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In Hongkong reißen pro-chinesische Gruppen die Lennon Walls ab

Ein Pro-China-Anhänger beim Zerstören einer Lennon Wall.
Foto: Anthony Kwan/Getty Images

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Seit Monaten gehen in Hongkong Millionen Menschen auf die Straße. Sie fordern den Rücktritt der Hongkonger Regierungschefin Lam, die ein Gesetz durchdrücken wollte, mit dem Bürger leichter an China hätten ausgeliefert werden können.

Mittlerweile verlangen die Menschen aber auch eine unabhängige Untersuchung von Polizeigewalt und freie Wahlen.

Ein extrem populäres und kreatives Mittel der überwiegend friedlichen Proteste waren bislang die in ganz Hongkong verbreiteten Lennon Walls – Post-it-Wände, auf denen satirische Kommentare, Vorschläge zu Verabredungen, Mutmach-Sprüche, Bilder und Plakate zu finden sind.

Doch am Samstagmorgen wurden einige dieser Wände offenbar von pro-chinesischen Gruppen abgerissen.

Wie mehrere Medien übereinstimmend berichten, wurden Dutzende Menschen dabei beobachtet, wie sie die bunten Zettel von den Wänden reißen. Auf Twitter tauchten Bilder auf, auf denen die Hongkonger Polizei diese Aktion zu schützen scheint:

Der pro-chinesische Hongkonger Abgeordnete Junius Ho hatte zuvor über Social Media dazu aufgerufen, die Stadt „aufzuräumen“ und den „ganzen Müll“ von den Wänden zu reißen. Es wird nun befürchtet, dass diese Aktion die Proteste in Gewalt umschlagen lassen könnte.  

Zuletzt kam es zwar bereits immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Demonstranten gekommen, aber im Großen und Ganzen verlaufen die dezentralen Proteste friedlich – und eben teilweise äußerst kreativ. Den Lennon Walls, benannt nach John Lennon, kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Sie sind Ausdruck des zivilen Widerstands gegen ein zunehmend autoritär werdendes System. In einem Beitrag der ARD-Kultursendung ttt nannte es der junge Hongkonger Dokumentarfilmer South Ho so: „Wenn es gewalttätig wird, dann drücken wir uns durch Kunst aus und große kulturelle Kreativität.“ Er bezeichnete die Lennon Walls als „Zeichen der Kritik und der Verständigung“.

Vor wenigen Wochen forderte Joshua Wong, einer der prominentesten Vertreter der Proteste, im Gespräch mit jetzt sowohl ein Ende der Polizeigewalt gegen Demonstrierende, als auch das Ende des chinesischen Einflusses: „Unser Ruf nach Demokratie wird nicht enden, solange Xi Jinping, der Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chinas, weiterhin derartigen Einfluss auf unsere Regierung nehmen darf.“

Für dieses Wochenende sind weitere Proteste angekündigt.

pwe

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