz von Knüppeln und Fäusten aufgelöst wurde.
Bei der anschließenden Demonstration waren dann noch mehr Menschen auf der Straße - mehr als 7000, so wie ich das mitbekommen habe. Damit sind wir sehr zufrieden. In erster Linie geht es bei der Demo schließlich darum, ein Zeichen zu setzen. Die Teilnehmer sind nicht nur Mitglieder linker Organisationen, sondern auch einfach solche Menschen, die zeigen wollen, dass sie sich nicht an den Rassismus der AfD gewöhnen werden, nur weil diese im Bundestag sitzt.
Natürlich ist es schade, dass wir den Parteitag nicht ganz verhindern konnten. Aber er begann mehr als eine Stunde verspätet und konnte nur durch den massiven Polizeieinsatz durchgesetzt werden. Deshalb sind die Blockaden und die Demo für mich ein Erfolg, der mich zum Weitermachen ermutigt.“
„Mir gegenüber hat sich die Polizei sehr freundlich und höflich verhalten“
Anna ist 29 und stellvertrende Vorsitzende der Jusos in Berlin. Sie ist seit heute Morgen an der Demonstration beteiligt.
„Ich glaube, wir haben heute sehr viel erreicht. Unter anderem dadurch, dass wir schon die Anfahrt der AfD-MitgliederInnen massiv gestört haben. Wenn man sich dann noch die Demo anguckt, ist es auch sehr schön zu sehen, dass sich nicht nur eine einzelne Gruppe gegen die AfD stellt. Hier versammeln sich vielmehr viele verschiedene Organisationen, aber auch Privatpersonen. Sie kommen nicht nur aus Hannover, sondern aus Berlin, Bochum, Bremen, Lübeck... aus ganz Deutschland.
Was das Polizeiverhalten angeht, habe ich sehr unterschiedliche Dinge mitbekommen. Mir gegenüber hat sich die Polizei sehr freundlich und höflich verhalten. Auch an einigen Blockade-Stationen soll es gut funktioniert haben. Andererseits weiß ich auch, dass mindestens eine Person von den Demonstranten ins Krankenhaus musste. Ich habe außerdem gehört, dass bei einer Blockade Schmerzgriffe ins Gesicht gegen Demonstranten angewendet worden sein sollen. Das ist für mich natürlich eine völlig unnötige Eskalation der Gewalt von Seiten der Polizei. Ich selbst habe heute aber keine Eskalationen erlebt.
Mein Ziel ist es, ein lautes Zeichen gegen die AfD zu setzen. Denn ich glaube, dass die Partei bei diesem Bundesparteitag noch weiter nach rechts rücken wird. Es ging ja vorher schon herum, dass Höcke für den Bundesvorstand kandidieren wollte oder sollte. Ich finde deshalb, dass man die Hetze, die von der AfD betrieben wird, nicht unwidersprochen hinnehmen darf. Man muss an wichtigen Tagen wie dem Bundesparteitag ganz deutlich sagen: 'Wir ziehen hier die rote Linie. Wir akzeptieren eure Hetze nicht.' Wir werden uns deshalb mit allen Mitteln, die wir haben gegen diesen Parteitag stellen.“
„Für mich ist die AfD keine demokratische Partei“
Nora ist 29, Sprecherin von Aufstehen gegen Rassismus und hat geholfen, die Demonstration zu organisieren.
„Heute protestiere ich gegen den Bundesparteitag der AfD. Denn: Für mich ist die AfD keine demokratische Partei. Sie möchte Menschen aufgrund von Religion, Hautfarbe oder sexueller Orientierung aus der Gesellschaft ausschließen. Ich erwarte auf diesem Bundesparteitag außerdem noch einen weiteren Rechtsruck der AfD – und dagegen möchte ich mich deutlich positionieren.
Ich bin froh, dass wir hier zu Tausenden demonstrieren. Viele Teilnehmer gehören einer von verschiedenen Organisationen an, die sich gemeinsam organisiert haben. Ich sehe hier Gewerkschaften wie IG Metall oder Verdi vertreten, genau wie linke Gruppen oder christliche und muslimische Organisationen. Viele Menschen sind von weit her gekommen. Auch „Aufstehen gegen Rassismus“-Mitglieder sind aus dem gesamten Bundesgebiet angereist, um gegen Rassismus zusammenzustehen.
„Anti-Rassismus sollte keine rein-linke Position sein“
Heute Morgen gab es vor der eigentlichen Demo auch Blockaden. So wollten einige Demonstranten verhindern, dass Mitglieder der AfD zu ihrem Bundesparteitag anreisen können. Dadurch wurde der Parteitag um eine Stunde verspätet. Das ist ein großer Erfolg. Wir haben so gezeigt, dass wir die Hetze der AfD nicht akzeptieren.
Die Polizei hat daraufhin anscheinend Wasserwerfer gegen eine Sitzgruppe eingesetzt. Die Demonstranten haben friedlich protestiert, um die Demokratie zu verteidigen, die wir gerade noch haben. Und dann diese Reaktion: Wasserwerfer bei um die null Grad – das ist nicht in Ordnung.
Alles was jetzt gerade stattfindet, ist aber eine schöne Demonstration ohne Eskalationen. Es gibt Redebeiträge, zum Beispiel den einer Holocaust-Überlebenden, die Demonstranten haben Schilder und Plakate dabei und skandieren Anti-AfD-Parolen. Wir veranstalten so einen bunten Protest, an dem jeder teilnehmen kann. Denn Anti-Rassismus sollte keine rein-linke Position sein. Er sollte gesellschaftlicher Grundkonsens sein.“