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SPD und Jusos: Kühnert ist mit seinem Aufbegehren gegen die Groko gescheitert. Was macht er jetzt?
Die Entscheidung steht keine zwanzig Minuten fest, da tritt Kevin Kühnert vor das Willy-Brandt-Haus in Berlin. Er will seine Sicht auf den Mitgliederentscheid erklären, in dem sich rund 66 Prozent der Mitglieder für eine große Koalition ausgesprochen haben. Aber er will das auf keinen Fall im Foyer der SPD-Parteizentrale machen. So wie kurz vor ihm noch Olaf Scholz. Lieber steht Kühnert in Turnschuhen vor der Tür und friert.
Ein Auftritt am Stehpult neben Scholz wäre auch das Letzte, was der Juso-Chef gerade gebrauchen kann. Zu sehr ist die Distanz zur SPD-Spitze in den letzten Tagen schon abgeschmolzen. Auf keinen Fall soll nun der Eindruck entstehen, dass Kühnert ins Lager der Groko-Befürworter überläuft. Auch wenn viele Spitzengenossen genau das hoffen.
Generalsekretär Lars Klingbeil hat Kühnert schon mal einen Toaster überreicht. Als Dank für die vielen Neumitglieder, die der Juso-Mann mit seiner No-Groko-Tour durch Deutschland angeschleppt hat. Und dann sind da noch die wenig subtilen Angebote. Sigmar Gabriel und auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer werben dafür, Kühnert künftig stärker in die SPD einzubinden. Für einen Juso-Chef muss das wie eine Drohung klingen.
Also steht Kevin Kühnert am Sonntagmorgen in der Kälte vor dem Willy-Brandt-Haus. Er reibt sich die Hände. Er hat verstanden, um was es hier geht: dringend auf Distanz zu denen da drinnen gehen. Kühnert sagt die Sätze, die jetzt alle von ihm erwarten. Das Ergebnis des Mitgliederentscheids? „Eine große Enttäuschung“. Die Neuauflage der Groko? „Die weniger klügere von zwei Möglichkeiten.“ Und trotzdem: Ein Spielverderber will er auf keinen Fall sein.
Schon am Samstagmorgen hat er Zweifel zerstreut. Zweifel, ob es bei der Stimmauszählung überhaupt mit rechten Dingen zugegangen ist. Seine Botschaft auf Twitter: bitte keine Verschwörungstheorien. Es gebe einen Notar, der alles überwache. Und seinen Opa, der beim Nachzählen hilft. „Der ist stramm No-Groko und nachweislich unbestechlich.“ Man konnte einen Juso-Chef beobachten, der sich seiner Verantwortung bewusst ist.
„Wir wollen keine schlechten Verlierer sein“
In gewisser Weise war das schon die Vorbereitung für den Sonntagmorgen. Da sagt Kühnert in die vielen Kameras, die sich auf ihn richten, dass seine Jusos, das Ergebnis selbstverständlich akzeptieren wollen. Klar, man werde die Groko kritisch begleiten. Aber auf ihr Ende hinarbeiten, das will der Juso-Chef nicht mehr. Kühnert sagt: „Wir wollen keine schlechten Verlierer sein.“
Natürlich ist ihm die ganze Euphorie um seine Person nicht entgangen. Er weiß, dass es im Willy-Brandt-Haus gar nicht so Wenige gibt, die ihn weiterhin in den Talkshows sehen wollen. Er gilt als großes Talent, dass der SPD neue Wählerschichten erschließen könnte. Wenn der Parteivorstand am Nachmittag tagt, dann ist Kühnert mit dabei.
Trotzdem will er den Eindruck vermeiden, dass hier einer schon zum nächsten Karrieresprung ansetzt. Gefragt nach seiner künftigen Rolle sagt Kühnert nur, dass er als Juso-Vorsitzender gewählt sei und dieses Amt auch in den nächsten zwei Jahren behalten wolle. Und dann nochmal für alle Journalisten zum Mitschreiben: „Niemand muss einem Kevin Kühnert ein Angebot machen.“
Es ist ein typischer Kühnert-Aufritt: ruhig, klare Sätze – und am Ende auch ein wenig emotional. Kühnert sagt, dass sich die SPD grundlegend erneuern müsse. Mit Kleinigkeiten will er sich nicht zufriedengeben. Im Gegenteil: „Wir werden der Partei solange aufs Dach steigen, bis wir das Gefühl haben, das passiert in ausreichendem Maße.“