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Diese Persönlichkeiten haben ihre Statuen wirklich verdient

Diese Statue des Autors Indro Montanelli wünschen sich einige Menschen in Mailand weg. Aber welche Denkmäler inspirieren uns eigentlich?
Foto: imago images/Matteo Gribaudi

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Bristol: Die Statue des Sklavenhändlers Edward Colston wird ins Hafenbecken geworfen. Mailand: Das Denkmal des Journalisten und Kriegsreporters Indro Montanelli wird mit roter Farbe beschmiert. „Vergewaltiger“ steht da, und: „Rassist“. Rotterdam: Das Standbild von Piet Hein, der Teil des niederländischen Kolonialismus war, wird ebenfalls mit roter Farbe mit den Worten „Mörder“ und „Dieb“ versehen. Boston: Unbekannte köpfen eine Statue von Christoph Kolumbus. Richmond: Medienberichten zufolge wird ein weiteres Kolumbus-Denkmal gestürzt, in Brand gesteckt und in einen See geworfen.

All das ist in der vergangenen Woche passiert, zudem wurde in London auch Winston Churchills Statue mit dem Satz „War ein Rassist“ beschmiert. Der ehemalige Premier wird zwar weithin für seine Verdienste im Krieg gegen die Nazis verehrt, ist aber auch dafür bekannt, an die Überlegenheit der Weißen geglaubt zu haben. Die britische Regierung verurteilte den Schriftzug und verkleidete das Denkmal daraufhin mit Holz, um weitere Beschädigungen während der Proteste zu vermeiden.

Die schiere Anzahl dieser Vorfälle zeigt zumindest eines: Der westlichen Welt mangelt es nicht an historisch relevanten Personen, deren Fehlverhalten, Vergehen und Verbrechen in der Öffentlichkeit bis jetzt nicht angemessen aufgearbeitet wurden. Jetzt etabliert sich im Zuge der weltweiten Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt auch ein neuer Anspruch an die Erinnerungskultur: Personen an öffentlichen Plätzen zu verewigen, die in den Augen einiger für Kolonialisierung und Gewalt stehen, soll einigen Protestierenden zufolge nicht mehr die Norm sein.

Auch wenn nicht alle diesen Anspruch unterstützen – der französische Präsident Emmanuel Macron etwa betonte in seiner Ansprache am Sonntag, man müsse sich seiner Geschichte stellen und sie nicht verschwinden lassen – stellt sich die Frage: Wer wären denn die historischen Held*innen der neuen Bewegung? Und wo stehen ihre Denkmäler? Danach fragte auch der britische Autor und Historiker James Barr am 10. Juni auf Twitter:

Knapp 35 000 Personen haben den Tweet inzwischen gelikt, und noch viel wichtiger: Hunderte kommentierten und schlugen Statuen und Denkmäler von Menschen oder Ereignissen vor, an die es sich wirklich zu erinnern lohnt. Darunter LGBTQ+-Ikonen wie Alan Turing, der als einer der einflussreichsten Theoretiker der frühen Computerentwicklung gilt und aufgrund seiner Homosexualität chemisch kastriert wurde – oder Musiker Freddie Mercury. Aber auch Denkmäler für beeindruckende Aktivist*innen der Gleichberechtigung, der Friedensbewegungen sowie Widerstandskämpfer*innen wurden aufgelistet. Und eine DNA-strickende Maus ist dabei – zu Ehren der Tiere, die in Labors für die Wissenschaft gestorben sind.

Bei all diesen positiven Beispielen gibt es allerdings auch einen Trend, den Barr selbst auch feststellt: „Hier ist, bisher, ein auffälliger Mangel an Politiker*innen, Monarch*innen und Generäl*innen in diesem Thread.“ Dem gibt es wenig hinzuzufügen.

mpu

Anm. der Redaktion: Dieser Text wurde zum ersten Mal am 16. Juni 2020 veröffentlicht, wurde aber am 17. Juni um 14 Uhr noch einmal aktualisiert, um weitere Einordnung bezüglich Winston Churchill zu geben.

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