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Schüler-Demonstration für Gun Control in den USA
Am frühen Montagabend legten sich 17 Schüler auf den Boden vor dem Weißen Haus und stellten sich tot. Sie alle gehören zu der Gruppe „Teens for Gun Reform“ und wollten der amerikanischen Regierung mit ihrem „Lie-in“ zeigen, was die lockeren Waffengesetze der USA fünf Tage zuvor mit 17 Menschen gemacht hatten. Die können selbst schließlich nicht mehr für sich sprechen. Ein 19-jähriger ehemaliger Schüler erschoss sie am Valentinstag in der Marjory Stoneman Douglas Highschool.
Dutzende andere Demonstranten legten sich wenige Momente später neben die Teenager – und wollten damit die Frage aufwerfen: „Wie viele Opfer sollen noch dazu kommen, bevor ihr reagiert“? Amokläufe sind in den USA keine Seltenheit. 170 davon gab es in den vergangenen 20 Jahren – alleine an Schulen. 150.000 Schüler waren laut einer Hochrechnung der Washington Post Zeugen dieser Verbrechen.
Die Reaktion der Schüler auf die Tat in Florida ist in dieser Form nun neu: Sie wollen nämlich selbst dafür kämpfen, dass dieser Amoklauf der letzte gewesen ist, der Todesopfer gefordert hat. Ihre Lösung: Die Politik muss strengere Waffengesetze erlassen. Denn das Problem existiert ja nicht nur bei Amokläufen an Schulen. 2018 sind bereits 1825 Menschen in den USA durch Schusswaffen getötet worden, in den Jahren zuvor lag die Zahl der Todesopfer am Ende immer über 15.000.
Denn wie die 17-jährige Emma Gonzalez, Überlebende des Amoklaufs und Symbolfigur der aufkeimenden Protestbewegung, in einer Rede sagte: „Das Ganze ist nicht nur eine Frage psychischer Erkrankungen. Der Täter hätte nicht so viele Menschen töten können, wäre er nur mit einem Messer bewaffnet gewesen.“
Weil viele Schüler dieses Argument ebenfalls vertreten und sich nicht dadurch besänftigen lassen wollen, dass der Präsident nur seine „Gedanken und Gebete an die Opfer“ entsendet, legten sie sich nun also vor das Weiße Haus. Auf Schildern standen Sätze wie: „Gedanken und Gebete retten keine Leben. Strengere Waffengesetze schon.“ Oder: „Schützt eure Kinder, nicht eure Waffen!“ Dazu skandierten weitere Demonstranten immer wieder Fragen wie „Bin ich als nächstes dran?“ und äußerten ihre Forderung nach sicheren Schulen.
Der Protest findet allerdings nicht nur vor dem Weißen Haus statt. Schüler im ganzen Land wollen so lange keine Ruhe geben, bis sie strengere Waffengesetze erreicht haben. So wollen sie beispielsweise im März einen großen Protestmarsch veranstalten.
Schließlich gehörte die Angst vor Taten wie dieser in den Jahren seit 1999 zu ihrer Realität: Damals hatten an der High School in Columbine zwei Schüler erst zwölf ihrer Mitschüler und einen Lehrer, dann sich selbst getötet. Seitdem leben junge Menschen in Amerika mit strengen Sicherheitskontrollen an den Eingängen ihrer Schule und statten sich teils mit kugelsicheren Rucksäcken aus. Das wollen die Schüler jetzt also ändern. Sie nennen sich deshalb heute: „Post-Columbine-Generation“.
Mit ihrem Protest rütteln die Schüler gerade schon große Teile der amerikanischen Bevölkerung auf. Auf Google wird nun zuhauf nach „Gun Control“ gesucht, Stars wie Mayim Bialik von Big Bang Theory sprechen sich energisch für schärfere Gesetze aus und Artikel über einen Waffenbesitzer, der seine Waffe nun freiwillig abgibt, gehen im Netz viral.
Die Sprecherin des Weißen Hauses Sarah Huckabee Sanders sagte als Reaktion auf die Proteste der Schüler: „Der Präsident unterstützt die Bemühungen, das bundesweite System der Background Checks zu verbessern.“
Wie beeindruckend Donald Trump den Protest aber tatsächlich findet, ist unklar: Während die Schüler vor dem Weißen Haus in der Kälte lagen, um die Aufmerksamkeit auf dieses Thema zu lenken, befand sich der US-Präsident gerade in seinem Golf Club in Florida. Während des Wahlkampfes hatte er sich immer wieder als der Waffen-Lobby eher wohlgesonnen gezeigt.
lath