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Schwedische Ultras vermummt im Stadion
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Seit dem ersten März gilt in Schweden ein Gesetz, nach dem Fans jedweder Sportart mit bis zu einem halben Jahr Gefängnis bestraft werden können – wenn sie vermummt auf den Rängen von Sportstätten auftauchen. So will die Regierung Gewalt und Pyrotechnik in den Arenen und darum herum bekämpfen.
Vergangene Saison hatte es schlimme Zwischenfälle gegeben. Ein Fan des Vereins AIK Solna zum Beispiel hatte aus Ärger über ein Gegentor mit einem Bengalo mehrere Zaunfahnen angezündet – Hitze und Qualm verursachten Panik bei den umstehenden Menschen, fünf wurden zum Teil schwer verletzt. Zuvor hatten sich im Januar 2016 Fans des gleichen Teams mit denen von Hammarby eine Massenschlägerei geliefert – und als die Hooligans nach sechs Minuten Prügelei abrückten, fuhr einer von ihnen einen Polizisten mit einem Auto an.
Der schwedische Innenminister Anders Ygeman sah keinen triftigen Grund, bei Sportveranstaltungen vermummt aufzutreten und sorgte für das oben erwähnte Gesetz. Nicht ohne eine Ausnahme einzubauen: Wer sich aus religiösen Gründen vermummt, darf das auch weiterhin tun.
Das war wiederum natürlich eine Steilvorlage für die Ultras von AIK. Ein Elfmeter ohne Torwart, quasi. Die AIK-Ultras sind für ihre Aktionen bekannt, man braucht nur schnell bei Youtube "AIK Ultras" eingeben und schon bekommt man mehrere Videos von vernebelten Fan-Blöcken und Pyro-Shows präsentiert.
Die Ultras sind aber auch kreativ. Sie nutzten Ygemans Gesetzes-Ausnahme und konvertierten für 90 Minuten zum Islam. Zahlreich erschienen sie am vergangenen Wochenende zum Saisonstart der schwedischen Liga mit einem Niqab bekleidet in der "Friends Arena" vor den Toren Stockholms. Dazu hielten sie während des Spiels gegen BK Häcken zwei Banner hoch: "AIKs Ultras meinen es gut, jetzt maskieren wir uns aus religiösen Gründen. Freiheit für Ultras ist das Ziel, danke Ygeman für das Schlupfloch."
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"Das zeigt nur, dass die AIK-Fans ein bisschen Humor haben", sagte Ygeman als Reaktion dem Sportbladet. Er glaube nicht, dass der Niqab zum Trend auf schwedischen Tribünen werde. Die Aktion sei nur ein einmaliger Seitenhieb auf ihn. Dazu muss man wissen: Ygemann ist mit einer AIK-Anhängerin verheiratet, er selbst stand als Jugendlicher hingegen in der Kurve von seinem Herzensverein Djurgarden, fuhr dem Verein sogar mit dem Zug durch Schweden hinterher. Das Derby zwischen Djurgarden und AIK gilt seit je her als brisant.
"Meine Kinder nehme ich nicht mehr mit zum Derby", hatte Ygeman nach den ersten Gewaltausbrüchen noch dem Magazin 11Freunde gesagt. Und: "Es ist beklagenswert, dass einige Gewalttäter allen anderen den Fußball verderben." Mit Hilfe von Ygemans Gesetz sollte damit jetzt eigentlich Schluss sein. Sollten sich allerdings wiederholt schwedische Fans, egal welchen Vereins, dazu entschließen, spontan-muslimisch in Stadien zu gehen und zu randalieren, wäre es dann Aufgabe der Polizei und der Gerichte, zu entscheiden, ob das Vermummungsverbot nicht ausnahmslos gilt - auch aus religiösen Gründen.
max